Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Ebers, Georg [Gefeierte Pers.]
Aegyptiaca: Festschrift für Georg Ebers zum 1. März 1897 — Leipzig, 1897

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7#0111
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
aus Aotinoë. 101

Der freundlichen Unterstützung des Herrn Dr. C. E. Lehmann
verdanke ich die folgende metrische Übersetzung:

1 Kennst Du mit Namen Pallas einen Mann,
Vorstand der Minen von Antinoö
Und Dekadarch: dem gab als Diener mich
Des Schicksals Fügung. Meines Heimatlands,
5 Äthiopiens schwarze Farbimg ward mein Teil,
Wie sie der Sonne Glutenstrahl erzeugt.
Die Seele aber weisser Blüten voll
Gewann die Gunst mir des verstand'gen Herrn;
Denn Schönheit steht dem Seelenadel nach,

10 Das hüllte meines Leibes Schwärze ein.
Wie zu den Indern kam verzückt der Gott,
Zum Altar rufend der Barbaren Reih'n,
So lebt auch ich dereinst im Sonnenland.
Nun aber nahm ins Grabesdunkel ich

15 Die Seele und den Körper, der sie einst umfing,
Und übrig blieb allein der Name mir.
Epitynchanon, den Treffer, hiess man mich,
Und was das Leben Gutes kennt, mich trafs.
Dafür verleihe meinem Herrn der Gott

20 Zu langem Leben guten Namens Klang.

Der Stein (36 cm h. und 44,5 cm L), welcher jetzt unter No. 13471
im Museum von Berlin aufbewahrt wird, ist nummuliter Kalkstein,
der m dem nahen Gebirge gebrochen und besonders für die öffent-
lichen Gebäude von Antinoë verwendet wurde. Er lag am Fussende
des Grabes umgekehrt im Sande, so dass ich zuerst dem Arbeiter die
Weisung gab, ihn zu entfernen, als er mit einem kräftigen Eucke den
Stein umdrehte und die Inschrift zu meiner Überraschung freilegte.
Sie zeigte noch die rote Färbung der Buchstaben. Sofort tauchte in
mir die Frage auf, wie und wo die Grabsteine aufgestellt wurden.
Im Verlaufe der Ausgrabungen konnte ich feststellen, dass sämtliche
Grabsteine am Fussende des Grabes in einer gewissen Tiefe in der
Erdaufschüttung verborgen waren, so dass ich zu dem Resultat gelangte,
man hätte sofort oder wohl richtiger später den Stein ins Grab selbst
gelegt, da an eine unabsichtliche Lage des Steines nicht gedacht
werden kann. Mag man es hier vielleicht nur mit einer lokalen Ge-
wohnheit zu thun haben, immerhin möchte ich an andere Gelehrte,
 
Annotationen