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C. Das Werden des Stils Regence
bis zu Watteaus Anfängen

1. Die Landschaftsmalerei
Die „heroische Landschaft“ des Louis XIV ist in der Re-
gence kaum mehr vorhanden. Isolierte Bilder, meist „morceaux de
reception“ (Allegrain, P. Patel d. J.) zeigen noch die alten Hintergründe
der Historienbilder ohne den Vorgang, der die Bedeutung dazu gab.
Von Etienne Allegrain (1645—1736) ist eine heroisch-arkadische Land-
schaft in Dijon erhalten; das Bemühen um Raumtiefe scheitert an un-
genügendem technischem Können; es kommt nur eine sonderbare
Einöde zustande mit ansteigendem, leerem Vordergrund, baumgerahm-
ter Begebnisbühne in der Mitte und einer abrupt verschwindenden
Ferne, die mit ruinösen und wohlerhaltenen Bauten verschiedenster
Stile reichlich ausgestattet ist.
Die pastorale Landschaft ist reicher an Namen als an künst-
lerischen Persönlichkeiten. Die ersten Anzeichen eines neuen Stils
setzen ein in den Ausstellungen von 1699—1704. Die ersten Namen
sind: Charles A. Herault, Charles Armand, Jacques Verselin, Henri de
Favannes, Joseph Francisque Millet, P. A. Patel114). Die stärkste künst-
lerische Persönlichkeit ist J. B. Forest (1636—1712)115), Schüler des
P. Fr. Mola. Leider ist von seinen Werken, an denen Mariette und
andre kennerische Zeitgenossen die satten, an Rubens geschulten Far-
ben bewundert haben, sehr wenig erhalten; den erhaltenen fehlt zu-
meist jene Wärme und Leuchtkraft des Kolorits, welche gerade ihren
größten Reiz und den eigentlichen stilistischen Fortschritt gegenüber
der morosen, in graugrüne oder braune Pläne eingeteilten Louis XIV-
Landschaft bedeuten sollte. Schon Hagedorn und Fiorillo beklagen
die stark nachgedunkelte Farbigkeit. Offenbar strebte Forest danach,
wie viele seiner Zeitgenossen in anderen Genres, italienische Komposi-
tion mit niederländischer oder oberitalienischer Farbengebung zu ver-
einigen. Von Watteaus Akis und Galathea (Abb. 13) sagt Mariette „qui
paroit y avoir voulu imiter la maniere de Forest“. Forests technische

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