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Ebers, Georg [Gefeierte Pers.]
Aegyptiaca: Festschrift für Georg Ebers zum 1. März 1897 — Leipzig, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.7#0093
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Pietschmann, Der Veis torli e »e als Sehreibpalette etc. 83

Das Palettenbrett mit den beiden Vertiefungen, in denen die
beiden Tuschen für Rot und i'ür Schwarz aufgeklebt sind, und dem
Einschnitte, in weichem die vorrätigen Schreibstifte stecken, bildet ja
zusammen mit dem Behälter, welcher das Wasser zum Anfeuchten
der eingetrockneten l'arbstüeke enthält, in den Augen des Ägypters
das "Wesentlichste, was zum Schreiben gehört. Napf, Schreibstift und
Farbenbrett, diese auch als Hieroglyphe seit ältester Zeit so unendlich
oft wiederkehrende Zusammenstellung führt auch eigens die Benennung
dbh, das heisst das „Erforderliche" ', oder, wie es einmal H. Brugsch
treffend übersetzt, das „Nécessaire" des Schriftgelehrten. Eines
Blattes Papyrus oder einer Tafel, darauf zu schreiben, bedarf es keines-
wegs so unbedingt, wenigstens nicht für den Ägypter, der durchaus
gewohnt war, kurze Aufzeichnungen ohne weiteres auf die Flächen zu
schreiben, welche sich ihm auf der Vorder- und auf der Rückseite
der sogeriannten Palette darboten!. Und dieser Brauch muss uralt
gewesen sein, denn auch in Dhoute's Hand sehn wir, wenn er als im
Schreiben begriffen dargestellt wird, so besonders, wenn er bei der
Totengerichtsszene das Ergebnis der Herzenswägung zu Protokoll
nimmt, der Begel nach nichts weiter als Schreibstift und Palette.
Aber ohne „Handwerkzeug" vermag selbst der Gott seines Amtes als
Schriftführer nicht zu walten. Jedoch sind seiner Obliegenheiten viele,
und er ist einer der grössten unter den Göttern; sognt wie der König3
wird daher auch Dhoute sich ohne einen besonderen „Schreib-
zeug-Träger" nicht behelfen. "Wer daher sieh gegenüber „Dhoute's
Buchwarte", dem „seinen Vater schauenden" d. h. bei ihm ans- und
eingehenden „Grossen", als ein schriftkundiges gewaltiges AVesen ein-
führt, das als Überbringer von Wassernapf und Palette kommt, der
spricht damit ein Stichwort aus, das unbedingt den Zutritt zu dem
Gotte erschliesst. Dies ist offenbar die Fiction, oder, wenn man
lieher will, die Überzeugung, aus der heraus der Spruch vom Über-
bringen des Schreibgeräts des Dhoute ursprünglich abgefasst wurde
und magische Geltung haben sollte.

1 Mit den Worten ..das Er lord tv) ich υ iiV-h) des ^ihi<:iiieis" wird auch die er•
"ahnw Hieroglyphe im sogenannten Sign Papyrus von Tania (19, 8) ausdrücklich be-

2 Ich werde Gelegenheit haben, ;uisiü lirlich er hierauf in einer Abhandlung
íuri'ick2ukommen, welche in der „ttnniiilung Bibliothek« v.-iss^ischaftlicher Arbeiten,
herausgegeben von Karl ]>/í¡U'ík.i" erscheinen soll.

â Tgl. Ad. Erman, Ägypten, Bd. 1, S. 166; und dazu auch Mariette, Mastabas
s• 253 und-ί 55, wo das „Handwerkzeug" mit dem Bilde des koflerartigen Behälters
^terminiert wird, in dem es steckt. .
 
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