Quentin Massys.
Geboren 1466 zu Löwen, j* 1530 zu Antwerpen.
Während Gerhard David zu Brügge, obgleich ein bedeutender und frucht-
barer Maler, so sehr in Vergessenheit gericth, dass sein Name in unseren Tagen
gleichsam neu entdeckt werden musste, erhielt hch der seines Zeit- und Kunst-
genossen Quentin Massys (auch Matlys, Messys und Mctsys genannt) ununterbro-
chen in ehrender Erinnerung. Er verdankt dies zum Theil freilich seinem wirk-
lich sehr grossen ktinsllcrischen Verdienste, welches ihm schon bei seinem Eeben
ein ungewöhnliches Anschen verschafft hatte und durch ein ausgezeichnetes und
ergreifendes, im Dome von Antwerpen Allen zugängliches Gemälde dem Ge-
dächtnisse seiner Mitbürger gegenwärtig erhalten wurde. Indessen trug wohl nicht
weniger der Umsland dazu bei, dass die Sage ihn zum Helden eines kleinen Ro-
mans machte, den man gern wiederholte und den noch in unserer Zeit Gottfried
Kinkel in seinem bekannten Epos behandelte. Man nannte ihn den Schmied
von Antwerpen und erzählte, er sei ursprüngliclr Grobsehmied gewesen, habe
hch dann aber, um die Neigung seiner Geliebten oder die Einwilligung ihres Vaters,
eines Malers, zu gewinnen, der Malerei gewidmet, und verdanke mithin den
grossen Erfolg, den er in dieser Kunst hatte, recht eigentlich — der Liebe. Ob
diesc Sage, die man später mit vielen Nebenumsländen und mit genauer Namens-
angabe der dabei betheiligten Personen vortrug, vollkommen wahr ist, muss da-
hin gehellt bleiben. Carel van Mander in seinem Malerbuch führt he zwar an,
seheint he aber zu bezweifeln, indem er den Uebertritt Quentin's vom Schmiede-
handwerk zur Malerei dadurch erklärt, dass derselbe nach einer schweren Krank-
heit, während er noch zu schwach gewesen, um den Eiammer zu schwingen, seinen
Elnterhalt durch Illuminiren von Eleiligenbildern gesucht, dabei sein Farbentalent
kennen gelernt und Neigung zur Malerei gewonnen habe. Jedenfalls aber ist
die Anecdotc sehr alt, da he schon den Versen zum Grunde liegt, welche der
gelehrte Lampsonius für das i. J. 15/2, also etwa vierzig Jahre nach dem Tode
unteres Mcisters bei Hieronymus Cock in Antwerpen herausgekommene Portrait
desselben verfasste. Der Gedanke, dass ihn die Liebe zum Maler gemacht habe,
der hier in elegante und gelehrte Verbindung mit Vulkan und Venus gebracht
ist, schien so anziehend, dass er dann auf dem Leichenstein, den die Verehrer
Geboren 1466 zu Löwen, j* 1530 zu Antwerpen.
Während Gerhard David zu Brügge, obgleich ein bedeutender und frucht-
barer Maler, so sehr in Vergessenheit gericth, dass sein Name in unseren Tagen
gleichsam neu entdeckt werden musste, erhielt hch der seines Zeit- und Kunst-
genossen Quentin Massys (auch Matlys, Messys und Mctsys genannt) ununterbro-
chen in ehrender Erinnerung. Er verdankt dies zum Theil freilich seinem wirk-
lich sehr grossen ktinsllcrischen Verdienste, welches ihm schon bei seinem Eeben
ein ungewöhnliches Anschen verschafft hatte und durch ein ausgezeichnetes und
ergreifendes, im Dome von Antwerpen Allen zugängliches Gemälde dem Ge-
dächtnisse seiner Mitbürger gegenwärtig erhalten wurde. Indessen trug wohl nicht
weniger der Umsland dazu bei, dass die Sage ihn zum Helden eines kleinen Ro-
mans machte, den man gern wiederholte und den noch in unserer Zeit Gottfried
Kinkel in seinem bekannten Epos behandelte. Man nannte ihn den Schmied
von Antwerpen und erzählte, er sei ursprüngliclr Grobsehmied gewesen, habe
hch dann aber, um die Neigung seiner Geliebten oder die Einwilligung ihres Vaters,
eines Malers, zu gewinnen, der Malerei gewidmet, und verdanke mithin den
grossen Erfolg, den er in dieser Kunst hatte, recht eigentlich — der Liebe. Ob
diesc Sage, die man später mit vielen Nebenumsländen und mit genauer Namens-
angabe der dabei betheiligten Personen vortrug, vollkommen wahr ist, muss da-
hin gehellt bleiben. Carel van Mander in seinem Malerbuch führt he zwar an,
seheint he aber zu bezweifeln, indem er den Uebertritt Quentin's vom Schmiede-
handwerk zur Malerei dadurch erklärt, dass derselbe nach einer schweren Krank-
heit, während er noch zu schwach gewesen, um den Eiammer zu schwingen, seinen
Elnterhalt durch Illuminiren von Eleiligenbildern gesucht, dabei sein Farbentalent
kennen gelernt und Neigung zur Malerei gewonnen habe. Jedenfalls aber ist
die Anecdotc sehr alt, da he schon den Versen zum Grunde liegt, welche der
gelehrte Lampsonius für das i. J. 15/2, also etwa vierzig Jahre nach dem Tode
unteres Mcisters bei Hieronymus Cock in Antwerpen herausgekommene Portrait
desselben verfasste. Der Gedanke, dass ihn die Liebe zum Maler gemacht habe,
der hier in elegante und gelehrte Verbindung mit Vulkan und Venus gebracht
ist, schien so anziehend, dass er dann auf dem Leichenstein, den die Verehrer