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VII.

DIE OSTWAND DER „PARASTAS"

Von der Ostwand der „Parastas", der Halle über dem „Salzmeer", sind aus der griechischen
Zeit nur noch die beiden untersten Fundamentschichten erhalten (EW. 151 ff.) und von der
dritten Schicht, aber nicht eigentlich zu ihr gehörend, der aus der Erechtheion-Südmauer her
einbindende Porosblock am Südende der ,,Parastas"-Ostwand. Alle anderen Steine der beiden
oberen Fundamentschichten (s. oben S. 39) sind mit der römischen Erneuerung anläßlich der
neuen Uberdeckung des „Salzmeeres" ersetzt oder zum mindesten unter Benutzung eines
Teiles der alten Steine neu verlegt worden. Jedoch sind an der Nord- und Südwand des
Erechtheions innen noch zahlreiche Spuren von der ehemaligen Ostwand der „Parastas"
erhalten, die hier ausführlich besprochen werden müssen, da sie im EW. eine Deutung ge-
funden haben, die offenbar dem ursprünglichen Zustand nicht entspricht. Das, was davon
zwischen all den Zerstörungen und Verwitterungen heute noch wirklich zu sehen ist, zeigen
die Lichtbildertafeln 24—26 wahrheitsgetreuer, als es die gezeichneten Abbildungen tun
können, daher ist bei Erwähnung der Einzelheiten im folgenden hin und wieder ein Blick
zum Vergleich auf diese Tafeln zu werfen.

Anschlußspuren an den Erechtheion-Längswänden

Die sicher ältesten Spuren dieser Ostwand aus griechischer Zeit sind an der Erechtheion-Süd-
wand in Schicht 16 (Abb. 5 und Taf. 26b und c), an der Nordwand in Schicht 13 und 15
(Abb. 6 und Taf. 25b und c) erhalten. An den betreffenden beiden Steinen der Nordmauer
erkennt man die Spuren einer sehr sauber ausgeführten Abarbeitung eines Maueranschlusses
von der üblichen Stärke von 2 Fuß, an Schicht 13 bis 15 auch eine feine Maßlehre für die
Innenecke. Für Schicht 17 ist derselbe ursprüngliche Zustand vorauszusetzen, jetzt aber in-
folge Umarbeitung und starker Verwitterung der entscheidenden Stelle nicht mehr zu er-
kennen. Die Mauer sollte mit ihrer Ostflucht genau über der Ostflucht des zu ihr gehörenden
Fundamentes stehen. Ihr Verband mit der nördlichen Längsmauer sollte durch winkelförmige
Quadern hergestellt werden, die in der Längswand je 4 Fuß lang waren und mit den anderen
Schenkeln der Winkelstücke — wie noch gezeigt werden wird — einen 2 Fuß breiten und
1 Fuß vorspringenden Wandpfeiler der „Parastas"-Mauer bilden sollten. Diese Pfeilerstücke
sind an den drei erwähnten Stellen nachträglich wieder abgearbeitet worden. Die Abarbeitung
kann wegen ihrer überaus sorgfältigen Ausführung nur in griechischer Zeit gemacht worden
sein und, wie sich aus anderen Anzeichen ergibt, sogar nur während des Baues selbst.

Mauerverband an der Rückwand der Ostcella

Wie auch an der anderen Querwand, an der Rückwand der Ostcella (Taf. 26 a), zu erkennen
ist, waren die Steine aller Schichten an der Stelle des Zusammentreffens der Längswand mit
der Querwand winkelförmig als sogenannte „Kniestücke" gearbeitet. Des Fugen Verbandes
wegen müssen die Winkelstücke bei der Cella-Rückwand verschieden weit als Verzahnung
in die Querwand eingegriffen haben, und zwar vermutlich abwechselnd 1 Fuß und 3 Fuß lang
(EW. 148). Sie sind beim Einbau der byzantinischen Kirche bis zur Mauerflucht abgearbeitet
worden. Wenn nur immer die jeweils zweite Schicht der Längswand in die Querwand ein-
gebunden hätte, müßten an den Oberseiten der dazwischen liegenden Läuferschichten der

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