SEINE THÄTIGKEIT ALS GALERIEDIREKTOR.
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der geboren, bei deren drittem Don Juan de Oliva im Namen des damaligen
Gouverneurs Louis de Benavides Carillo und Toledo, Marquis da Fromista und
de Caracene, als Pathe erscheint; der Marquis von Caracene war sonach unterem
Künstler nicht weniger gewogen als leine Vorgänger im Gouvernement. Unter
diesen war es besonders der als Gönner und Förderer der schönen Ktinste hoch-
verdiente Erzherzog Leopold Wilhelm, der Sohn des Kaders Ferdinand II., in den
Jahren 1646—56 General-Gouverneur der Provinzen, der ein grolser Verehrer seines
Talentes war, Teniers zu seinem Hofmaler und Kammerherrn ernannte, ihn an
seinen Hof nach Brtissel zog und sleh seiner bei Errichtung seiner berühmten
Galerie bediente, die der Ftirst, als er sleh im Jahre 165/ nach Wien zurückzog,
dorthin mitnahm und im Jahre 1661 testamentarisch dem Kader Leopold ver-
machte. Sie bildete den reichen Grundstock der kaiserlichen Gemäldegalerie des
Belvedere und ist kunsthislorisch eine der interessantesten und wichtigsten Samm-
lungen. Unter TenieiV Leitung, und angeblich auch nach leinen Zeichnungen
ist die Mehrzahl der damals in der Galerie befindlichen Gemälde von verschie-
denen Künstlern in 24$ Blättern in Kupfer gestochen und zuerst einzeln im
Jahre 1658, dann unter dem Titel „Theatrum pictorium Davidis Teniers" im
Jahre 1660 zu Antwerpen herausgegeben worden. Die Stiche sind von Q. Boel,
R. Eynhouedts, v. Hoy, T. van Kessel, C. Lauwers, P. Lisebetius, Ossenbeck,
J. Popels, v. Stieen, J. Troyen, L. Vorsterman senior und junior und slehen
künstlerisch durchaus nicht auf der Höhe der damaligen Zeit; aber als der erste
Versuch eines Galeriewerkes ist die Sammlung eines der interessantesten Zeug-
nisse der Thätigkeit Teniers^ als Galeriedirektor. Eine interessante Thätigkeit ähn-
licher Art entwickelte er durch jene bildlichen Darstellungen, in welchen er die
Galerie des Erzherzogs, so wie die Gemälde in Brtissel selbst an den verlchiedenen
Wänden aufgehangen waren, zum Gegenstande seiner Composltionen machte und
so gewissermassen ein Inventar der Galerie in einer Reihe von Oelgemälden an-
fertigte. Eines dieser Galeriegemälde ist aus dem Jahre 16$ 1 und es ist nicht
unwahrscheinlich, dass die sämmtlichen derartigen Arbeiten des Erzherzogs zu
derselben Zeit entstanden sind. In diesen Gemälden bemühte sleh Teniers, so
verkleinert auch die einzelnen Bilder erscheinen, den Stil der verschiedenen
Meister nachzuahmen, was ihm auch nicht seiten in tiberraschender Weise
gelang.
