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Wiegand, Thomas; Landesamt für Denkmalpflege Hessen [Hrsg.]; Landesamt für Denkmalpflege Hessen [Mitarb.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Hessen: Stadt Bad Hersfeld — Braunschweig, Wiesbaden: Vieweg, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.60967#0012
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Einleitung

Einleitung
Denkmalpflege in Bad Hersfeld
Der erste Denkmalpfleger in Hersfeld war sicherlich
Leonhard Müller (1799-1878), ein Landbaumeister, der
in dieser Topographie immer wieder genannt werden
wird. Er machte sich in den 1830er Jahren um den Er-
halt der Stiftsruine, der Stadtkirche und der Stadtmauer
verdient. Für zwei Erhebungen der bemerkenswertesten
Bauten Kurhessens meldete Müller 1835 bzw. 1836/38
folgende Objekte: Stiftskirche, Katharinenturm, Stifts-
kreuz, Vitaliskreuz, Ruine Frauenberg, Ruine Gießlings-
kirche, Eichhof und die Propstei Johannesberg. Im er-
sten Inventar von Lotz/von Dehn-Rotfelser (1870) wer-
den mit Ausnahme der beiden Kreuze die gleichen Bau-
ten genannt, zusätzlich noch die Stadtkirche, die Hospi-
talkirche, die Stiftsgebäude und sich dort befindende
Grabsteine, die Kirche in Asbach und Wohnhäuser, die
bis auf Kirchplatz 5 allerdings „unbedeutend“ seien.
Letztlich blieb es lange bei dieser Liste der prominente-
sten Bauten, ergänzt allenfalls durch einige weitere
Fachwerk- und Steinhäuser. 1977 - zur Konstitution des
Bad Hersfelder Denkmalbeirates - waren etwa 80 Ob-
jekte als Kulturdenkmäler eingetragen. 1986 standen
108 Kulturdenkmäler auf der Liste.
In der vorliegenden Topographie sind nun 413 Einzel-
denkmäler (darunter 11 mehrteilige Sachgesamtheiten
sowie 5 Sachteile) und 27 Gesamtanlagen enthalten.
Während man früher den Blick nur auf die auffälligsten
und ältesten Gebäude richtete, stehen heute zusätzlich
eine große Zahl von gründerzeitlichen Bauten, einige
Industrieanlagen sowie verschiedene jüngere Nachkriegs-
architekturen auf der Denkmalliste.
Der Bereich der Reichsabtei, jahrhundertelang mit dem
Schicksal der Stadt aufs engste verknüpft und mit der
Ruine der Stiftskirche den fraglos bedeutendsten Bau im
Umkreis enthaltend, soll damit in seiner einzigartigen
Stellung nicht entwertet werden, sondern erhält nun-
mehr die Nachbarschaft einer größer gewordenen Zahl
von „bescheideneren“ Denkmalen. Und die wenigen
schon früher aufgenommenen Fachwerkhäuser sind nun
mit einer Menge unbekannterer, aber nicht minder wert-
voller und interessanter Bauten zusammengefaßt.
Beim Gang durch die Straßen kann man noch eine bei-
nahe lückenlose und sehr anschauliche Chronik des nord-
osthessischen Fachwerkbaus von der Mitte des 15. bis
ins 19. Jahrhundert entdecken und in den Randbereichen
einige bedeutende gründerzeitliche Industrie- und Ge-
werbebauten erleben. Man spürt aber auch die städte-
baulichen Fehlentwicklungen aus dem Geist der Wirt-
schaftswunderstimmung nach 1945. Für die Kleinstadt
wurden „großstädtische“ Maßstäbe angelegt. Die Alt-
stadtsanierung setzte hier in den frühen 70er Jahren ein
und versuchte, die überlieferten Strukturen so gut wie
möglich für die Nachwelt zu erhalten. Dieses Umsteuern
kam spät, aber nicht zu spät...

Quellen, Literatur
In diesen Text sind, wenn auch nicht gesondert nachge-
wiesen, viele Informationen eingeflossen, die in Archi-
ven, insbesondere in dem des städtischen Bauamtes, ge-
funden wurden. Im Bad Hersfelder Bauamtsarchiv sind
die Bauakten seit den 1890er Jahren relativ vollständig
erhalten, wenn auch aufgrund des damals verwendeten
holzhaltigen Papiers oft in einem sehr fragilen Zustand
(siehe Seite 220 o.). Viele lichtgepauste Entwurfszeich-
nungen sind verblaßt und lassen die Konzeptionen der
Maurermeister, Bauunternehmer oder Architekten nur
noch schwach erkennen. Dennoch sind diese Altakten
wertvolle Dokumente für die Architekturgeschichte der
Stadt. Im Stadtbauamt aufbewahrt werden außerdem die
Anliegerakten, die den Fortgang der Kanalisations- und
Straßenbauarbeiten widerspiegeln, sowie Bauordnungen,
Kataster-, Bebauungs- und Fluchtlinienpläne.
Die angeführten Baudaten ab etwa 1890 wurden zu-
meist im Archiv des städtischen Bauamtes ermittelt, in
Einzelfällen auch in den Archiven des Kreis- bzw.
Staatsbauamtes, des Landesamtes für Denkmalpflege
(Marburg) und der Brandkasse (Kassel). Für die ältere
Zeit muß man auf den Bestand des Staatsarchivs in Mar-
burg zurückgreifen.
Die Baudaten können dabei nicht immer exakt angege-
ben werden. Der Fortschritt an der Baustelle hat sich
nicht unbedingt auch in den Akten niedergeschlagen.
Manche amtliche „Gebrauchsabnahme“ lag Jahre nach
dem Einzug der Bewohner, manche Baustelle war jahre-
lang verwaist, so daß das Datum des Bauantrags, vergli-
chen mit der Rohbauabnahme oder der Inbetriebnahme,
zu Fehldatierungen führen kann. Bei den gründerzeit-
lichen und neueren Bauten, für die Archivmaterial vor-
liegt, ist es also durchaus in Einzelfällen möglich, daß
das genannte Baujahr nicht ganz die Fertigstellung trifft,
sondern vielleicht das Jahr des Entwurfs, des Bauantrags
oder des Rohbaus. Ich habe aber in jedem Fall versucht,
die Baudaten so realistisch wie möglich zu ermitteln
(und z.B. bei einer Baubeginnsanzeige am Ende eines
Jahres das Folgejahr als Baujahr angeführt). Die er-
wähnten Architekten stammen, wenn nicht anders ange-
geben, immer aus Hersfeld.
Die archivalischen Quellen konnten in diesem Buch nur
ausnahmsweise nachgewiesen werden. Zum Nachweis
der im Text abgekürzt zitierten Literatur sowie zur wei-
teren Information dient das thematisch gegliederte Lite-
raturverzeichnis im Anhang.
Um den neuesten Stand der Forschung berücksichtigen
zu können, war ich auf die Hilfe ortsansässiger und an-
derer Experten angewiesen, die das Manuskript vor der
Drucklegung kritisch durchgesehen und gegebenenfalls
ergänzt bzw. korrigiert haben. Den weiter unten Ge-
nannten sei für ihr Engagement und ihre unschätzbare
Hilfe bei der Erarbeitung dieser Denkmaltopographie
herzlich gedankt.

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