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Sardinien.

Norbello. Abbasanta. Sardana.

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Totenkult diente (s. unten 104): denn auf diesem Platz haben sich
wiederholt hohe Steine gefunden, nach Art von Obelisken oder
Menhirs auf gerichtet (z usarn menfas sende Bemerkungen und Parallelen
aus Korsika [s. u. 113] und weiterher: Mackenzie, Pap. B. S. Rome
VI, 166—170; vgl. Schuchhardt, Alt-Europa 78; Gr. Wolfe, Ger-
mania 1920, 16—19) und öfter durch deutlich herausgearbeitete
oder durch Vertiefungen (ML. XX, 157—158) oder flache runde
Erhöhungen (Not. 1916, 258) bezeichnete weibliche Brüste als- re-
ligiöse Symbole gekennzeichnet: Pinza, ML. XI, 261—262, Fig.
139—140, 271—274; Taramelli, Bp. XXXII, 78. In einer Tomba
dei Giganti bei Norbello [199] — einer der größten bisher fest-
gestellten, 11,90 lang — fand sich im Innern: ein pyramidal ge-
formter Stein mit Brustandeutung im Relief und ein Block, mit
einem Phallos (Not. 1915, 117). Vier brustartige Erhebungen auf
der Verschlußplatte auch einer Domus de ianas bei Abbasanta
(Not. 1915, 110). Andere am Brunnenheiligtum von. S. Anastasia,
bei Sardana (ML. XXV, 48—54 und tav. II). Hat die von Rohde (Rh.
Mus. XXXV, 157—163; XXXVII, 465—468 [=K1.-Schr. II, 197—208])
behandelte Sage der Schläfer bei den sardinischen Heroen einen
tatsächlichen Hintergrund, so könnte ja an Inkubationen bei den
Gräbern gedacht werden, von denen das den Griechen zugekommene
Gerücht jene sonderbaren Formen angenommen hätte (s1. auch
Pettazzioni, La religione primit. in S-ardegna 1912, 5, 83—89).
Es sei übrigens nebenbei bemerkt, daß die Grabform, welche die
Fabelerzählnng vom freiwilligen Tod der Greise voraussetzt (Schob
Flat. rep. 337a = Geffcken, Timaios’ Geogr. d. West. 171) auf
Sardinien in vorpunischer Zeit bis jetzt nicht beobachtet wurde.
Sowohl die Mauern des Grabganges wie des anschließenden Halb-
runds sind doppelt, und zwar zeigt die äußere Mauer am Gang-
ende merkwürdigerweise meist einen halbrunden Abschluß; der-
selbe, meint Taramelli, sei sichtbar geblieben als Teil einer
Krepis, welche dem Erdhügel über dem Grabe als Stütze gedient
habe (Not. 1916, 257; ML. XXIV, 683). Der Durchmesser des
Halbrundes vor dem G-rabe ist im allgemeinen der äußeren Länge
des Grabganges gleich (s. z. B. den Grundriß ML. XXIV, 681—682,
Fig. 27). Für alte ethnische Zusammenhänge bedeutsam ist die
Anlage gleichartiger, dreieckig sich ausweitender oder bogenför-
miger Vorräume vor nordafrikanischen Gräbern gleicher Art, die
auch in ihren am Eingang aufgerichteten Stelensteinen wichtige Ana-
logien zu Sardinien und Korsika bieten: Frobenius, Prähist. Zs.
VIII, 1916, 39, Taf. 2, 3. Auch gerade Abschlüsse kommen vor;
vielleicht sind sie jünger: z. B. im Norden bei Laerru (Not. 1915,
394—395, Fig. 1, 2). Der Grabgang war selbstverständlich unter
einem Tumulus geborgen, dem die Verdoppelung der Mauer Halt
gewähren mußte, in der Weise, daß der Zwischenraum zwischen
 
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