Diese Fähigkeit, die Manier der verschiedensten Maler nachzubilden, verleiht
ihm eine ganz besondere Bedeutung als Pasticheur, das heisst als Verfertiger so-
genannter BPasticbesK, Gemälde meist in kleineren Dimensionen, in welchen die
Manier eines bestimmten Malers, ohne gerade ein bekanntes Werk desselben zu
copiren, nachgeahmt wird. Teniers verbuchte sleh in solchen Pastiches in der
Weise des Rubens, Rembrandt, Brouwer, Tizian, Tintoretto, Bassano, Giorgione
und noch mancher Anderer und brachte es insbesondere in der Imitation des
Rubens zu einer Vollendung, die gerechtes Staunen hervorrufen darf. So be-
fanden sleh auf der Manchester-Ausheilung im Jahrei865 drei solcher Pastiches
in der Art des Rubens: Neptun und Amphitrite aus der Sammlung Baxter,
der Triumph Neptuns und der Tod des Leander aus der Sammlung des Lord
Spencer. Andere Pastiches, deren gegenwärtiger Standort nicht bekannt ist,
sind durch Stiche auf uns gekommen, so die Gründung des Hosenbandordens
durch den heiligen Georg, im Besitze des Malers Peters, von J. C. le Vasseur
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der geboren, bei deren drittem Don Juan de Oliva im Namen des damaligen
Gouverneurs Louis de Benavides Carillo und Toledo, Marquis da Fromista und
de Caracene, als Pathe erscheint; der Marquis von Caracene war sonach unterem
Künstler nicht weniger gewogen als leine Vorgänger im Gouvernement. Unter
diesen war es besonders der als Gönner und Förderer der schönen Ktinste hoch-
verdiente Erzherzog Leopold Wilhelm, der Sohn des Kaders Ferdinand II., in den
Jahren 1646—56 General-Gouverneur der Provinzen, der ein grolser Verehrer seines
Talentes war, Teniers zu seinem Hofmaler und Kammerherrn ernannte, ihn an
seinen Hof nach Brtissel zog und sleh seiner bei Errichtung seiner berühmten
Galerie bediente, die der Ftirst, als er sleh im Jahre 165/ nach Wien zurückzog,
dorthin mitnahm und im Jahre 1661 testamentarisch dem Kader Leopold ver-
machte. Sie bildete den reichen Grundstock der kaiserlichen Gemäldegalerie des
Belvedere und ist kunsthislorisch eine der interessantesten und wichtigsten Samm-
lungen. Unter TenieiV Leitung, und angeblich auch nach leinen Zeichnungen
ist die Mehrzahl der damals in der Galerie befindlichen Gemälde von verschie-
denen Künstlern in 24$ Blättern in Kupfer gestochen und zuerst einzeln im
Jahre 1658, dann unter dem Titel „Theatrum pictorium Davidis Teniers" im
Jahre 1660 zu Antwerpen herausgegeben worden. Die Stiche sind von Q. Boel,
R. Eynhouedts, v. Hoy, T. van Kessel, C. Lauwers, P. Lisebetius, Ossenbeck,
J. Popels, v. Stieen, J. Troyen, L. Vorsterman senior und junior und slehen
künstlerisch durchaus nicht auf der Höhe der damaligen Zeit; aber als der erste
Versuch eines Galeriewerkes ist die Sammlung eines der interessantesten Zeug-
nisse der Thätigkeit Teniers^ als Galeriedirektor. Eine interessante Thätigkeit ähn-
licher Art entwickelte er durch jene bildlichen Darstellungen, in welchen er die
Galerie des Erzherzogs, so wie die Gemälde in Brtissel selbst an den verlchiedenen
Wänden aufgehangen waren, zum Gegenstande seiner Composltionen machte und
so gewissermassen ein Inventar der Galerie in einer Reihe von Oelgemälden an-
fertigte. Eines dieser Galeriegemälde ist aus dem Jahre 16$ 1 und es ist nicht
unwahrscheinlich, dass die sämmtlichen derartigen Arbeiten des Erzherzogs zu
derselben Zeit entstanden sind. In diesen Gemälden bemühte sleh Teniers, so
verkleinert auch die einzelnen Bilder erscheinen, den Stil der verschiedenen
Meister nachzuahmen, was ihm auch nicht seiten in tiberraschender Weise
gelang.
Diese Fähigkeit, die Manier der verschiedensten Maler nachzubilden, verleiht
ihm eine ganz besondere Bedeutung als Pasticheur, das heisst als Verfertiger so-
genannter BPasticbesK, Gemälde meist in kleineren Dimensionen, in welchen die
Manier eines bestimmten Malers, ohne gerade ein bekanntes Werk desselben zu
copiren, nachgeahmt wird. Teniers verbuchte sleh in solchen Pastiches in der
Weise des Rubens, Rembrandt, Brouwer, Tizian, Tintoretto, Bassano, Giorgione
und noch mancher Anderer und brachte es insbesondere in der Imitation des
Rubens zu einer Vollendung, die gerechtes Staunen hervorrufen darf. So be-
fanden sleh auf der Manchester-Ausheilung im Jahrei865 drei solcher Pastiches
in der Art des Rubens: Neptun und Amphitrite aus der Sammlung Baxter,
der Triumph Neptuns und der Tod des Leander aus der Sammlung des Lord
Spencer. Andere Pastiches, deren gegenwärtiger Standort nicht bekannt ist,
sind durch Stiche auf uns gekommen, so die Gründung des Hosenbandordens
durch den heiligen Georg, im Besitze des Malers Peters, von J. C. le Vasseur
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