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VORWORT

Mit der Herausgabe des Buches „Erechtheion" erfüllt das Archäologische
Institut des Deutschen Reiches die Ehrenpflicht der Dankbarkeit "gegen-
über seinem größten und erfolgreichsten Mitarbeiter. Gewiß war Wilhelm
Dörpfelds Tätigkeit in Olympia, Troja und Tiryns, auf Korfu und Leukas
von umstürzender Bedeutung: die in die weitesten Kreise reichende Wir-
kung seiner Gesamtpersönlichkeit ergab sich jedoch aus der Tatsache,
daß er drei Jahrzehnte lang an der Spitze der Zweigstelle Athen des Archäo-
logischen Institutes stand. In dieser amtlichen Stellung boten sich ihm
vielseitige Möglichkeiten, seine Führereigenschaften zu betätigen: sein
praktischer Sinn glänzte in Aufbau und Leitung des Institutes, in der
Organisation der berühmt gewordenen Peloponnes- und Inselreisen; seine
einzigartige Lehrbegabung, sein sachlich schlichter, durchsichtig klarer
Redefluß übte bei zahllosen Führungen und Vorträgen unwiderstehlichen
Zauber aus; namentlich aber kam seine überragende wissenschaftliche
Bedeutung, sein Bauforscher- und Ausgräbergenie, das sich aus der un-
erreichten Fähigkeit, Gemäuer und Erdreich zu beobachten, Zusammen-
hänge zu erkennen, Wesentliches zu erschließen, offenbarte und das ihn
zu der großen archäologischen Autorität jener Zeit auf klassisch-griechi-
schem Boden stempelte, gerade in Athen, dem damaligen Brennpunkt der
Altertumsforschung, im Verkehr mit der gesamten Fachwelt zur vollen
Geltung und ließ ihn zum Berater und Helfer, oft auch zum entscheiden-
den Beurteiler aller Ausgrabungsunternehmungen werden. Wer sich heute
vergegenwärtigen will, in welchem Umfange Wilhelm Dörpfeld damals die
Forschung vorangetrieben hat, der durchblättere die frühen Jahrgänge
der Athenischen Mitteilungen, wo er Schlag auf Schlag in unvergleichlich
klar stilisierten Aufsätzen, oft auf nur wenigen Seiten, Grundprobleme
unserer Wissenschaft angefaßt und meist auch endgültig gelöst hat. Zu
den Großtaten seiner Forschung gehören auch die Arbeiten über das
Erechtheion und seinen ursprünglichen Plan; bis in die letzten Tage seines
gesegneten Lebens haben ihn diese Fragen beschäftigt. Das Archäologische
Institut des Deutschen Reiches, das sich bewußt ist, sein eigenes inter-
nationales Ansehen zum großen Teil der Mitwirkung Wilhelm Dörpfelds
zu verdanken, beeilt sich, die erste aus seinem Nachlaß druckfertig ge-
wordene Schrift herauszugeben und damit seiner unwandelbaren Verehrung
für den dahingegangenen Meister Ausdruck zu verleihen. Der Dank des
Institutes gilt daneben auch dem Bearbeiter dieser Schrift, Hans Schleif,
der lange Jahre hindurch voll treuer Hingabe an Dörpfelds Seite gewirkt
und, unbeschadet der oft bewiesenen Selbständigkeit des Urteils, seinen
Ideen bis in alle Einzelheiten hinein gefolgt ist. Dank gebührt endlich auch
dem Verlag S. Mittler & Sohn, der die Drucklegung in einer für das
Buchwesen besonders schweren Zeit freudig auf sich genommen und rasch

zu Ende geführt hat. ,T ,. e , j

ö Martin Schede
 
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