Zur ägyptisch-hellenistischen Litteratur.
Ulrich Wilcken.
"Wenn es zu den Aufgaben des Historikers gehört, die Volks-
individualitäten zu erkennen und darzulegen, so ist eines der inter-
essantesten Probleme für ihn die Beobachtung der Grenzzonen, auf
denen verschiedenartige Kulturen stammfremder Völker auf einander
stossen. Wer ist da der Stärkere? Wer giebt? Wer empfängt? Oder
durchdringen sie sich gegenseitig? und in welchem Verhältnis? Unser
hochverehrter Sexagenarius hat von jeher, wie mir scheinen will, mit
besonderer Freude solche Kulturkämpfe und Kulturwandenmgen ver-
folgt, wie er noch jüngst in seinen Untersuchungen über die Saler-
nitaner altägyptisches Gut in der scholastischen Welt des Abendlandes
aufgedeckt hat. Es ist daher vielleicht nicht unpassend, wenn ich hier
ein paar neue Materialien vorlege, die, abgesehen von ihrem besonderen
Wert nach anderen Richtungen hin, auch für die Frage, in welchem
Verhältnis die ägyptische und die griechische Litteratur in hellenis-
tischer Zeit zu einander gestanden haben, nicht ohne Interesse sind.
Der Text, den ich im Folgenden zum ersten Mal bekannt gebe
steht auf einem Kalksteinostrakou aus Deir el-Bahri, das vor kurzem
in den Besitz des Egypt Exploration Fund gekommen ist. Die Kenntnis
dieses merkwürdigen Textes verdanke ich W. E. Crum, der mir zugleich
eine Durch Zeichnung einzelner Worte freundlichst zusandte. Ais icli
daraufhin den Wunsch hegte, den'Text an dieser Stelle zu publi ci eren,
hat Κ. F. Kenyon in bewährter Liebenswürdigkeit mir die Erlaubnis
dazu vom Egypt Exploration Fund erwirkt. Gleichzeitig schickte auch
er mir eine Lesung des Textes, die mit der von Crum in allem Wesent-
lichen übereinstimmt, sowie eine sorgfältig ausgeführte Copie. De«
Ulrich Wilcken.
"Wenn es zu den Aufgaben des Historikers gehört, die Volks-
individualitäten zu erkennen und darzulegen, so ist eines der inter-
essantesten Probleme für ihn die Beobachtung der Grenzzonen, auf
denen verschiedenartige Kulturen stammfremder Völker auf einander
stossen. Wer ist da der Stärkere? Wer giebt? Wer empfängt? Oder
durchdringen sie sich gegenseitig? und in welchem Verhältnis? Unser
hochverehrter Sexagenarius hat von jeher, wie mir scheinen will, mit
besonderer Freude solche Kulturkämpfe und Kulturwandenmgen ver-
folgt, wie er noch jüngst in seinen Untersuchungen über die Saler-
nitaner altägyptisches Gut in der scholastischen Welt des Abendlandes
aufgedeckt hat. Es ist daher vielleicht nicht unpassend, wenn ich hier
ein paar neue Materialien vorlege, die, abgesehen von ihrem besonderen
Wert nach anderen Richtungen hin, auch für die Frage, in welchem
Verhältnis die ägyptische und die griechische Litteratur in hellenis-
tischer Zeit zu einander gestanden haben, nicht ohne Interesse sind.
Der Text, den ich im Folgenden zum ersten Mal bekannt gebe
steht auf einem Kalksteinostrakou aus Deir el-Bahri, das vor kurzem
in den Besitz des Egypt Exploration Fund gekommen ist. Die Kenntnis
dieses merkwürdigen Textes verdanke ich W. E. Crum, der mir zugleich
eine Durch Zeichnung einzelner Worte freundlichst zusandte. Ais icli
daraufhin den Wunsch hegte, den'Text an dieser Stelle zu publi ci eren,
hat Κ. F. Kenyon in bewährter Liebenswürdigkeit mir die Erlaubnis
dazu vom Egypt Exploration Fund erwirkt. Gleichzeitig schickte auch
er mir eine Lesung des Textes, die mit der von Crum in allem Wesent-
lichen übereinstimmt, sowie eine sorgfältig ausgeführte Copie. De«