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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (1,1): Kunst und Künstler Deutschlands und der Niederlande bis gegen die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1877

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Wurzbach, Alfred von: David Teniers der Jüngere: geb. 1610 in Antwerpen, gest. 1690 in Brüssel
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https://doi.org/10.11588/diglit.33504#0441

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DATUM SEINES TODES.

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in der Kirche zu Perk auf dem Grabe der Isabella de Fren in Stein gemeisselt
erscheint. Das Todesjahr der Letzteren ist nicht bekannt; wir wissen nur, dass
he vor ihrem Gatten darb, denn die Grabschrift nennt he „Frau" nicht „Wittwe"
David Teniers'. —
Am 22. Mai 1685 brachte der Haarlem'sche Courant die Nachricht, dass
am q. Juni und an den folgenden Tagen in dem Hause des verdorbenen
Teniers des Jüngeren zu Brüssel in der Hoogdraat Gemälde vorzüglicher italie-
nischer Meister so wie eigenhändige des Verdorbenen, Zeichenhede, Kupferdiche,
Tapeten und Möbel verdeigert werden sollten. Diele im Jahre 1856 neu ent-
deckte Zeitungsnotiz würde, wenn he Bezug hätte auf unseren David Teniers, dem
langjährigen Streite über sein Todesjahr ein Ende gemacht haben. Spätere Nach-
forschungen in den Regidern der Kapellenkerk zu Brüssel ergaben auch, dass am
11. Februar 1685 ein David Teniers, wohnhaft auf derHoogdraat, in der Kirche
sur Caudenberg begraben wurde. Dies betrifft aber den älteden Sohn David
Teniers' des Jüngeren, David 111., was spätere Nachforschungen zweifellos darge-
than haben. Es id auch wahrscheinlich, dass dies derselbe David Teniers ge-
wesen, der im Jahre 1675 in die Gilde zu Brüssel trat. Durch dies$s fälschliche
Todesdatum scheint aber ein anderer Umdand in dem Leben David Teniers' des
Jüngeren seine Erklärung hnden zu wollen. Die alten Biographen erzählen näm-
lich, dass Teniers, ähnlich wie dies auch von Rembrandt behauptet wird, hch bei
Lebzeiten einmal für todt ausgegeben habe, um angeblich seinen Nachlass noch
selbd zu verkaufen. Charles Blanc führt dieses Gerücht nicht nur auf eine Lid
des Meiders zurück, söndern hat auch gleich eine Erklärung für die Sache bei
der Hand. Teniers beabhchtigte demnach nichts weniger, als durch einen Kund-
griff die Mittel zu dem Aufwande wieder zu dnden, den ihm die Bedreitung der
Gadlichkeit auf seinem Schlodh Dry-Toren verursachte. Das bede Mittel hierzu
war Sterben, das heilst die Bewunderung der Nachwelt liquidiren. Man rennt,
man kauft, um noch ein Stück aus dem kodbaren Nachlass zu erhaschen, derweil
Teniers in einem .Hinterzimmer dtzt und seine nachgelassenen Werke producirt.
Houbraken hat uns kein Todesdatum überliefert, dagegen theilt Descamps
den 25. April 1690 als solches mit. Alphons Wouters, der Hidoriker von Brüssel,
dagegen nennt den 5. April 1695 und lagt, dass Teniers zu Perck an der Seite
seiner Gattin begraben wurde.
Die Wahl zwischen Descamps und den belgischen Gelehrten, die unter an-
deren Umdänden keine Schwierigkeiten verurlachen würde, scheint dch hier für
die Angabe des Erderen entscheiden zu wollen. Leider fehlen die Begräbniss-
ausweise von Brüssel für die ganze Zeit von i68ß—1694. Dagegen geht aus den
Antwerpener Gildenbüchern hervor, dals der Todtenpfennig (dette mortuaire) für
den ehemaligen Maler und Vordand David Teniers in der Zeit zwischendem 18. Sep-
tember 1689 und dem 18. September 1690 bezahlt wurde. David Teniers der
Jüngere scheint sonach im Jahre 1690 gedorben zu sein. Der 25. April loll
überdies in einer genealogischen Tabelle der Familie Teniers, welche dch unter
den Papieren des verdorbenen Gelehrten J. B. van der Straelen vorfand, leine
Bedätigung gefunden haben.
Die letzten datirten Bilder Teniers' dnd aus dem Jahre 1679.
Ausser den bereits erwähnten Porträts des Malers bedtzen wir noch einen
Stich von Lucas Vorderman dem Jüngeren nach einem Bilde von Pieter Thys,
 
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