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Duhn, Friedrich von; Jacobi, Louis
Der griechische Tempel in Pompeji; Nebst einem Anhang : Über Schornsteinanlagen und eine Badeeinrichtung im Frauenbad der Stabianer Thermen in Pompeji — Heidelberg, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.1420#0020
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DIE ZERSTÖRUNG DES ALTEN TEMPELS.

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Durch folchen Anfatz würden wir auch den Vortheil etwas engeren Anfchluffes gewinnen
an die nächftverwandten pompejanifchen Stücke, Simfe und Speier, wie v. Rohden Taf. II und
Taf. III. Der Speier Taf. II (vom Apollontempcl) zeigt ja im einzelnen jüngere Formen; aber
die Elemente, aus denen diefelben lieh aufbauen, find noch diefelben, wie bei unferem Speier: jeder
Vergleich jüngerer Speierformen in v. Rohden's Werk zeigt das deutlich. Der Zeitunterfchied
zwifchen beiden Speiern mag bedeutend fein, vielleicht ein Jahrhundert, vielleicht noch mehr.
Daß man aber noch im Stande ifl, vom Speier des Apollontempels zu unferem eine fichere
Verbindungslinie zu ziehen, bezeichnet fchon einen bedeutenden Gewinn.

Alfo eine nähere Zeitbeftimmung unferes Tempels ift mit dem bis jetzt vorliegenden
Material auch heute noch unmöglich. Daß und warum wir eine Entftehung im fünften bis
vierten Jahrhundert für wahrfcheinlich halten muffen, das ergaben die obigen Darlegungen.

VII. Die Zerftörung des alten Tempels.

Ueber die Zerftörung des Tempels und feine kümmerliche Wiederherstellung haben unfere
Grabungen erfreuliches Licht verbreitet.

Die Zerftörung erfolgte durch Abfturz nach Süden. Schon vom Fundament der füdlichen
Cellamauer fehlt überall der oberfte Fundamentblock und natürlich alle Wandblöcke, welche an
der Nordfeite theilweife erhalten find. Der durch den Quergraben hergeftellte Durchfchnitt zeigte
zwifchen der füdlichen Cellamauer und dem füdlichen Stylobat, namentlich in unmittelbarer
Nähe des letzteren, regelmäßigen Abfall der im Innern des Tempels horizontalen Schichten;
befonders deutlich kennzeichnete fich eine weiße Linie aus Sarnokalkfchutt. Der füdliche Stylo-
bat endlich, wie auch die dort vorgelegten Stufen, find durchweg renovirt; von der Stylobat-
fundirung find nur in beträchtlicher Tiefe wenige Blöcke erhalten. Die außerhalb der Südfeite
des Tempels bis an den Plateaurand von uns angelegte Fortfetzung des Quergrabens zeigte
bereits 2,50 m füdlich vom Stereobat in einer Tiefe von 0,40 — 0,45 m unterhalb der modernen
gleichmäßigen Oberfläche (zufällig in gleicher Höhe mit dem unteren Ende der Stereobat-
unterpackung aus gelben Tufffteinen) das Aufhören des antiken Bodens an, indem eine tiefe
Rapillifchicht anfing.

Daß eine nur 2,50 m breite horizontale Humusfchicht, felbft auf fchräg abfallender
Grundfläche gelagert, zwifchen einem Abfturz einerfeits, andererfeits einem wuchtigen, 'nicht auf
Fels gegründeten Peripteraltempel dem feitlichen Schub iöleher Laft keinen genügenden Widerhalt
bieten kann, liegt auf der Hand: als das Terrain fo geftaltet war, wie unfer Befund es auswies,
kann der Tempel nicht mehr mit feiner vollen Laft gewirkt haben; damals war der Oberbau
längft abgeftürzt in die Tiefe füdwärts vom Foro triangolare, und jenes befcheidene, ganz leicht

F. von Duhn und L. Jacobi, Der griechische Tempel in Pompeji. 3
 
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