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Duhn, Friedrich von; Jacobi, Louis
Der griechische Tempel in Pompeji; Nebst einem Anhang : Über Schornsteinanlagen und eine Badeeinrichtung im Frauenbad der Stabianer Thermen in Pompeji — Heidelberg, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.1420#0014
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EINZELFUNDE.

11

viereckige Bafis in urfächlichem Zufammenhang fleht, vermochten wir nicht mehr zu erkennen,
da von einer die Bodenfläche hier überragenden Anlage bei Beginn unferer Arbeit nichts mehr
vorhanden war.

V. Einzelfunde.

Aus den zahlreichen Einzelfunden haben wir nur diejenigen abgebildet, welche an fleh oder
für den Tempel ein gewiffes Interefle beanfpruchen dürfen.

Schwerlich kann es Zufall fein, daß rings um das der nördlichen Cellawand vorgelegte
Poftament (P) die drei auf Tafel V, Fig. IV abgebildeten Theile eines Hirfches aus Thon auf-
gefunden find, leider die einzigen: mehr zu finden, gelang uns nicht trotz eifrigen Durchfuehens
des Tempelbodens. Die bedeutende das Lebensmaß überfteigende Größe und die gute Arbeit
diefer Stücke legt die Vermuthung nahe, der Hirfch habe auf dem Poftament geftanden. Des
Erhaltenen ift zu wenig, um auf die Bewegung des Thieres einen Schluß zu geftatten oder gar
zu entfeheiden, ob blos der Hirfch oder nicht vielleicht eine Gruppe dort aufgestellt war. Durch
diefe Unftcherheit wird auch der Werth ftark beeinträchtigt, welchen fonft diefer Fund bean-
fpruchen dürfte für Benennung des Tempels: Apollon27), Artemis, Herakles find natürlich Namen,
an welche Jeder zuerft denken würde. Aber, wie gefagt, dies Denken bleibt zwecklofes Rathen,
und wirklich fiebere, keinen Zweifel zulaflende Anhaltspunkte für Benennung des Tempels haben
unfere Grabungen nicht ergeben.

Tafel VIII, Fig. II und III geben, in Originalgröße, zwei Stücke von Thonfiguren, Fig. II
außen vor der füdlichen Langfeite, Fig. III in der Cella gefunden. Der Thon des Torfo ift
dunkel und zeigt Spuren eines Ueberzuges von hellerem Ton; am Köpfchen (deflen Augen
gefchloflen fcheinen) fehlen dagegen jegliche Farbfpuren. Die Art beider Stücke entfpricht der-
jenigen der Capuaner Terracotten.

Tafel VIII, Fig. IV gibt ein Thonftück der bekannten Trapezform; es zeigt, in die
Oberfläche vertieft, das zierliche Bild eines nach links knieenden Mädchens (Fig. IVa in Original-
größe). Andere derartige Stücke wurden in der Tiefe von 0,50 — 0,60 m außerhalb des Tempels
vor der füdlichen Langfeite gefunden.

Zahlreich waren die Bruchftücke von größeren Thongefäßen, unbemalten fowohl, wie be-
malten. Diefelben waren meift überzogen mit ftumpfem, fchwarzem oder graphitglänzendem Firniß;
trat noch fiirbige Verzierung hinzu, fo war diefelbe, wenn im Mattroth des campanifchen Vafen-
ftils gehalten, im fchwarzen Grund ausgefpart, wenn weiß, mit Deckfarbe auf die Firnißfchicht
aufgetragen. Die meiften verzierten Stücke zeigten gemeinfame Anwendung von Roth und Weiß:
Säume, Feldereinfaffungen u. dergl. waren mit Vorliebe roth, umlaufende Kränze dagegen, aus
 
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