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Gesamtanlage

Bahnhofsviertel/Dudenstraße

Gesamtanlage
Bahnhofsviertel und Dudenstraße
Die Gesamtanlage wird begrenzt von
der Bahnhofstraße im Norden, dem
zum größten Teil überbauten Lauf der
Geis im Westen und der Bismarck-
straße im Osten. Die Dudenstraße wird
durch die kreuzende Reichsstraße in
zwei Abschnitte (innerhalb und außer-
halb des Stadtmauerrings) getrennt.
Diese wichtige gründerzeitliche Pla-
nung soll hier aber als Ganzes behan-
delt werden.
Die erste geschlossene gründerzeitliche
Bebauung Hersfelds entstand vor dem
Klaustor entlang der Straße nach Fried-
los und dem davon abknickenden Weg
zum 1866 eröffneten Bahnhof {Bahn-
hofstraße 1, 1875; Nr. 8, vor 1880; We-
berei Wever, Nr. 10, 1872; Friedloser
Straße 2, vor 1884; Krankenhaus, Fried-
loser Straße 12, 1871/72). Neben Wever
siedelten sich hier noch weitere Gewer-
bebetriebe an (u. a. Bahnhofstraße 7, Fo-
tografenatelier Altenburg, um 1880 ver-
mutlich nach Erweiterung eines Gar-
tenhauses, abgebrochen 1992; Friedlo-
ser Straße 1, ehern. Gasthaus Sander,
1881?; Friedloser Straße 2/2a, Zimme-
rei, nach 1919 ERGA-Maschinenfabrik,
heute Spedition, Nr. 2a Neubau von
1923). Mit der neogotischen Villa „Li-
na“ (Bahnhofstraße 4, abgebrochen um
1964) gab es hier einen repräsentativen
Blickfang zwischen Geis und Einmün-
dung des Seilerwegs. Die Villa hatte
sich der aus Hersfeld stammende Ar-
chitekt Carl Friedrich Müller (1833-
1889), Schüler Ungewitters in Kassel,
dann Kreisbaumeister in Saarlouis, um
1887 als Alterswohnsitz errichtet und
nach seiner Frau benannt. Später wohn-
te hier der „Tonwaarenfabrikant“ und
Kaufmann Johann Heinrich Schimmel-
pfeng, der 1908 von Otto Seidemann
Veränderungen vornehmen ließ.
Nachdem einige Jahre ein sehr beschei-
dener, eingeschossiger Bau als Bahn-
hof diente, konnte 1883 das neoroma-
nische Empfangsgebäude eingeweiht
werden {Bahnhofstraße 18). Es schließt
den Vorplatz aus Richtung der Bahn-
hofstraße in repräsentativer Form ab.
Einige Jahre später (1886?) wurde mit
der Planung einer direkten Verbindung
zur Innenstadt, der 1936 in Duden-
straße umbenannten Kaiserstraße, be-
gonnen. Die Stadtmauer wurde durch-
brochen, einige Häuser fielen, u. a. die
Tuschmühle und zwei Anwesen an der
Einmündung zur Breitenstraße {vgl.
den Fluchtlinienplan, Abb. aufS. 32).



Anschnitt aus dem Stadtplan von 1895
mit der noch nicht durchgehenden
Kaiser-(später Duden-)straße
und dem Bahnhofsviertel
Die Kaiserstraße um 1910, am linken
Bildrand die Synagoge, davor das jüdi-
sche Schulhaus, hinten der Bahnhof
Die nicht erhaltene Villa „Lina “
(Bahnhofstraße 4), Zeichnung aus
dem Jahr 1908


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