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Kulturdenkmale A - Z

Saalburgchaussee o. Nr. fi. 6
Saalburg Flst 20/2
Gern. Dornholzhausen
Der Taunusübergang im Nordosten Hom-
burgs stellte seit der um 10 v. Chr. einset-
zenden römischen Expansion in Rich-
tung Osten und später in der Verwaltung
der durch den Pfahlgraben gesicherten
Civitas Taunensium mit Hauptsitz Nida
einen wichtigen militärischen Stützpunkt
dar. Wohl bereits während des Chatten-
krieges 83-85 n. Chr. waren die ersten
Wehranlagen in Form zweier Schanzen
erstellt worden. Sie liegen östlich des
späteren Kastells und dienten dem
Schutz derjenigen Straße, die über Rot-
lauf und „Strass am Fahrborn“ die
Wetterau weiträumig mit dem Weserge-
biet verband. Wenig später dürfte zudem
ein erster Wehrbau, das sog. Erdkastell,
das innerhalb des Kohortenkastells ergra-
ben worden ist, entstanden sein. Seine
strategische Funktion erklärt sich durch
die Lage am Lindenweg, der als Verlän-
gerung nach Obernhain führt und von
dort den Hintertaunus und des weiteren
das Lahntal erschloss. Diese von Norden
her zugängliche Anlage, ca. 80 x 84 m
messend, bildete den Ausgangspunkt für
die Bauarbeiten an dem um 135 n. Chr.
von der cohors II Raetorium civium Ro-
manorum bezogenen Kastells, dessen ak-
tive Geschichte mit dem durch die ger-
manischen Einfälle verursachten Unter-
gang des Limes in der zweiten Hälfte des
3. Jahrhunderts n. Chr. endet.
Das Kohortenkastell, das eine Fläche von
3,2 ha (ca. 221 x 147 m) belegt, bestand
zunächst aus einer Umwehrung aus Stei-
nen und Holz (Rest an der nordöstlichen
Ecke erhalten), die in der zweiten Hälfte
des 2. Jahrhunderts n. Chr. durch eine
Mörtelmauer ersetzt worden war. Der
nach Süden orientierte, an der zum Nord-
tor von Nida führenden Straße angelegte
Wehrbau verfügte über vier Tore, porta
praetoria (südliches Haupttor), porta
principalis dextra (Osten) und sinistra
(Westen) sowie porta decumana (Nor-
den). Die mehrfach erneuerten Innenbau-
ten umfassten die Kommandatur (princi-
pia), den Getreidespeicher (horreum) und
verschiedene Holzbauten wie das Haus
des Kommandanten (praetorium), Bara-
cken, Lazarette, Ställe, Magazine, Werk-
stätten etc. Die Räumlichkeiten dienten
der Aufnahme von 500 Mann, eingeteilt
in sechs Centurien Infanterie und vier
Reiterzüge.
Das Interesse an der Saalburg, deren Na-
me seit 1604 nachweisbar ist, erwachte
im 18. Jahrhundert im Zusammenhang
mit der generellen Erforschung der Alter-
tümer im Taunus. Elias Neuhof, hessisch-
homburgischer Regierungsrat, erkannte


Saalburgchaussee o. Nr,
1991

Grundriss Saalburg, aus: Limeskastell Saalburg, Führer,

als erster den römischen Ursprung der
Ruine, deren Entstehung bis dahin im
Mittelalter gesehen worden war und
schloss sie 1747 und 1777 in seine Publi-
kationen mit ein. Dank Neuhof entwi-
ckelte sich damals auch der Sinn um die
Schutzwürdigkeit des Bauwerks, das zu
verschiedenen Zeiten als Steinbruch ge-
nutzt worden war (Kirche des Klosters
Thron bei Wehrheim, angeblich Schloss
und französisch-reformierte Kirche in

Homburg). So lenkte er etwa den Land-
grafen Friedrich V. von seinem Vorhaben
ab, zum Andenken an Hermanns Sieg
über die Römer 9. n. Chr. diesem (am
Eingang zum Küchenwald bei Stedten)
einen Triumphbogen aus römischen Stei-
nen und Ziegeln zu errichten. Auslösen-
des Moment zu einer Unterschutzstel-
lung auf gesetzlicher Ebene durch Erlas-
se bildete die beim Bau der Usinger
Chausse ab 1816 angerichteten Zerstö-

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