PORDENONE
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deuten; Beispiele sind die Pilasterheiligen im
Dom zu Pordenone (1525), das Altarwerk in
der Kirche zu Varmo (1526), sowie die Schutz-
mantelmadonna mit zwei Heiligen und der
Familie Ottoboni (die sog. „Madonna del Car-
melo“) in der Akademie von Venedig. Ende
der zwanziger Jahre war der Künstler vorüber-
gehend in Venedig tätig. Als Zeugnis dieses
Aufenthaltes besitzen wir das Bild der Kirche
S. Rocco (1528; Abb. 233), die Figuren der hl.
Rochus und Martin, machtvolle Gestalten, viel
zu groß im Vergleich sowohl zu den Begleit-
figuren wie zur Architektur, in die sie gestellt
erscheinen.
Vielleicht als das Hauptwerk des Künstlers
haben die Fresken der Madonna di Cam-
pagna in Piacenza (1529—31) zu gelten,
Darstellungen aus dem Leben der Maria und der
hl. Katharina, wesentlich weniger bewegt, aus-
geglichener als die Fresken in Treviso und Cre-
mona. Wohl sind auch hier manche Eigen-
schaften des Künstlers, insbesondere die über-
großen Vordergrundfiguren, auffallend, der
Gesamtcharakter der Fresken aber ist bei aller
Dramatik doch ein dekorativer, dem Freskostil
sehr viel mehr entsprechender als dies bei den Fresken in Cremona und Treviso der Fall war.
Erst im Jahre 1535 erfolgte die Übersiedlung des Künstlers nach Venedig. Das bekannteste
seiner venezianischen Bilder, die „Glorifikation des hl. Lorenzo Giustiniani“ in der Akademie
zu Venedig, zeigt den Meister keineswegs von seiner vorteilhaftesten Seite: was in den Fresken
von Cremona einem künstlerischen Impuls entsprang, erscheint hier starr, die dramatischen Ge-
bärden und Bewegungen gezwungen, fast theatralisch. Wesentlich ausgeglichener das Altarbild
von S. Giovanni Elemosinario in Venedig (Abb. 234) „die heiligen Sebastian, Rochus und
Katharina“: in origineller Weise sind hier die Figuren in ihrer Stellung dem Bildformat angepaßt.
Die barocken Bewegungsmotive und die barocke Art der Füllung der Bildfläche vereinigt sich
in diesem Bilde aufs glücklichste mit venezianischen Typen und venezianischer Farbenschönheit.
234. Pordenone. Die hl. Sebastian, Rochus und Katharina.
Venedig, S. Giovanni Elemosinario.
Brescia.
Savoldo, Romanino und Moretto, die drei großen Meister der einheimischen Malerschule
von Brescia im Beginn des Cinquecento, verdanken ihre Kunst, wie alle Maler der veneziani-
schen Terra ferma —■ zu dieser darf, im weiteren Sinne, auch Brescia gerechnet werden —• im
Wesentlichen dem Einfluß der großen Venezianer, behaupten aber dennoch in hohem Grade ihre
Eigenart und ihren Sondercharakter. Dieser besteht bei Savoldo in einer eigentümlichen Mischung
von Romantik mit derben, oft ein wenig bäuerlichen Typen —• wobei es aber an monumentaler
und großzügiger Auffassung keineswegs gänzlich fehlt —, bei Romanino in einem ungewöhnlichen
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deuten; Beispiele sind die Pilasterheiligen im
Dom zu Pordenone (1525), das Altarwerk in
der Kirche zu Varmo (1526), sowie die Schutz-
mantelmadonna mit zwei Heiligen und der
Familie Ottoboni (die sog. „Madonna del Car-
melo“) in der Akademie von Venedig. Ende
der zwanziger Jahre war der Künstler vorüber-
gehend in Venedig tätig. Als Zeugnis dieses
Aufenthaltes besitzen wir das Bild der Kirche
S. Rocco (1528; Abb. 233), die Figuren der hl.
Rochus und Martin, machtvolle Gestalten, viel
zu groß im Vergleich sowohl zu den Begleit-
figuren wie zur Architektur, in die sie gestellt
erscheinen.
Vielleicht als das Hauptwerk des Künstlers
haben die Fresken der Madonna di Cam-
pagna in Piacenza (1529—31) zu gelten,
Darstellungen aus dem Leben der Maria und der
hl. Katharina, wesentlich weniger bewegt, aus-
geglichener als die Fresken in Treviso und Cre-
mona. Wohl sind auch hier manche Eigen-
schaften des Künstlers, insbesondere die über-
großen Vordergrundfiguren, auffallend, der
Gesamtcharakter der Fresken aber ist bei aller
Dramatik doch ein dekorativer, dem Freskostil
sehr viel mehr entsprechender als dies bei den Fresken in Cremona und Treviso der Fall war.
Erst im Jahre 1535 erfolgte die Übersiedlung des Künstlers nach Venedig. Das bekannteste
seiner venezianischen Bilder, die „Glorifikation des hl. Lorenzo Giustiniani“ in der Akademie
zu Venedig, zeigt den Meister keineswegs von seiner vorteilhaftesten Seite: was in den Fresken
von Cremona einem künstlerischen Impuls entsprang, erscheint hier starr, die dramatischen Ge-
bärden und Bewegungen gezwungen, fast theatralisch. Wesentlich ausgeglichener das Altarbild
von S. Giovanni Elemosinario in Venedig (Abb. 234) „die heiligen Sebastian, Rochus und
Katharina“: in origineller Weise sind hier die Figuren in ihrer Stellung dem Bildformat angepaßt.
Die barocken Bewegungsmotive und die barocke Art der Füllung der Bildfläche vereinigt sich
in diesem Bilde aufs glücklichste mit venezianischen Typen und venezianischer Farbenschönheit.
234. Pordenone. Die hl. Sebastian, Rochus und Katharina.
Venedig, S. Giovanni Elemosinario.
Brescia.
Savoldo, Romanino und Moretto, die drei großen Meister der einheimischen Malerschule
von Brescia im Beginn des Cinquecento, verdanken ihre Kunst, wie alle Maler der veneziani-
schen Terra ferma —■ zu dieser darf, im weiteren Sinne, auch Brescia gerechnet werden —• im
Wesentlichen dem Einfluß der großen Venezianer, behaupten aber dennoch in hohem Grade ihre
Eigenart und ihren Sondercharakter. Dieser besteht bei Savoldo in einer eigentümlichen Mischung
von Romantik mit derben, oft ein wenig bäuerlichen Typen —• wobei es aber an monumentaler
und großzügiger Auffassung keineswegs gänzlich fehlt —, bei Romanino in einem ungewöhnlichen