einer Epoche zusammenfassen, ordnen und steigern und in ihrem Werk die ge-
schichtlichen Bindungen bestätigen.
Neues entsteht nicht in logischer Entwicklung, die eher innerhalb des Gleich-
artigen sich bewegt, sondern bildet sich in visionärem Intervall, worin zunächst
das Dasein desavouiert wird, man arbeitet sprunghaft und alogisch im Wider-
streit zum geschichtlichen Erbe. Solcher Konflikt wird von den späteren Be-
trachtern perspektivisch ausgeglichen, das Unverbundene wird geschichtlichem
Vorbestand genähert. Die sprunghaften Wandlungen werden vom nachkonstru-
ierenden Bewußtsein zu später und zaghafter Stufung gemindert, die Intervalle
werden verschüttet. Die kubistischen Bilder sind den Träumen hierin verwandt,
daß in beiden Verifikation und Beweis kaum möglich sind; man kopiert nicht,
sondern bildet einigermaßen selbständige Wirklichkeiten, die gerade dank ihrer
Entfernung vom konventionell Wirklichen Bedeutung besitzen. Sie sind mensch-
lich wichtig als gelungene Fluchtversuche aus überalterten Bindungen und ver-
danken teilweise gerade der Abgetrenntheit ihre Ganzheit. Der totalisierenden
Isoliertheit der Bilder entspricht die Anästhesie des Träumenden. Wie der
Traum durch die abtrennende Empfindungslosigkeit des Schlafenden bedingt
ist, so die Selbständigkeit oder Freiheit des Kunstwerks durch seine seelische
und technische Gesondertheit von anderen Arten des Wirklichen. Beide, der
Traum wie das Kunstwerk, können weder logisch noch spiegelhaft bewiesen
werden. So kann man die kubistischen Bilder als unmetaphorische Kunstwerke
bezeichnen. Dem Traum gleich schließen sie ein vorausgesetztes und über-
geordnetes Wirkliches aus. Diese Arbeiten bedeuten prophetische Vorschau
neuen Raums und gedichteter Gestalt, Wege zu noch nicht mißbrauchten
Erschütterungen und Sichten.
Die Visionen des Begabten unterschieden sich von dem gestaltlosen Geträume
des Unbegabten hierdurch, daß sie dank der scharfen Abtrennung im hallu-
zinativen Intervall Mittel zu freier Gestaltung gewähren. Der Träge und Ge-
wöhnliche verfällt, wenn er die Elemente des Seins berührt, einer entarteten,
formlosen Angst, während der Begabte präzise träumt und nicht feige seine
Träume der Tageswirklichkeit unterwirft, sondern sie weiterbildet.
Der ahnende und verwandelnde Traum ist den Vorstellungen vom Gegen-
wärtigen an Reichweite überlegen. Man verarbeitet hierin die gern vergessene
Vergangenheit, die man fürchtet, man steigt zu den Toten hinab, macht sie
reden und zeichnen, man öffnet die Türen der noch nicht gewußten Zukunft,
und somit besitzen diese Visionen unter allen Erlebnissen die fernste Zeit-
tiefe. Das Bewußtsein, soweit es uns hemmt, wird ausgeschaltet, und die
nun durch Übereinkünfte nicht gestoppte Halluzination gewinnt dank der
Anästhesie des Schauenden, die gleichzeitig eine Konzentrierung der Kräfte
bedeutet, erweiternde Beweglichkeit.
Es gilt zu prüfen, welche Vorarbeit geleistet wurde, ehe der Umsturz zu
neuer Gestaltung beginnt; gerade bei Picasso schieben sich heftige und breite
meditative Schichten ein. Rasch unterzieht man die drängenden Visionen einer
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schichtlichen Bindungen bestätigen.
Neues entsteht nicht in logischer Entwicklung, die eher innerhalb des Gleich-
artigen sich bewegt, sondern bildet sich in visionärem Intervall, worin zunächst
das Dasein desavouiert wird, man arbeitet sprunghaft und alogisch im Wider-
streit zum geschichtlichen Erbe. Solcher Konflikt wird von den späteren Be-
trachtern perspektivisch ausgeglichen, das Unverbundene wird geschichtlichem
Vorbestand genähert. Die sprunghaften Wandlungen werden vom nachkonstru-
ierenden Bewußtsein zu später und zaghafter Stufung gemindert, die Intervalle
werden verschüttet. Die kubistischen Bilder sind den Träumen hierin verwandt,
daß in beiden Verifikation und Beweis kaum möglich sind; man kopiert nicht,
sondern bildet einigermaßen selbständige Wirklichkeiten, die gerade dank ihrer
Entfernung vom konventionell Wirklichen Bedeutung besitzen. Sie sind mensch-
lich wichtig als gelungene Fluchtversuche aus überalterten Bindungen und ver-
danken teilweise gerade der Abgetrenntheit ihre Ganzheit. Der totalisierenden
Isoliertheit der Bilder entspricht die Anästhesie des Träumenden. Wie der
Traum durch die abtrennende Empfindungslosigkeit des Schlafenden bedingt
ist, so die Selbständigkeit oder Freiheit des Kunstwerks durch seine seelische
und technische Gesondertheit von anderen Arten des Wirklichen. Beide, der
Traum wie das Kunstwerk, können weder logisch noch spiegelhaft bewiesen
werden. So kann man die kubistischen Bilder als unmetaphorische Kunstwerke
bezeichnen. Dem Traum gleich schließen sie ein vorausgesetztes und über-
geordnetes Wirkliches aus. Diese Arbeiten bedeuten prophetische Vorschau
neuen Raums und gedichteter Gestalt, Wege zu noch nicht mißbrauchten
Erschütterungen und Sichten.
Die Visionen des Begabten unterschieden sich von dem gestaltlosen Geträume
des Unbegabten hierdurch, daß sie dank der scharfen Abtrennung im hallu-
zinativen Intervall Mittel zu freier Gestaltung gewähren. Der Träge und Ge-
wöhnliche verfällt, wenn er die Elemente des Seins berührt, einer entarteten,
formlosen Angst, während der Begabte präzise träumt und nicht feige seine
Träume der Tageswirklichkeit unterwirft, sondern sie weiterbildet.
Der ahnende und verwandelnde Traum ist den Vorstellungen vom Gegen-
wärtigen an Reichweite überlegen. Man verarbeitet hierin die gern vergessene
Vergangenheit, die man fürchtet, man steigt zu den Toten hinab, macht sie
reden und zeichnen, man öffnet die Türen der noch nicht gewußten Zukunft,
und somit besitzen diese Visionen unter allen Erlebnissen die fernste Zeit-
tiefe. Das Bewußtsein, soweit es uns hemmt, wird ausgeschaltet, und die
nun durch Übereinkünfte nicht gestoppte Halluzination gewinnt dank der
Anästhesie des Schauenden, die gleichzeitig eine Konzentrierung der Kräfte
bedeutet, erweiternde Beweglichkeit.
Es gilt zu prüfen, welche Vorarbeit geleistet wurde, ehe der Umsturz zu
neuer Gestaltung beginnt; gerade bei Picasso schieben sich heftige und breite
meditative Schichten ein. Rasch unterzieht man die drängenden Visionen einer
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