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III.

DIE NAMEN DER INNENRÄUME

Die Erklärung einer anderen Stelle der Bauinschriften, deren Deutung seit jeher umstritten
ist, sei gleich hier angefügt. Es ist die einzige Stelle, an der die Mauern im Innern mit Namen
bezeichnet werden. Im EW. 288, II, Sp. I

Z. 69 toö xofyou toö dvxög

Z. 71 toö SV toö 7tpO<3TO|UaWt)

Z. 73 TTjc; TiapaaTaBcg
und Z. 75 toö TTpög toö dydX|i,aTos

sind 4 Namen genannt, die S. 310 ff. erläutert werden, wobei ihnen wiederum eine neue Deutung
gegeben wird, die teilweise von allen bisherigen abweicht. Auch dazu hat sich Wilhelm Dörp-
feld in seiner Besprechung (a. O. Sp. 1069/70) kurz geäußert und darauf hingewiesen, daß er
seine bereits im Jdl. 1919, 17 vorgetragene Meinung nicht geändert hat, die hier nochmals
in seinem Sinne in Erwiderung auf die ausführliche Deutung im EW. wiederholt werden muß.

Verfahren der Kommission

In diesem Teil der Bauinschriften stellt die Kommission zur Wiederaufnahme des durch den
Peloponnesischen Krieg unterbrochenen Baues fest, welche Teile an dem stehenden Rohbau
noch zu vollenden waren. Zunächst werden alle von außen sichtbaren Rückstände aufgezählt,
dann folgen die unfertigen Stellen im Innern. Diese Reihenfolge entspricht genau der Vor-
stellung, die man sich von der Tätigkeit dieser Kommission machen kann: sie geht außen
um den Bau herum und zählt die Mängel an den Außenwänden auf, dann geht sie in die
einzelnen Innenräume und stellt dort fest, welche Arbeiten noch zu leisten sind. In diesem
Sinne als selbständige Räume werden auch die beiden im Norden und Süden angebauten
Hallen angeschlossen. Die meisten Forscher — und mit ihnen auch die Amerikaner — nehmen
nun an, daß die Kommission nicht Wandflächen, sondern Mauern aufzähle, d. h. wenn
sie z. B. von der Nordmauer in ihrem Bericht sage, dort seien die Orthostaten noch nicht
geglättet, dann meine sie damit, unfertig sei nicht nur die äußere Nordseite dieser Orthostaten,
sondern auch die nur im Mittelraum, im Westraum und bei der kleinen Tür zum Ölbaum
ganz am Westende der Nordmauer von innen sichtbare Südseite dieser Orthostaten. Das würde
bedeuten, daß sie nach Besichtigung der Orthostaten an der nördlichen Außenseite nun zu-
nächst nach innen geht in alle Räume, in denen diese Orthostaten von innen sichtbar sind,
und sich dort von ihrem Zustand überzeugt, um dann zusammenzuzählen, was an diesen
Orthostaten noch zu tun sei. Das ist ein technisch ganz unmögliches Verfahren, das man einer
Kontrollkommission von Fachleuten wohl kaum zutrauen darf. Der natürliche Vorgang ist
vielmehr der, daß man zunächst alle von außen zusammenhängend sichtbaren Wände be-
trachtet und dann ebenso die für das Auge zusammenhängenden 4 Wände eines jeden Innen-
raumes zusammennimmt. Schließlich wurde die Aufstellung doch zum Zwecke einer späteren
Nachprüfung gemacht und auf Stein geschrieben, aber durch ein dauerndes Hin- und Her-
laufen von außen nach innen und umgekehrt wird jede Ubersicht und Berechnung bis zur
Unentwirrbarkeit erschwert. Diese vom gesunden Menschenverstand nahegelegte Erklärung
wird durch zwei am Bau heute noch sichtbare Tatsachen auch bestätigt, nämlich:

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