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IV.

DER BAUPLATZ

Um eine Vorstellung zu gewinnen, wie vor Erbauung des Erechtheions das Gelände nördlich
des ,,Alten Tempels" gestaltet war, ist es nicht nur nötig, die unter und neben dem Erechtheion
erhaltenen Reste genau zu kennen und zu beschreiben, wie dies im Erechtheion-Werk und ins-
besondere in L. B. Hollands „Erechtheion Papers" (AJA. 28, 1924, 1,142,402,425) geschehen
ist, sondern es muß zunächst versucht werden, auch einen Plan anzufertigen und die Uber-
reste der „nachpersischen Wiederherstellung" so weit wie möglich zu ergänzen (Abb. 2). „Ein
Haltmachen bei Fragmenten wäre ein größerer Selbstbetrug als die mißlungenste Rekon-
struktion" (E. Buschor, Handbuch der Archäologie VI 1, 6f.).

Osthälfte: Temenos und „Kultplatz"

Unter dem Ostteil des Erechtheions hat L.B.Holland (a.O. 402ff.) ein Temenos — mit gleicher
Achsenrichtung wie das Erechtheion — und nördlich davon einen von Stufen umrahmten
„Kultplatz" mit Sicherheit nachgewiesen. Der „Kultplatz" ist offenbar in etwas veränderter
Form beim Neubau des Erechtheions weiterbenutzt worden, während das Temenos zumindest
im engeren Bereich des Erechtheions nicht wieder erneuert wurde, sondern der neuen Cella
der Athena Polias weichen mußte; daher kann auch nicht mehr festgestellt werden, wem es
geweiht war. Vielleicht ist es jedoch mit einem der von Pausanias bei und in dem Erechtheion
erwähnten Altäre (Zeus Hypatos, Butas oder noch eher Poseidon und Hephaistos) in Zu-
sammenhang zu bringen.

Dreizackmal

Weiter westlich ist mit größter Wahrscheinlichkeit das Dreizackmal des Poseidon in den
natürlichen Felslöchern unter der Nordhalle des Erechtheions überliefert (Taf. 16 und 17 bei D).
Der Versuch im Erechtheion-Werk (490f.), diese Felsspuren mit einem Blitzmal des Zeus
(Zeus Hypatos) in Verbindung zu bringen, ist nicht überzeugend und scheitert schon an der
Bezeichnung dieses Altars in der Bauinschrift, wo ausdrücklich von einem Thyechous ge-
sprochen wird, während Pausanias von dem Altar des Zeus Hypatos überliefert, daß an diesem
Altar eben gerade nichts Flüssiges geopfert wird.

Ölbaum

Ebenso sicher durch inschriftliche Erwähnung und Baubefund ist die Stelle, an der der
heilige Ölbaum der Athena gestanden haben muß. Da in der Sage zwischen der Pflanzung des
Ölbaums durch Athena und dem zornigen Stoß Poseidons mit dem Dreizack eine enge Ver-
bindung besteht, muß wohl auch das sagenhafte „Salzmeer" in nächster Nähe dieser beiden
Kultmale gelegen haben. Jedoch kann das Dreizackmal mit dem „Salzmeer" nicht identisch
sein, denn Pausanias (I 26, 5) berichtet ausdrücklich: „Diese beiden Dinge soll Poseidon
als Beweise für seine Ansprüche an das Land hervorgebracht haben."

Kekropion

Während somit der Platz für das „Salzmeer" zunächst nur ungefähr bestimmt werden kahn>
steht die Stelle eines dritten altehrwürdigen Heiligtums durch den Baubefund und die In-
schriften wiederum genau fest. Unter der Westwand des jetzigen Erechtheions, dort, wo sie
mit der Korenhalle zusammenstößt, lag unter der Erde das Grab des Königs Kekrops, mög-

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