DIE DRESDENER UND DARMSTADTER MADONNA.
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die Zeichnung angibt, so war auch ursprünglich das Darmhädter Bild gemalt;
erh später änderte der Künhler daran, und durch die gegenwärtige Malerei scheint
bei genauer Untersuchung die erste Auffahung noch hindurch. Der Copist aber
sah nur das fertige Bild und nahm darum keine Notiz davon, was am Originale
unter der letzten Uebermalung verborgen war. — Das Dresdener Bild, obwohl
als Copie erkannt, behält darum doch einen hohen Werth für die Kunhgeschichte,
so lange das Darmslädter nicht von den hörenden Uebermalungen fremder Hand
befreit wird. Denn offenbar ist die Copie zu einer Zeit verfertigt worden, da
das Original noch in viel ursprünglichcrer Schöne hch befand, unentweiht von
vielen fremden, unvcrhandenen Correcturen der späteren Zeit, und so lässt
uns die Copie, da he offenbar von einem guten Künstler ausgeführt ih, die
Schönheit des Originals vor diesen Uebermalungen ahnen.
Es ih gelungen die Wanderungen, welche das Bild im Laufe der Jahrhunderte
durchgemacht, fehzuhellen. Ursprünglich im Behtz der im Gemälde dargehellten
Anna Meyer, geht es als Erbhück auf ihre Tochter und deren Gemahl, den
Bürgermeiher Fesch über, von dem es 1606 um 100 Goldkronen Lucas Iselin
erwarb; von desfen Erben erhellt es 1632 der Maler Le Blond um 1000 Imperiales;
bald darauf ih es im Behtz des Buchhalters Johann Lössert und erscheint 170p
in der Auction des Jacob Cromhout (dessen Wappen hch auf dem alten Rahmen
befand) und Jasper Loskart. Wenn Letzterer nicht identisch ih mit Lössert, so
bleibt es unbekannt, wie das Bild in seinen und dann des Cromhout Behtz kam,
der sein Wappen auf dem Rahmen anbringen liess. Nun folgt wieder eine Lücke
in unterer Kenntniss; in unterem Jahrhundert besass es der Pariser Kunhhändler
Delahante, von dem es 1822 der Prinz Wilhelm in Berlin erwarb. Aus der Hinter-
lassenschaft desselben kam es endlich in den Behtz seiner Tochter, der Prinzeshn
Elisabeth, Gemahlin des Prinzen Karl von Hesten.
Das Dresdener Bild wurde 1744 in Venedig von Zoan Delhno erworben, der
es um 1690 an Zahlungshatt aus dem Bankerott eines Amherdamer Hauses erhalten
haben toll. Vielleicht, wenn es hch wirklich so verhält, deutet dieser Umhand
darauf hin, dass die Copie in Holland enthand, wenn he nicht bereits früher bei
Le Blond oder Iselin ausgeführt wurde.
Gleichfalls in die Zeit vor der erhen Reise Ilolbein's nach England fallen
noch einige Bildnisse. Unter diesen ih das des Erasmus besonders hervorzuheben.
Der Künhler malte den berühmten Gelehrten mit dem schwächlichen Körper
und ausdrucksvollem Gehchte mehrmals. Eines dieser Bildnisse sandte der Dar-
gehellte als Geschenk an den Erzbischof Warham von Canterbury (1524). Es
behndet hch jetzt in England [in Longford-Castle bei Salisbury und zeigt
Erasmus im Doctorhut und Pelzrock, die Hände über ein rothgebundenes Buch
gelegt; das zweite, kleinere Bildniss, in noch zarterem Tone, als das vorige
gehalten, behndet hch im Louvre; Ludwig XIII. erhielt es von Karl I. von England.
Erasmus ih hier schreibend dargehellt. Aehnlich mit diesem ih das Baseler Bild,
auf Papier gemalt, vielleicht als Studie nach der Natur. Holbein wiederholte
noch oft, besonders das erhe (englische) Bild, und ebenso gibt es viele Copien
von fremder Hand.
