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I.

WILHELM DÖRPFELDS
„URSPRÜNGLICHER PLAN DES ERECHTHEIONS"

In Wilhelm Dörpfelds Veröffentlichungen ist hauptsächlich in den AM. 1904 und im Jdl. 34,
1919, 1—39, der ursprüngliche Plan, wie er ihn aus verschiedenen am heutigen Bau noch sicht-
baren Anzeichen erkannt hatte, in Wort und Grundriß folgendermaßen beschrieben (siehe
dazu Tafel 13—17): Im Osten liegt die Cella der Athena Polias mit einer östlichen sechs-
säuligen Vorhalle in Höhe des Niveaus des benachbarten ,,Alten Tempels". Von der Mittel-
achse der Frontsäulen bis zur Ostseite der Rückwand ist dieser neue Athena-Tempel 30 Fuß
lang bei einer inneren lichten Breite von ebenfalls 30 Fuß. Nach Westen schließt sich auf dem
tieferen Niveau der alten Kultmale ein größerer Baukomplex an, der eigentliche Erechtheus-
bezirk. Zunächst folgt von Westen nach Osten, anschließend an die Rückwand der Athena-
Polias-Cella, ein nicht überdachter Raum, der in der Längsachse das Stomion (das Grab des
Erechtheus bzw. die Höhle der Burgschlange) enthält. Dieser Raum mißt einschließlich der
Trennwand zur Polias-Cella 20 Fuß in der Länge und wiederum 30 Fuß in der Breite. Daran
schließt sich ein ebenfalls 20 Fuß langer und 30 Fuß breiter Raum an, die ,,Parastas" der Bau-
inschrift, die unter einem Fußboden von mächtigen Marmorplatten das „Salzmeer" des Ere-
chtheus birgt und nach Osten wie nach Westen durch eine offene Pfeilerstellung, die in dem
Maß von 20 Fuß einbegriffen ist, abgeschlossen wird. Dieser Raum ist über den niedrigen
Pfeilern in halber Höhe der Erechtheion-Längsmauern mit einer steinernen Kassettendecke
überdeckt; in seiner Mitte liegt die nordsüdliche Symmetrieachse des ganzen Bauprojektes.
Als dritter Raum nach Westen folgt wiederum ein nach oben offener Hof von 20 zu 30 Fuß,
in dem der Ölbaum der Athena und der Altar des Zeus Herkeios stehen. Dieser innerhalb der
hohen Außenwände zu einer Einheit verschmolzenen Gruppe von drei Räumen ist in dem
tiefen Niveau nach Norden eine große ionische Säulenhalle vorgelagert, in deren Südostecke
das Dreizackmal des Poseidon durch einen altarähnlichen Schacht, ein Puteal, sichtbar war.
Nach Süden ist die Korenhalle angebaut, als Ersatz oder mindestens als Bestandteil des hier
liegenden Kekropion, die zugleich durch eine eingebaute Treppe den Ubergang von dem tiefen
Niveau zur Höhe des „Alten Tempels" vermittelte. Die Verbindung zwischen Nordhalle und
Korenhalle, die beide genau in der Mitte und symmetrisch zur nordsüdlichen Hauptachse des
ursprünglichen Projektes liegen, stellt die Pfeilerhalle über dem „Salzmeer" her. Wenn auch
nicht für das Auge, so wird doch im Grundriß der Zusammenhang in der Symmetrieachse
dadurch noch enger, daß die Korenhalle mit 20 Fuß Breite die Außenfluchten der beiden
Pfeilerstellungen der Mittelhalle fortsetzt, während sich die Nordhalle nach beiden Seiten je
etwa 8 Fuß weiter als die Mittelhalle ausdehnt. Der ganze Bau wird im Westen durch einen
zu dem der Athena Polias genau symmetrischen Tempel abgeschlossen, der als Ersatz für den
Pandrosos-Tempel, der ursprünglich auf dem tieferen Niveau an dieser Stelle gestanden hat,
in dem hohen Niveau errichtet werden sollte.

Ursprünglich hatte Wilhelm Dörpfeld geschwankt, ob dieser Teil des Neubaues zweigeschossig
werden und unten den nach Osten geöffneten Pandrosos-Tempel, oben aber einen Ersatzraum
für den Opisthodomos des „Alten Tempels" aufnehmen sollte. Später hat er jedoch, da das

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