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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 1.1897-1898

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Atelier-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.6384#0148
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ßücherschau.

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eher Schritt halten; die kartonnirte Mappe
vermag auch das grosse Publikum anzulocken;

der Kenner aber
wird sich immer
wieder in die so
einfachen und doch
so urpersönlichen
u. schönheitvollen
Erfindungen des
jungen Meisters
mitLiebe vertiefen.
Christiansen geht
wie alle unsere
»Jungen« urfrisch
wieder von der
Natur aus; er
bringt fast nur

Pflanzenformen,
und in einer so ein-
fachen, flächigen
Darstellung, dass
die meisten seiner
Muster sogleich in Patronen zum Auf-
schabloniren umgesetzt werden können. Und
das Vorzügliche und Christiansens Sonder-
stellung innerhalb der »Modernen« begrün-
dende ist sein fabelhaft ausgeprägter Sinn
für Flächenvertheilung. Wir finden sonst
jetzt überall ein ganz entschiedenes, fast ein-
seitiges Vorwalten der geistreichen Linie;
man sehe darauf die Zeichnungen z. B. Eck-
manns an; sobald aber der Stubenmaler vor
eine einfachere dekorative Aufgabe gestellt
wird, kann er nachdrückliche und doch
zugleich ruhige Wirkungen nur durch weise
Flächenvertheilung erreichen, zumal bei
Wiederholungsmotiven. So kommen denn
Christiansens Ornamente von rechtswegen

> Despot.«

FR. ERLER.

gerade für die bürgerliche Wohnungsaus-
stattung schier wie eine Erlösung. Einer
meiner Freunde, ein kunstgeschickter Arzt
in Naumburg a. S. hat seine Villa mit diesen
Motiven von ganz mittelmässigen Maler-
gehülfen in so überraschend wirkungsvoller
Weise ausmalen lassen, dass ich den bün-
digsten Beweis von der hervorragenden
Bedeutung der Christiansenschen Entwürfe
empfangen. Trotzdem ist das Heft nur wenig
beachtet worden; vielleicht weil es — zu früh
kam und zu gesund war. Es fiel in die
Zeit vor unserer, leider zum guten Theil aus
England bezogenen modernen »Stilerneue-
rung« und es ist so ungeheuer sachgemäss
und mätzchenlos, dass der von den neuen
Stürmern doch vielfach bevorzugte »haut-
goüt des fin-de-siecle-haften« fehlt. — Auf
den besonderen Werth des Werkes als Lehr-
mittel habe ich bereits vor Jahren a. a. O.
hingewiesen; an der Technischen Hochschule
in Berlin-Charlottenburg wird es zu meiner
Freude benutzt. Möchte es nun, da alle
Welt im neuen Fahrwasser schwimmen
möchte, noch allgemeiner zur verdienten
Geltung kommen. Hans SCHLIEPMANN.

ZUR BESPRECHUNG GINGEN BEI
DER SCHRIFTLEITUNG WEITER EIN :

Otto Eckmann: Neue Formen, dekora-
tive Entwürfe für die Praxis. I. Sammlung,
10 Blatt, theilweise farbig, Mk. 14.— bei
Max Spielmeyer—Berlin, 1897.

W. von Seidlitz: Geschichte des Ja-
panischen Farbenholzschnitts. 8" mit 95 Ab-
bildungen, broch. Mk. 18.—, gebd. Mk. 20.—
bei Gerhard Kühtmann Dresden, 1897.
 
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