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Ebers, Georg [Gefeierte Pers.]
Aegyptiaca: Festschrift für Georg Ebers zum 1. März 1897 — Leipzig, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.7#0091
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Müller, Das phöiiikische Bezept des Papyrus Ebers. 81

den sehr gebräuchlichen Ausweg ergriff, hi für das polyphone pi zu
schreiben. Dass er es hier nicht that, rächte sich. Der ägyptische
Keilschriftkundige, dem das Wort nicht geläufig war, fasste *3¡»— pi als
Halbvokalandeutung (', yi, wu, wi etc.) auf; er scheint es demnach
mit u wiedergegeben zu haben.

Hoffentlich untersuchen andere diese Theorie weiter. Wird sie
bestätigt, so haben wir die Herrschaft der babylonischen Keilschrift
in Palästina etc. ein gutes Stück weiter hinauf festgestellt. Bis jetzt
vermochte ich dieselbe bis auf die Zeit Tlmtmosis III. zurücküuver-
folgen1; der bekanntlich unter Araenophis I. (ca. 70 Jahre vorbei')
geschriebene Papyrus Ebers würde uns mit diesem, nach den Schreib-
fehlern einer nicht unbeträchtlich älteren Handschrift entnommenen,
Rezept mindestens in die Zeit Amasis I., noch wahrscheinlicher in
die der letzten Hyksoskönige, zurückführen. Jener Eöpke aus Phönikien
war also sieber ein asiatischer Unterthan des ägyptischen Königs, 150
oder mehr Jahre vor den Ainarnatafeln. Wie es kam, dass er seine
Weisheit nach Ägypten brachte, wird dadurch ein gutes Stück ver-
ständlicher. Somit wird der grosse Papyrus, durch dessen Herausgabe
G. Ebers sich ein solch bleibendes Denkmal gesetzt hat, als ein Dokument
auch zur Geschichte Phönikiens, der semitischen Sprachen und der
Keilschrift in gewissem Sinne angesehen werden müssen.

1 Asien S. 393 zu 169.
Philadelphia, Januar 1897.
 
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