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Erhaltungszustand der Südwestecke

Am deutlichsten sind sie in der Südwestecke zu sehen (Abb. 5; s. a. Taf. 10 und 27). Uber dem
zwei Schichten hohen Türsturz der Treppentür zur Korenhalle liegen noch zwei weitere
Schichten der Südmauer in normaler Dicke von 2 Fuß, die auch an der Ecke zu einer eben-
falls 2 Fuß breiten, normalen Ante umbiegen und noch 1 Fuß weit nach Norden reichen. An
der östlichen Hälfte der Ante ist in diesen beiden Schichten noch die Anschlußfläche für die
Brüstungsmauer in dem südlichen Interkolumnium erhalten, die dritte, unterste Schicht dieser
Brüstungsmauer mit dem Sockelprofil innen und außen ist noch aus griechischer Zeit in situ.
In den Schichten darüber ist sowohl die Ante als auch die Nordmauer auf eine Länge von
2 m nur noch in halber Stärke ausgeführt, offenbar, wie man immer schon erkannt hat, um
das Gewicht der Mauern mit Rücksicht auf die schwache Fundamentierung über dem Kekrops-
grab beträchtlich zu vermindern. Die Verminderung beginnt in dieser Höhe, weil gerade hier
eine steinerne Platte teils in die Südwand eingelassen, teils auf die Brüstungsmauer aufgelegt
ist, die von unten her die Sicht auf diese Mauerverminderung verdeckte. Im EW. ist aus
diesem Befund eine Art Balkonplatte („shelf") ergänzt worden, es kann aber dort für diese
sonderbare Konstruktion nur die schwache Erklärung gegeben werden: diese Platte sollte ver-
hindern, daß durch das offene südliche Interkolumnium der Westmauer Regenwasser in das
darunter ergänzte Puteal des ,,Salzmeeres" fallen könnte. Ein Widerspruch gegen diesen
Gedanken erübrigt sich durch den oben S.27 erbrachten Nachweis, daß an dieser Stehe niemals
das ,,Salzmeer" gelegen haben kann. Dazu kommt noch die Erkenntnis, daß die gefährdete
Ecke, um deren Gewichtserleichterung der Baumeister des Erechtheions sich so bemühte,
durch eine solche Platte sogar noch zusätzlich belastet worden wäre. Die Erklärung einer
steinernen Decke über der ganzen „Parastas" war allerdings aus dieser einen Stelle schwer
abzuleiten, weil ja gerade an dieser Stelle wegen der Fundamentschwäche eine Sonder-
konstruktion ausgeführt wurde, von der auch die hier anschließende Platte der Steindecke
einen einzelnen Teil bildete, der von der übrigen normalen Konstruktion der Steindecke ab-
wich. Da diese Steindecke genau so wie auf der Brüstung zwischen den Säulen der Westmauer
des Erechtheions so auch auf der Ostmauer der „Parastas" aufliegen mußte, muß die Kon-
struktion schon etwa von der Mitte der Decke ab nach Osten sich ändern, denn nur bis zur
Mitte reicht die Halbierung der Wandstärke durch die ,,Nische", die wenigstens für die West-
hälfte der Decke einen bequemen Auflagerfalz liefert (s. unten S. 65).

Erhaltungszustand an der Nordwestecke

Am Bau ist aus der griechischen Zeit nur noch eine einzige andere, aber sehr wichtige Stelle
in Höhe dieser Steindecke erhalten, nämlich an der nördlichen Ante der Westmauer. Auch
diese Stelle ist im EW. ausführlich beschrieben, aber wohl doch nicht bis zu Ende ausgedeutet
worden (EW. 61 ff. und Fig. 40). Die Verbindung zwischen Nordmauer und Westmauer ist an
dieser Ecke in aUen noch aus griechischer Zeit erhaltenen Quaderschichten, nämlich von 6 an
abwärts, in der üblichen Weise mit Winkelsteinen hergestellt (s. oben). Eine Ausnahme bilden
lediglich die beiden Schichten 8 und 9, also gerade die Schichten, in deren Höhe die steinerne
Decke gelegen haben muß. Hier ist für die Ante ein besonderer, zwei Schichten hoher Stein
zwischen die Kniestücke der 7. und 10. Schicht eingeschoben worden. Seine Steinmaserung
verläuft von oben nach unten, womit erwiesen ist, daß er sicher höher war als breit (Taf. 28c).
Ebenfalls in Schicht 8 und 9 liegt in der Nordwand der Türsturz der großen Nordtür, der in
griechischer Zeit aus einem zwei Schichten hohen Balken bestand und nach Westen mit einer
den Schichthöhen und dem Stoßfugenwechsel von 8 und 9 entsprechenden Abstufung (genau

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