Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Erbstein, Julius; Erbstein, Albert
Erörterungen auf dem Gebiete der sächsischen Münz- und Medaillen-Geschichte: bei Verzeichnung der Hofrath Engelhardt'schen Sammlung veröffentlicht (Band 2) — Dresden: Selbstverl. d. Verf., 1890

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.42285#0013
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Christian II.

89

lungen wegen des fraglichen Erbes (kaiserliche Kommission in Köln 1610,
Zusammenkunft zu Jiiterbogk 1611) ohne Erfolg blieben, so hatte die auf
Grund erhaltener kaiserlicher Anwartschaften nachgesuchte Belehnung für die
Sächsischen Häuser schliesslich nur eine Vermehrung des Titels und des
Wappens zur Folge, die indess auf kursächsischen Münzen erst unter dem
folgenden Kurfürsten Johann Georg, was die Titel betrifft, erstmals auf den
nach Christians II. Tode geschlagenen Begräbnissmünzen, was aber Titel u n d
Wappen betrifft, mit dem Jahre 1612*) und auf den Münzen der ernestinischen
Fürsten ebenfalls mit dem Jahre 1612 Platz greift. Kurfürst Christian II.,
der 1608 noch mit dem Herzoge Heinrich Julius wegen Ausübung der Hoheits-
rechte in der Grafschaft Hohnstein einen Provisionalvertrag geschlossen hatte,
starb im noch nicht 'vollendeten 28. Lebensjahre plötzlich zu Dresden am
23. Juni 1611. Die Beisetzung in der kurfürstlichen Begräbniskapelle zu
Ereiberg erfolgte am 5. August. An die prunkliebende Regierung des Kur-
fürsten Christian II. gemahnen noch mancherlei treffliche Kunstwerke in den
Königlichen Sammlungen zu Dresden, vor allem die weltberühmte, mit getrie-
benen Bildwerken aufs Reichste verzierte Prachtrüstung im Königlichen
Historischen Museum, welche dieser Kurfürst während seines Aufenthaltes in
Schleusingen 1606 von dem Goldschmied Heinrich Knopf aus Nürnberg er-
kaufte. Vergl. A. Erbstein, Beschreibung des Königlichen Historischen Museums
und der Königlichen Gewehrgalerie zu Dresden, 1889, S. 34.
Gemahlin: Hedwig, eine Tochter des Königs Friedrich II. von Däne-
mark, geh. am 5. August 1581, vermählt am 12. September 1602, starb auf
ihrem Wittwensitze Schloss Lichtenburg am 26. November 1641.
Da Christians II. Ehe kinderlos war, so folgte ihm sein Bruder Johann
Georg in den Erblanden und im Stifte Meissen.
Gemünzt wurde in Kursachsen unter der Administration Herzog
Friedrich Wilhelms (dessen in Gemeinschaft mit seinem Bruder Johann, sowie
unter seinem alleinigen Namen und Bildniss geschlagenen Münzen aus der
Saalfelder Münzstätte hervorgingen) nur in Dresden und zwar im Namen,
beziehentlich, was die grösseren Sorten betrifft, unter den Bildern sämmtlicher
drei Söhne des verstorbenen Kurfürsten Christian I., der jungen Herzoge
Christian, Johann Georg und August (,der jungen Herrschaft1) und dieses
Verhältnis blieb in der Hauptsache auch bestehen nach eingetretener Kur-
mündigkeit Christians II., wenn auch in dem Gepräge eine Aenderung inso-
fern eintrat, als nun auf den grösseren Sorten die Bildnisse der drei Brüder
nicht mehr nebeneinander, sondern getrennt, das des Kurfürsten auf der Vorder -
und diejenigen seiner beiden Brüder auf der Rückseite, bald vorwärts
gekehrt, bald gegeneinander gestellt erscheinen. Unter dem alleinigen Bild-
nisse und Namen Christians II. sind zu dessen Lebzeiten zwar mancherlei
Medaillen und münzartige Schaustücke, an Münzen selbst aber nur Goldstücke,
doppelte, einfache und halbe Portugaleser zu 20, 10 und 5 Dukaten und über-
dies zu Geschenken bestimmte Stücke im Gewichte von 4, 3 und 2 Dukaten

*) Die von Götz (Groschenkabinet, bei 4945) gemachte Angabe, dass Titel und Wappen von
Jülich, Cleve und Berg erstmals auf einem kur-sächsischen Groschen vom Jahre 1610 erscheinen,
beruht auf Irrthum, da die auf dem fraglichen, jetzt im König];. Münzkabinet zu Dresden befindlichen
Groschen erscheinende angebliche Jahrzahl 6—10 bei näherer Prüfung sich als 6—12 erwies, wie
auch die Namen der Münzfürsten (Johann Georg und August) erwarten Hessen. Ueber die die
Wappen von Jülich, Cleve und Berg tragenden Portngaleser mit den Jahrzahlen 1587, 1590, 1606
und 1610, die als etwas später entstandene Abschläge zu erklären waren, s. oben S. 77, Nr. 386 Anm.
 
Annotationen