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ANDREA SOLARIO
einem Bilde Solarios der gleichen
Periode ist der kreuztragendeChristus
der Galerie Borghese in Rom.)
1507 wurde der Künstler durch
den Kardinal von Amboise nach
Gaillon berufen; leider sind die Ma-
lereien, die er dort ausgeführt hat,
nicht mehr erhalten. 1509—10 kehrt
er wieder in die Heimat zurück. Die
Werke der nun folgenden Zeit ver-
einigen die dem Künstler von Anfang
an eigene Feinheit der Ausführung
mit einer besonderen Zartheit der
Empfindung und einer, im Gegensatz
zu früher, auf Schönheit gerichteten
Auffassungsweise: charakteristische
Beispiele hierfür sind der Ecce homo
im Museo Poldi-Pezzoli in Mai-
land (Abb. 161) und vor allem die
„Madonna mit dem grünen Polster“
im Louvre (Abb. 63, S. 60). Die
Ruhe auf der Flucht im Museo
Poldi-Pezzoli (dat. 1515) zeigt
eine an niederländische Vorbilder
gemahnende stimmungsvolle Land-
schaft. In den Spätwerken kommt
gegenüber der plastisch-detaillieren-
den Art der Frühzeit eine ganz anders
großzügige Auffassung zum Durch-
bruch: in dem Bildnis des Kanzlers
Domenico Morone im Besitz des
162. Macrino d’Alba. Madonna mit Heiligen. Turin, Pinakothek. Duca Scotti in Mailand, sowie im
Frauenbildnis der Sammlung Hertz
in Rom, wo an Stelle der plastischen Modellierung des Frühstiles eine fast flächenhaft dekorative
Wirkung tritt. Von Bernardino de’ Campi vollendet wurde das letzte Werk des Künstlers, eine
Himmelfahrt Mariae in der Certosa von Pavia. Um 1520 ist Solario gestorben.
Piemont.
Sehr viel später als die übrigen oberitalienischen Schulen hat die piemontesische größere
Bedeutung erlangt; besonders wirksam ist hier der französische Einfluß. Zarte und feine Typen-
bildung, lieblicher Ausdruck und ungewöhnliches Schönheitsempfinden, dabei aber mangelhafte
Formbildung sind für die piemontesischen Künstler vom Ausgang des XV. Jahrhunderts, wie
G. M. Spanzotti sowie die Maler der Schule von Vercelli charakteristisch.
In der ersten Hälfte und in der Mitte des Quattrocento fehlt es in Piemont an Künstlern
ANDREA SOLARIO
einem Bilde Solarios der gleichen
Periode ist der kreuztragendeChristus
der Galerie Borghese in Rom.)
1507 wurde der Künstler durch
den Kardinal von Amboise nach
Gaillon berufen; leider sind die Ma-
lereien, die er dort ausgeführt hat,
nicht mehr erhalten. 1509—10 kehrt
er wieder in die Heimat zurück. Die
Werke der nun folgenden Zeit ver-
einigen die dem Künstler von Anfang
an eigene Feinheit der Ausführung
mit einer besonderen Zartheit der
Empfindung und einer, im Gegensatz
zu früher, auf Schönheit gerichteten
Auffassungsweise: charakteristische
Beispiele hierfür sind der Ecce homo
im Museo Poldi-Pezzoli in Mai-
land (Abb. 161) und vor allem die
„Madonna mit dem grünen Polster“
im Louvre (Abb. 63, S. 60). Die
Ruhe auf der Flucht im Museo
Poldi-Pezzoli (dat. 1515) zeigt
eine an niederländische Vorbilder
gemahnende stimmungsvolle Land-
schaft. In den Spätwerken kommt
gegenüber der plastisch-detaillieren-
den Art der Frühzeit eine ganz anders
großzügige Auffassung zum Durch-
bruch: in dem Bildnis des Kanzlers
Domenico Morone im Besitz des
162. Macrino d’Alba. Madonna mit Heiligen. Turin, Pinakothek. Duca Scotti in Mailand, sowie im
Frauenbildnis der Sammlung Hertz
in Rom, wo an Stelle der plastischen Modellierung des Frühstiles eine fast flächenhaft dekorative
Wirkung tritt. Von Bernardino de’ Campi vollendet wurde das letzte Werk des Künstlers, eine
Himmelfahrt Mariae in der Certosa von Pavia. Um 1520 ist Solario gestorben.
Piemont.
Sehr viel später als die übrigen oberitalienischen Schulen hat die piemontesische größere
Bedeutung erlangt; besonders wirksam ist hier der französische Einfluß. Zarte und feine Typen-
bildung, lieblicher Ausdruck und ungewöhnliches Schönheitsempfinden, dabei aber mangelhafte
Formbildung sind für die piemontesischen Künstler vom Ausgang des XV. Jahrhunderts, wie
G. M. Spanzotti sowie die Maler der Schule von Vercelli charakteristisch.
In der ersten Hälfte und in der Mitte des Quattrocento fehlt es in Piemont an Künstlern