Einmal malte Holbein auf zwei verbundenen Tafeln den Erasmus und den
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die Zeichnung angibt, so war auch ursprünglich das Darmhädter Bild gemalt;
erh später änderte der Künhler daran, und durch die gegenwärtige Malerei scheint
bei genauer Untersuchung die erste Auffahung noch hindurch. Der Copist aber
sah nur das fertige Bild und nahm darum keine Notiz davon, was am Originale
unter der letzten Uebermalung verborgen war. — Das Dresdener Bild, obwohl
als Copie erkannt, behält darum doch einen hohen Werth für die Kunhgeschichte,
so lange das Darmslädter nicht von den hörenden Uebermalungen fremder Hand
befreit wird. Denn offenbar ist die Copie zu einer Zeit verfertigt worden, da
das Original noch in viel ursprünglichcrer Schöne hch befand, unentweiht von
vielen fremden, unvcrhandenen Correcturen der späteren Zeit, und so lässt
uns die Copie, da he offenbar von einem guten Künstler ausgeführt ih, die
Schönheit des Originals vor diesen Uebermalungen ahnen.
Es ih gelungen die Wanderungen, welche das Bild im Laufe der Jahrhunderte
durchgemacht, fehzuhellen. Ursprünglich im Behtz der im Gemälde dargehellten
Anna Meyer, geht es als Erbhück auf ihre Tochter und deren Gemahl, den
Bürgermeiher Fesch über, von dem es 1606 um 100 Goldkronen Lucas Iselin
erwarb; von desfen Erben erhellt es 1632 der Maler Le Blond um 1000 Imperiales;
bald darauf ih es im Behtz des Buchhalters Johann Lössert und erscheint 170p
in der Auction des Jacob Cromhout (dessen Wappen hch auf dem alten Rahmen
befand) und Jasper Loskart. Wenn Letzterer nicht identisch ih mit Lössert, so
bleibt es unbekannt, wie das Bild in seinen und dann des Cromhout Behtz kam,
der sein Wappen auf dem Rahmen anbringen liess. Nun folgt wieder eine Lücke
in unterer Kenntniss; in unterem Jahrhundert besass es der Pariser Kunhhändler
Delahante, von dem es 1822 der Prinz Wilhelm in Berlin erwarb. Aus der Hinter-
lassenschaft desselben kam es endlich in den Behtz seiner Tochter, der Prinzeshn
Elisabeth, Gemahlin des Prinzen Karl von Hesten.
Das Dresdener Bild wurde 1744 in Venedig von Zoan Delhno erworben, der
es um 1690 an Zahlungshatt aus dem Bankerott eines Amherdamer Hauses erhalten
haben toll. Vielleicht, wenn es hch wirklich so verhält, deutet dieser Umhand
darauf hin, dass die Copie in Holland enthand, wenn he nicht bereits früher bei
Le Blond oder Iselin ausgeführt wurde.
Gleichfalls in die Zeit vor der erhen Reise Ilolbein's nach England fallen
noch einige Bildnisse. Unter diesen ih das des Erasmus besonders hervorzuheben.
Der Künhler malte den berühmten Gelehrten mit dem schwächlichen Körper
und ausdrucksvollem Gehchte mehrmals. Eines dieser Bildnisse sandte der Dar-
gehellte als Geschenk an den Erzbischof Warham von Canterbury (1524). Es
behndet hch jetzt in England [in Longford-Castle bei Salisbury und zeigt
Erasmus im Doctorhut und Pelzrock, die Hände über ein rothgebundenes Buch
gelegt; das zweite, kleinere Bildniss, in noch zarterem Tone, als das vorige
gehalten, behndet hch im Louvre; Ludwig XIII. erhielt es von Karl I. von England.
Erasmus ih hier schreibend dargehellt. Aehnlich mit diesem ih das Baseler Bild,
auf Papier gemalt, vielleicht als Studie nach der Natur. Holbein wiederholte
noch oft, besonders das erhe (englische) Bild, und ebenso gibt es viele Copien
von fremder Hand.
Einmal malte Holbein auf zwei verbundenen Tafeln den Erasmus und den
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