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A. Verarbeitung fremder Einflüsse
und ihre Umwandlung in den Stil Louis XIV

1. Die Entwicklung der Akademie
Es ist von. der Duldsamkeit der Akademie gesprochen worden: einem
jungen Künstler gegenüber, der im Sinn der offiziellen Kunsttheorie
eine Förderung nicht verdiente. Die Akademie ist berufene Hüterin und
Verkünderin der reinen Doktrin. Ist es nun so, daß die knappe Strenge
des Kunstgesetzes unmerklich einem milderen Kodex weichen mußte —
etwa als Siegesformel der „Rubenistes“ über die „Poussinistes“ —
oder ist es nur die laxe Auslegung einer bewahrten Lehre, die kon-
zilianteres Verhalten möglich macht?
Die Antwort läßt sich ablesen: aus den Kathederreden der führenden
Akademiker, aus den scheinbar sachlichen, in Wirklichkeit subjektiv
verzerrten, verkürzenden, verschleiernden, oft absichtlich vagen Refe-
raten der Akademiesitzungen18); endlich auch aus den Kunstschriften.
Von Zu großer zeitlicher Nähe aus betrachtet gewinnt die letzte
Phase einer langsamen Bewegung die Bedeutsamkeit einer selbstän-
digen, plötzlich hervorbrechenden Aktion. Nicht erst von der Watteau
unmittelbar vorangehenden Generation der De Piles, Ch. Perrault,
Coypel ist die Front der akademischen Doktrin durchbrochen worden.
Die Zerstörung (richtiger: Auflockerung) begann, viel früher schon,
von innen.
Es wird also unvermeidlich sein, einen weiten Abstand zu nehmen
und mit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zu beginnen.
Die Geschichte der Akademiegründung und die Grundlagen der
akademischen Theorie sind bekannt, weniger die Schwankungen und
Unsicherheiten in der praktischen Anwendung dieser Theorie.
Gerade diese Abweichung aber ist wichtig. Nicht im Sinne eines

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