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Schreiber, Wilhelm Ludwig [Bearb.]
Meisterwerke der Metallschneidekunst (Teil 2): Ausgewählte Schrotblätter aus öffentlichen Sammlungen und Bibliotheken in Berlin, Darmstadt, Erfurt, Halle a. S., Leipzig, London, Münster i. W., Oxford, Straßburg i. E., Ulm, Wittenberg, Würzburg, Zürich — Straßburg: J.H. Ed. Heitz (Heitz & Mündel), 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.61936#0056
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Technik beider Blätter völlig verschieden. Unser Meister
stellt die Gewandfalten durch Nebeneinandersetzen einer
schwarzen und einer weißen Linie dar. Obschon wir
diese Technik auch auf den Erzeugnissen anderer Werk-
stätten beobachten können, und zwar namentlich solcher,
die anscheinend in Köln tätig waren, so läßt sich doch
eine so völlige Uebereinstimmung im Faltenwurf mit der
hl. Barbara (Sehr. 2551, abg. bei Molsdorf, Die Bedeut-
ung Kölns für den Metallschnitt, Tf. 4) feststellen, daß
wir beide ohne Bedenken der gleichen Hand zuschreiben
können. Da nun die hl. Barbara mit Sicherheit der Werk-
statt des «Meisters mit dem Kölner Wappenschild» (Sehr.
2215) zugeschrieben werden kann, so muß auch unser
Blatt dort entstanden sein. Und nun zeigt sich eine
weitere Uebereinstimmung: Auf dem Blatt mit dem Köl-
ner Wappen (abg. Schmidt-Soldan, Nr. 33 und Molsdorf,
Die Bedeutung Kölns, Tf. 1) ist nämlich der Fußweg
durch ein breites schwarzes Band mit weißer Einfassungs-
linie genau so dargestellt wie auf unserem Christoph-
Bilde.
Als eine Original-Komposition dürfen wir aber unser
Blatt nicht betrachten, sondern cs ist vermutlich nach
einem Blatt des Meisters ü frei kopiert; möglicherweise
hat noch ein anderer, verschollener Metallschnitt als
Bindeglied gedient. Größe 180: 122.
Sehr. 2594. Kölner Formschnitt um 1460 — 70.
Bemalung: Mattes rot, gelb, gelbgrün, grauschwarz.
67. Die hl. Barbara.
Das Teppichmuster des Hintergrunds bietet uns kei-
nen sicheren Anhaltspunkt, denn wir finden es in großem
Format auf Tf. 70 des vorliegenden Bandes, in mittlerer
Größe z. B. auf Tf. 13 in Bd. 5 dieser Sammlung und
stark verkleinert auf Tf. 44 in Bd. 41. Die größte Aehn-
lichkeit ergibt sich aber bei einem Vergleich mit der
hl. Katharina (Sehr. 2575, abg. Wiener Einblattdrucke
Bd. II Nr. 117) und es wäre trotz der erheblichen Ver-
schiedenheit in der technischen Behandlung nicht aus-
geschlossen, daß beide der gleichen Werkstatt entstam-
men, obschon auch die Möglichkeit vorliegt, daß eines
der Blätter eine Kopie ist.
Bei dem vorliegenden Blatte sind, wie bei der vor-

hergehenden Tafel, die Gewandfalten durch Nebenein-
anderstellung einer schwarzen und einer weißen Linie
gebildet, doch waren dort die Falten rundlich und weich,
während sie hier steil und hart sind. Wie ich bei den
Tafeln 101 und 102 noch eingehender erörtern werde,
haben wir es wahrscheinlich mit einer Kölner Werkstatt
zu tun, die in engen Beziehungen zu der Werkstatt mit
dem Kölner Wappen gestanden haben dürfte, ja vielleicht
sogar mit dieser identisch ist (vgl. Tf. 111). Einstweilen
möchte ich die beiden aber noch von einander trennen
und die vorliegende Arbeit der «Werkstatt der Kirchen-
väter-Bordüre» zuschreiben.
Unser Blatt macht trotz der mangelhaften perspek-
tivischen Zeichnung des Turmvorbaues infolge des lieb-
lichen Gesichts der Heiligen einen erfreulichen Eindruck.
Dies ist allerdings kein Verdienst unseres Metallschnei-
ders, sondern es handelt sich um eine Kopie nach dem
Stiche des Meisters E. S. (Lehrs, Kritischer Katalog II,
S. 235, 164 a). Größe 165:118.
Sehr. 2552. Kölnischer Formschnitt um 1470—80.
Bemalung: Verblaßtes rot, gelbgrün und ockergelb.
68. Die hl. Jungfrau im Brustbild.
Wiederum haben wir es bei diesem lieblichen Bilde
mit einem Faltenwurf zu tun, der sich aus einer schwar-
zen und einer weißen Linie zusammensetzt. Vergleichen
wir das vorliegende Blatt mit der Tf. 71, so zeigen Ge-
sichter und Falten große Verwandtschaft, doch unter-
scheidet sich die Form des Mundes. Hingegen gleicht
auf Tf. 79 nicht nur der Gesichtsschnitt, sondern auch
die Augenbildung und die Mundpartie fast völlig der
unsrigen. Anderseits finden wir aber auch viel Ueber-
einstimmung mit der Tf. 8 in Teil I der Meisterwerke
(z. B. die Fußsohle des Jesuskindes und die des hl. Eras-
mus, ferner das Haar des Kindes und das des Zuschauers
hinten links). Daß es sich hier um eine Kölner Arbeit
handelt, ist fast mit Sicherheit anzunehmen; da sie aber
älteren Datums ist als die beiden zum Vergleich heran-
gezogenen Blätter, so ist es schwer, eine bestimmte Werk-
statt zu bezeichnen. Größe der Darstellung 170:106.
Sehr. 2485. Kölnische Arbeit um 1460.
Bemalung: Fleischfarben, blasses gelb und grün.

DARMSTADT.
MUSEUM.

69. Der hl. Hieronymus.
Die uns bereits aus dem ersten Teil dieser «Meister-
werke» zur Genüge bekannte Umrahmung beweist, daß
das Blatt der «Bergwolken»-Werkstatt entstammt. Bei
einem Vergleich des Mittelbildes mit den Tafeln 13 und
19 des ersten Teils ergeben sich so viele technische

Uebereinstimmungen, daß wir nicht nur die Umrahmung,
sondern auch das Bild selbst als ein Erzeugnis jener
Werkstatt bezeichnen können. Das hagere Gesicht des
Heiligen erweckt unwillkürlich die Vermutung, daß die-
ses Blatt älter sein müsse als irgend ein anderer der
uns bisher bekannten Metallschnitte dieser Werkstatt.

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