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78 Sizilien.

Pantalica. Dessueri.

erweiterten Türen, die oftmals derartig in den Fels zurücktreten,
daß baldachinförmige Vorhallen entstehen. Ist die Anlage nicht
gerade an einer Vertikalwand vorgenommen, so weitet gewöhnlich
der Dromos sich zu einem breiten, meist im Grundriß trapez-
förmigen Vorplatz aus, oft noch mit zwischengelegtem runden oder
elliptischen Prothyron. Alles das gewiß Nachklang der lebendigen
Wohnformen aus vergänglichem Material. Die Nekropolen des
Innern halten einfachere Formen fest, vereinigen gern mehrere
Zellen um gemeinsamen Zugang. Ein zentraler Raum wird dann
wohl weiter gestaltet, in Pantalica [174] sogar vereinzelt mit zwei
Zellenreihen übereinander (ML. IX, 51—52, 57—58, 90—91 und
die Grundrisse ML. XXI, 308—309, 314—315, 328, 330—333; aus
Dessueri 360—371, 376, 380, 383, 386, 389—390). Bei vorrückender
zweiter Periode beginnt die Zahl der in den Grabkammern Ver-
einigten geringer zu werden, je mehr durch mechanische Erleich-
terung die Scheu vor der Herstellung schwindet: zählt doch Pan-
talica [174] allein in Per. Orsi II, III etwa 5000 Grabhöhlen, Cassi-
bile 2000, Dessueri 1500, Caltagirone Montagna 1000, Thapsos
nur 300. An Stelle der sitzenden Ho eher Stellung1 zahlreich Ver-
sammelter beginnt das Liegen zu treten, freilich zunächst noch
mit angezogenen Beinen und gebogenen Armen (ML. IX, 93; XXI,
395). Die materialistische Gleichung mit der Wohnung Lebender
fängt langsam an, der Vorstellung vom Grabe als der Ruhestätte
wirklich vom Leben Geschiedener, die Anrecht haben auf ruhigen
Schlaf, zu weichen. Die Zeiten waren reicher geworden, das aus
der Ferne einströmende Metall erleichterte immer mehr die Be-
zwingung der Materie, es wuchs die Freude an Besitz und Leben.
Auch in der Ausstattung der in der ersten Zeit immer noch wie
zum häuslichen Mahle vereinigt sitzenden Toten meldet sich die
andere Zeit, der, wenn auch in schwachem Widerschein über das
Ionische Meer leuchtende Glanz der letzten kr etiseh-my konischen
Herrlichkeit, mehr in den Nekropolen der Küste als im abgelegenen
Innern; die früher gleichmäßige alte bodenständige Kultur modi-
fiziert sich je nach ihrer Entfernung von dem belebenden Hauch
des Meeres. Metallwaffen beginnen sich zu zeigen, Schwerter und
Dolche rein mykenischer Gestalt, wohl fremdes Produkt, werden
als Lieblingsbesitz des Toten diesem mitunter auf die Brust gelegt,
würden sich gewiß noch viel häufiger finden, wären die Gräber
bei ihrer leichten Zugänglichkeit nicht meistens ausgerauht, wel-
leicht noch von „Sikulern“ folgender Zeiten, die das Metall bitter
nötig haben mochten. Daher haben wir gewiß auch so wenig
sonstige Metallarbeiten, Gefäße und Werkzeuge erhalten; denn
voraussetzen müssen wir solche, da ein für Orsi II charakteristi-
scher Wechsel in der Keramik sich nur daraus erklärt, daß das
farblose-, aber durch Treiben und Gravieren verzierte Metallgefäß
 
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