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Duhn, Friedrich von; Jacobi, Louis
Der griechische Tempel in Pompeji; Nebst einem Anhang : Über Schornsteinanlagen und eine Badeeinrichtung im Frauenbad der Stabianer Thermen in Pompeji — Heidelberg, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.1420#0008
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UNSERE AUSGRABUNGEN.



Nissen vertretene Anficht, welche hier die Burghöhe, als Eigenthümerin des Tempels alfo die
Burggottheit von Pompeji fucht: denn bis jetzt fleht in diefer Frage blos Anficht gegen Anficht.
Daß die fteil abfallende letzte Erhebung des ftadttragenden Lavaftromes, welche Hafenebene und
eigentliches Hafenthor beherrfcht, eine hervorragende Bedeutung in Stadtbefeftigung und Stadt-
gefchichte haben mußte, liegt auf der Hand und wird fchon durch die allgemeinen topographifchen
Verhältniffe und die Exiftenz des Tempels genugfam bewiefen; daß gerade deswegen die Burg-
höhe hier geflieht werden muffe, ift freilich eine Folgerung, der das Profil des Stadthügels in
der That nicht günftig ift und gegen deren Nothwendigkeit der Vergleich gewiffer anderer
antiker Anlagen fich anführen Läßt: man mag z. B. an Pergamon denken, wo der ältefte und
Haupttempel nicht auf der höchften Erhebung der Stadt, auf der eigentlichen Burghöhe, liegt.
In mehrfacher Hinficht lehrreich für Pompeji ift überhaupt der Vergleich des Athenaplatzes in
Pergamon, mit feinen umgebenden Säulenhallen und feinem alten Trachyttempel, der nur auf
die Richtung des Felsrandes, nicht aber auf den augenfeheinlich erft fpäter angelegten Platz
Rückficht nimmt, mit feiner beherrfchenden Lage einerfeits in der Nähe des Hauptaufganges zur
Hochburg, andrerfeits oberhalb der Theatermulde. Aigai zeigt jetzt6), daß man anderswo
ähnlich anzulegen abfiehtlieh fich bemühte.

Der Gedanke lag nahe, eine Nachgrabung an diefem intereffanten Punkte zu veranftalten,
als in Vereinigung mit unferer Reifegefellfchaft Herr Architekt L. Jacobi aus Homburg in
Pompeji weilte7). Wir find den Herren Fiorelli und M. Ruggiero aufrichtig dankbar für die
ungemeine Bereitwilligkeit, mit der die Erlaubniß, kaum nachgefucht, auch fchon ertheilt war.
Wir wurden ermächtigt, die Grabung unter eigner Leitung vorzunehmen, die nöthigen Arbeiter
wurden uns von der Ausgrabungsdirection zur Verfügung geftellt, Herr Guido Scifoni, Sopra-
stante degli Scavi, angewiefen, uns in allem zur Hand zu gehen: der einfichtigen und eingreifenden
Hülfe diefes trefflichen und liebenswürdigen Beamten haben wir während der Ausgrabungen und
nachher in vielfacher Hinficht uns zu erfreuen gehabt.

Gegraben wurde am 4., 5. und 10. April des vorigen Jahres, an den beiden erften Tagen
je neun Stunden mit acht Arbeitern und einem Auffeher, an dem letzten Tage, wo es
fich nur noch um Aufhellung einiger gebliebenen Zweifel handelte, welche das Ergebniß der
beiden erften Tage offen gelaffen hatte, mit drei x\rbeitern und nur während der Vormittags-
ftunden. Die Thätigkeit der Arbeiter wurde in weitgehender Weife ergänzt durch untere eigenen
Kräfte: meffend, zeichnend, die Erde durchfuchend, die Arbeit beauffichtigend, ja felbft mit Hacke
und Schaufel in der Hand, waren nahezu alle Mitglieder unferer Gefellfchaft zeitweilig'mitthätig.
Manches kleine Fundftück wäre vielleicht unbeachtet geblieben, wenn nicht fo viele an der Arbeit
intereffirte Augen und Hände dabei gewefen wären: ficherlich hätte die Arbeit nicht in fo kurzer Frift
erledigt werden können. Erledigt nämlich in der Befchränkung, welche uns Zeit und Verhältniffe
auferlegten. Es konnte fich für uns, die wir im Ganzen blos zehn Tage auf Pompeji zu verwenden
 
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