Melchior
»Inspiration« und »Vision*. Entwürfe für Schlafzimmcr-G
nicht gelingen konnte: sie ermangelten hin-
reichender Schulung im Handwerke. Sie
warenTzufrieden jnit ihrer Zweckerreichung.
Als ob der prüfende Blick jener Alten
auf ihn gerichtet sei: so fleissig und gründ-
lich lernte er seine Kunst. Er kannte und
verstand nichts von den hastigen Bestre-
bungen seiner ruhmsüchtigen Zeit- und Alters-
genossen. Er war ein einfacher Mann, der
gleichsam einen Befehl erhalten hatte, etwas
zu vollbringen und danach that. Er bangte
nicht mit zitternder Seele nach glänzendem
Erscheinen vor der Oeffentlichkeit, denn er
wusste, dass die Meister, die er so sehr liebte,
unbekannt geblieben waren bis zum heutigen
Tag, er wusste, dass es für den Schaffenden
nur Eines gibt: Das Werk/ Dies liebte er
aus voller, tiefer, frommer Seele; darum
liebte er auch das Werkzeug, die bittre Ar-
beit, das schwere, schlichte Werk der Hände.
So ging er unbeirrbar, nur das dem Werke
Lechter. 163
x.$ fr
obelins. Melchior lechter.
taugliche annehmend, durch die Berliner
Akademie, so durch die ungeheuere Wildniss
der malerischen Bestrebungen und Einflüsse
seines Zeitalters, so auch durch die Natur.
Von allen empfing er, was sein Werk fördern
konnte; keinem aber gab er sich und sein
Werk preis. In dieser Tendenz scheint mir
die wahre Selbständigkeit zu bestehen.
Niemals sah man eine Arbeit seiner
Hand auf einer Ausstellung. Was wollte er
dort, wo es darauf ankam durch stoffliche
und sonst äusserliche Dinge die gaffende
Menge anzuziehen und von den Nachbarn
abzulenken? Er lächelte, wenn man ihm von
den Ausstellungen sprach, die für die meisten
seiner Genossen gänzlich zum einzigen Zweck
der Kunstübung geworden schienen. Frei-
lich wollte auch er sein Schaffen ins Leben
hineinstellen, um es in der Wechselbeziehung
zum Leben, aus der es entstanden war,
dauernd zu erhalten. So zeigte er in jener
»Inspiration« und »Vision*. Entwürfe für Schlafzimmcr-G
nicht gelingen konnte: sie ermangelten hin-
reichender Schulung im Handwerke. Sie
warenTzufrieden jnit ihrer Zweckerreichung.
Als ob der prüfende Blick jener Alten
auf ihn gerichtet sei: so fleissig und gründ-
lich lernte er seine Kunst. Er kannte und
verstand nichts von den hastigen Bestre-
bungen seiner ruhmsüchtigen Zeit- und Alters-
genossen. Er war ein einfacher Mann, der
gleichsam einen Befehl erhalten hatte, etwas
zu vollbringen und danach that. Er bangte
nicht mit zitternder Seele nach glänzendem
Erscheinen vor der Oeffentlichkeit, denn er
wusste, dass die Meister, die er so sehr liebte,
unbekannt geblieben waren bis zum heutigen
Tag, er wusste, dass es für den Schaffenden
nur Eines gibt: Das Werk/ Dies liebte er
aus voller, tiefer, frommer Seele; darum
liebte er auch das Werkzeug, die bittre Ar-
beit, das schwere, schlichte Werk der Hände.
So ging er unbeirrbar, nur das dem Werke
Lechter. 163
x.$ fr
obelins. Melchior lechter.
taugliche annehmend, durch die Berliner
Akademie, so durch die ungeheuere Wildniss
der malerischen Bestrebungen und Einflüsse
seines Zeitalters, so auch durch die Natur.
Von allen empfing er, was sein Werk fördern
konnte; keinem aber gab er sich und sein
Werk preis. In dieser Tendenz scheint mir
die wahre Selbständigkeit zu bestehen.
Niemals sah man eine Arbeit seiner
Hand auf einer Ausstellung. Was wollte er
dort, wo es darauf ankam durch stoffliche
und sonst äusserliche Dinge die gaffende
Menge anzuziehen und von den Nachbarn
abzulenken? Er lächelte, wenn man ihm von
den Ausstellungen sprach, die für die meisten
seiner Genossen gänzlich zum einzigen Zweck
der Kunstübung geworden schienen. Frei-
lich wollte auch er sein Schaffen ins Leben
hineinstellen, um es in der Wechselbeziehung
zum Leben, aus der es entstanden war,
dauernd zu erhalten. So zeigte er in jener