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wäre. Im Osten wurden die Bedingungen für den Ölbaum durch die hohe Westmauer des
wirklich ausgeführten Baues ungünstiger, als sie in dem geplanten Projekt geworden wären,
obwohl die westliche Pfeilerwand der geplanten „Parastas" 3 Fuß, also etwa 1 m näher am
Ölbaum lag als der ausgeführte Westgiebel. Den Ausgleich für den durch diese hohe Ere-
chtheion-Westwand entstehenden Nachteil bietet auf der anderen Seite die Rückwand des
Pandrosos-Tempels, die wiederum in dem geplanten Erechtheion für den Ölbaum durch ihre
Höhe ungünstiger gewesen wäre, als es der nun erhalten gebliebene alte Pandrosos-Tempel
mit seiner zweifellos sehr viel niedrigeren Rückwand in Wirklichkeit war. Die Bebauung
nördlich des Ölbaums ist zwar für die Sonnenbestrahlung unwichtig, nicht aber für die Ein-
flüsse von Sturm und Kälte, die durch die geplante Nordmauer wesentlich besser vom Baum
ferngehalten wurden, als durch die vorher dicht am Baum entlang führende niedrige Halle.
Es ist nicht zu erwarten, daß innerhalb des Bereichs des geplanten Neubaues noch andere
wichtige Heiligtümer, die in Abb. 2 nicht enthalten sind, ursprünglich vorhanden gewesen
wären, denn die recht reichliche Uberlieferung, gerade über die ältesten Heiligtümer auf der
Burg, weiß nichts davon. So standen also dem ursprünglichen Plan des Erechtheions im Ge-
lände keine anderen Schwierigkeiten als die entgegen, die von Anfang an offenbar von der
Priesterschaft der betreffenden Kulte und Denkmäler im Verein mit den politischen Gegnern
den großartigen Erneuerungsplänen des Perikles auf der Burg entgegengesetzt wurden.
Die Vereinigung der Notwendigkeit, für das uralte hölzerne Kultbild der Stadtgöttin Athena
einen würdigen Neubau zu schaffen, mit den Zugeständnissen, die nach dem Widerspruch
gegen die Ausdehnung des Baues nach Westen gemacht wurden, gebar als Höchstleistung der
ionischen Baukunst in Attika das Erechtheion. Die klassische Vollkommenheit hätte erst
das Erechtheion erreicht, das Perikles und seine Künstler schaffen wollten, als die Macht
Athens am höchsten stand und sein Reichtum unerschöpflich schien.

SONNENBESTRAHLUNG OES ÖLBAUMS DER ATHENA

*) ÜBER DiE RlNÖHALLE DES-ALTEN TEMPELS«

V ÜBER DIE SODMAUER DES 6EPLANTEN ERECHTHEIONS

Abb. 19

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