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Einleitung
EINLEITUNG
Besiedlungsgeschichte
Die Präsenz des vorgeschichtlichen Menschen im Bereich des vorderen
Taunus lässt sich anhand der zahlreichen, zufällig oder durch Grabungen
gewonnenen, kulturellen Hinterlassenschaften über weite Zeiträume hin-
weg beobachten. Belege dafür, dass dieser Lebensraum zumindest ab der
mittleren Altsteinzeit (ca. 100 000 v. Chr.) von migrierenden Jägern und
Sammlern aufgesucht worden war, stellen die im Käsbachtal bei Oberur-
sel-Stierstadt aufgefundenen Stein Werkzeuge dar. Seit der Jungsteinzeit
(ab ca. 6000 v. Chr.) zeichnen sich schliesslich sukzessiv überregional
auftretende Kulturen ab, die mehr oder minder deutliche Spuren dauer-
hafter Anwesenheit auch im engeren Bad Homburger Stadtgebiet hinter-
lassen haben.
Früheste Siedlungsspuren finden sich auf den fruchtbaren Lössböden der
Senkenlandschaften und deren Randzonen. Sie stammen von Trägern ei-
ner bäuerlichen Kultur, die sich unter den klimatisch günstigen Bedin-
gungen der letzten Nacheiszeit aus dem Vorderen Orient über den Mittel-
meerraum nach Norden ausgebreitet und bis zum 6. Jahrtausend v. Chr.
die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen Mitteleuropas in dichte Besied-
lung genommen hatten. Der auf diesem Weg erfolgte Transfer kultureller
Errungenschaften wie Feldbau und Tierzucht, die ortsgebundene Bauwei-
se (Pfostenhäuser mit lehmverputzten Flechtwänden), geschliffene Stein-
werkzeuge und -waffen sowie Tonwaren, tritt im siedlungstechnischen
und gegenständlichen Nachlass der ersten Siedler nachhaltig zu Tage.
Auf Stadtgebiet hinterließen die Angehörigen dieser Kultur, die nach den
Motiven ihrer Gefäße Bandkeramiker genannt werden, Spuren in den Ge-
markungen von Ober-Erlenbach, Ober-Eschbach und Gonzenheim (u.a.
in den Fluren „Auf dem Falter“, „Am Hang“, „Dingesgärten“ und am
Foellerweg).
Im 4. Jahrtausend v. Chr. trat in Hessen eine neue Kulturgruppe auf, die,
wie ihre Vorgänger, bis an die Grenzen der fruchtbaren Lössböden vor-
drang und wohl eine diesen vergleichbare Wirtschaftsform unterhielt. Die
kulturelle Eigenständigkeit dieser Ackerbauern, die ihren Namen vom be-
deutenden Fundort Rössen bei Merseburg beziehen, drückt sich im Dekor
der Keramik (eingestochene Zierelemente) sowie im Hausbau (kleinere
Volumen über trapezförmigem Grundriss mit umlaufenden Mauergräben)
aus. Siedlungsreste und Artefakte fanden sich verschiedentlich im unmit-
telbaren Umfeld bandkeramischer Niederlassungen, wie etwa in der Gon-
zenheimer Gemarkung („Auf der Schanz“), sowie in der nahen Nieder-
stedter Flur.
Gesicherte Anzeichen für eine langzeitige Anwesenheit der auf die Rös-
sener Kultur zahlreich folgenden, neolithischen Gruppen der „Becherkul-
turen“ des 4. und des 3. vorchristlichen Jahrtausends fallen im Altsiedel-
land des Bad Homburger Raums nur in geringem Maß an. Möglicherwei-
se spiegelt sich im Schwinden und schließlich auch im Ausbleiben von
Spuren des kontinuierlichen Siedelns im Ackerbaugebiet zunächst die
weitverbreitet nachgewiesene Tendenz wider, die Wohnstellen in ge-
schützte Höhenlagen zu verlegen. Vermutlich setzte gegen Ende des Neo-
lithikums aufgrund klimatischer Veränderungen zudem ein Wandel in der
Wirtschaftsform ein, der einen viehzüchtenden und die Mittelgebirge kul-
tivierenden Hirtenstand hervorbrachte.
Die Übergangsphase vom „Zeitalter des geschliffenen Steins“ zur frühen
Bronzezeit an der Wende 3./2. Jahrtausend v. Chr., die durch das Auftre-
ten von Kupfer als des ersten Gebrauchsmetalls angezeigt wird, ist im Be-
reich des vorderen Taunus mit einem in Oberstedten aufgefundenen Stab-
dolch vertreten.

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