Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Wiegand, Thomas; Landesamt für Denkmalpflege Hessen [Hrsg.]; Landesamt für Denkmalpflege Hessen [Mitarb.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Hessen: Stadt Bad Hersfeld — Braunschweig, Wiesbaden: Vieweg, 1999

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.60967#0296
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kulturdenkmäler

Seilerweg

Seilerweg 1 - Katholische Kirche
St. Lullus-Sturmius mit Pfarrhaus
Flur 41, Flurstück 140/1
Die 1862 offiziell gegründete katholi-
sche Kirchengemeinde Hersfelds wuchs
mit der Zeit zu einer solchen Größe,
daß die provisorischen Gottesdiensträu-
me (bis 1865 im Hause Eichhofstraße 3
vor dem Johannestor, dann Im Stift 10)
nicht mehr ausreichten. Am 11. Novem-
ber 1886 fand der erste Gottesdienst in
der neu erbauten St. Lullus-Sturmius-
Pfarrkirche statt. Der Seelsorger zog in
das gleichzeitg errichtete Pfarrhaus in
das gründerzeitliche Bahnhofsviertel.
Die von Prof. Hugo Schneider (Kassel,
1841-1925), einem Schüler Georg Gott-
lob Ungewitters, in neogotischen For-
men entworfene (und von den Firmen
Noll und Wölbing errichtete) Kirche
erhielt eine Fassade aus unverputzten
Backsteinen mit Werksteinelementen
(Tür- und Fenstergewände, Gesimse) so-
wie ein Dach mit Schieferdeckung und
zweimal vier kleinen Dachhäuschen.
Der Südturm besitzt einen sechsecki-
gen Spitzhelm mit vier Wichhäuschen
(regionale Bauform; vgl. die Kirchen in
Odensachsen, Neukirchen, Oberaula).
Die Fassade des Kirchenschiffs und des
Chores wird durch Strebepfeiler geglie-
dert, dazwischen sitzen die maßwerklo-
sen, spitzbogigen Fenster. Ein dreifach
abgetrepptes Dachgesims schließt die
Wände zum Dach hin ab. Der Haupt-
eingang befindet sich auf der Südseite
im UG des Turms (Vorbau 1953). Öst-
lich wurde im gleichen Jahr ein kleiner
Anbau für die Emporentreppe ange-
fügt.
Der Vorraum der Kirche ist als Atrium
dreischiffig aufgeteilt. Ein Nebenaltar
befindet sich auf der Westseite. Der
schlichte Innenraum der einschiffigen
Saalkirche mit eingezogenem Chor birgt
noch Teile der ursprünglichen Ausstat-
tung: Triumphkreuz aus einer „Ober-
ammergauer Werkstatt“ in Astkreuz-
form, Taufstein (datiert „1889 H. Bät-
za“), neogotischer Marienaltar, seit 1985
im Chor (angeblich Nachbildung aus der
„Münchner Liebfrauenkirche“), Schluß-
steine des dreijochigen Kreuzgratgewöl-
bes (dargestellt sind: die Apostel Judas
Thaddäus und Simon, die Patrone der
Stiftskirche; eine Darstellung dieses
Gotteshauses; der hl. Wigbert; die Wap-
pen von Fulda und Mainz). Die sonsti-
ge Ausstattung ist modern und wurde
anläßlich von Renovierungen (1935
[Orgel], 1953, 1961 [Empore]) einge-
baut. 1945 Kriegsschäden. Die Glocken
stammen aus dem Jahr 1949.




Chor und Hauptportal der
katholischen Kirche

297
 
Annotationen