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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (1,1): Kunst und Künstler Deutschlands und der Niederlande bis gegen die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1877

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Schmidt, Wilhelm: Albrecht Dürer: geboren in Nürnberg 1471, † ebenda 1528
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https://doi.org/10.11588/diglit.33504#0178

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ALBRECHT DÜRER.

unmittelbaren Schüler fand, sondern überall. Für seine phantaEevolle Natur
waren auch die vervielfältigenden Künste das angemessenEe Ausdrucksmittel.
Hier konnte er ungebunden die Fülle seiner Anschauungen, seine Phantaslik,
seinen Humor, kurz sein ganzes Wesen, ausströmen. Dass wir es aber allerdings
auch hier zu keinem völlig reinen Eindrücke bringen, isl selbstversländlich : der
mangelhafte FormenEnn der altdeutschen Kunst, der häufig in wahre Bru-
talität übergeht, die Richtung auf das Einzelne, die das Ganze zu keiner
freien Wirkung zusammenfasst, machten sich auch hier in grösserem oder ge-
ringerem Grade geltend. Natürlich am meislen bei Vorwürfen, bei welchen man
an die grossen Formen der Antike gewohnt iE. Und auch bei den anderen
dürfen wir nie vergessen, dass se den Aufgaben der höchEen Kunst:, die Vor-
gänge entsprechend zu idealisiren, nur ausnahmsweise nahe kommen.
Dürer war jedoch nicht bloss ein grosser, charaktervoller KünEler, er war
auch ein gebildeter aufgeweckter Geist; Leute wie Pirkheimer, Spengler, Melanch-
thon u. s. w. hätten ihn sonR gewiss nicht ihres nähernen Umganges gewürdigt.
Aber auch ein braver Mensch war er. Seine Tagebücher geben davon das
lautesle Zeugniss; mit rührender Liebe hing er an Vater und Mutter und seinen
Freunden. Sein eheliches Verhältnis iE seit den Tagen Joachim's von Sandrart
(Teutsche Academie. i6y$. I. pag. 22p) entEellt worden. Aus einem Briefe Pirk-
heimers an den kaiserlichen BaumeiRer Tscherte in Wien, welcher schwere An-
klagen gegen Frau Agnes enthält, fabrizirte er einen ganzen Roman, und alle
späteren Biographen End ihm gefolgt. Es iE das VerdienE Moritz Thausng's,
nachgewiesen zu haben (Zeitschr. f. bild. KunR, Bd. IV), dass die Pirkheimer-
schen Beschuldigungen eine fchwere Verletzung der Wahrheit End, und dass die
Dürer'sche Ehe nichts weniger als unglücklich gewesen. Dass die Dürerin in
jungen Jahren eine Schönheit war, und dass Ee Spuren davon bis in's Alter be-
wahrte, beweisen die mehrfach von ihr erhaltenen Portraits. Unser Holzschnitt
reproducirt eine SilberEiftzeichnung der k. k. Hofbibliothek in Wien, welche auf
der Rückkehr aus den Niederlanden im Sommer 1521 "auf dem Rhein, bei
Boppard« entRand, wie die Aufschrift (awE dem rin mein weib pey popart) angiebt.
Er iE im Gesammteindruck Erenger und ernRer als andere Portraits. — Um end-
lich Dürer's hohes Bild ganz zu vollenden: auch körperlich war er von ungewöhn-
licher Schönheit; Eattliche Figur, ausdrucksvolles GeEcht, feingebildete Hände
zierten ihn. Er bildet des deutschen Vaterlandes Stolz, dessen ächteRer Sohn er
iE; auch in den trübEen Zeiten der deutschen KunR, wo man vornehm auf die
alten Maler herabsah, war er unvergeEen und wird es hosfentlich immer bleiben.
 
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