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GIROLAMO DAI LIBRI UND CAVAZZOLA
242. Cavazzola. Grablegung Christi. Verona, Museum.
ziöse Art der Handbewegungen und die durch-
aus unnaturalistische, in starker Aufsicht ge-
sehene Landschaft.
Paolo Morando, gen. il Cavazzola (geb.
1486 in Verona, gest. 1522) zeichnet sich vor
allen anderen Veroneser Malern dieser Zeit
durch Monumentalität und Größe der Emp-
findung aus. Eine frühe ,,Madonna mit Kind“
im Museum zu Verona verrät den Schüler
des Domenico und Francesco Morone. Mante-
gnesken Einfluß hat er, z. T. wohl durch Ver-
mittlung des Buonsignori, in nicht geringem
Grade erfahren; entscheidend ist hier aber nicht
so sehr die äußerliche Anlehnung an Mantegna,
die bei Cavazzola keineswegs eine so weit-
gehende zu sein scheint, wie z.B. in einzelnen
Braida in Verona (1529; Abb.241): eine un-
gemein reizvolle Verbindung nordischer Inti-
mität mit italienischer, monumentaler und
dekorativer Auffassung. Diesen Charakter hat
der Künstler im Wesentlichen bis zu seinem
Ende bewahrt. In seiner späteren Zeit ent-
stehen die ,,Madonna in der Glorie mit den hl.
Petrus und Andreas, im Hintergrund die Taufe
Christi“, im Museum von Verona, ein Werk,
in dem die sprechende Lebendigkeit der Figu-
ren mit dem durchaus cinquecentesken Motiv
der auf Wolken schwebenden Madonna in der
zwanglosesten Weise sich verbindet, sowie die
,,thronende Madonna mit Josef, dem Erzengel
Raffael und dem kleinen Tobias“, ebenda
(1530), ein Bild, das alle Stileigentümlichkeiten
des Künstlers aufs vollkommenste vereinigt
zeigt: die dekorative Auffassung verrät sich
vor allem in dem Motiv des Putto, der über
der Madonna kniend einen schirmartigen Bal-
dachin hält. Bemerkenswert ist auch die pre-
243. Cavazzola. Männliches Bildnis. Dresden, Galerie.
(Phot. Alinari)
GIROLAMO DAI LIBRI UND CAVAZZOLA
242. Cavazzola. Grablegung Christi. Verona, Museum.
ziöse Art der Handbewegungen und die durch-
aus unnaturalistische, in starker Aufsicht ge-
sehene Landschaft.
Paolo Morando, gen. il Cavazzola (geb.
1486 in Verona, gest. 1522) zeichnet sich vor
allen anderen Veroneser Malern dieser Zeit
durch Monumentalität und Größe der Emp-
findung aus. Eine frühe ,,Madonna mit Kind“
im Museum zu Verona verrät den Schüler
des Domenico und Francesco Morone. Mante-
gnesken Einfluß hat er, z. T. wohl durch Ver-
mittlung des Buonsignori, in nicht geringem
Grade erfahren; entscheidend ist hier aber nicht
so sehr die äußerliche Anlehnung an Mantegna,
die bei Cavazzola keineswegs eine so weit-
gehende zu sein scheint, wie z.B. in einzelnen
Braida in Verona (1529; Abb.241): eine un-
gemein reizvolle Verbindung nordischer Inti-
mität mit italienischer, monumentaler und
dekorativer Auffassung. Diesen Charakter hat
der Künstler im Wesentlichen bis zu seinem
Ende bewahrt. In seiner späteren Zeit ent-
stehen die ,,Madonna in der Glorie mit den hl.
Petrus und Andreas, im Hintergrund die Taufe
Christi“, im Museum von Verona, ein Werk,
in dem die sprechende Lebendigkeit der Figu-
ren mit dem durchaus cinquecentesken Motiv
der auf Wolken schwebenden Madonna in der
zwanglosesten Weise sich verbindet, sowie die
,,thronende Madonna mit Josef, dem Erzengel
Raffael und dem kleinen Tobias“, ebenda
(1530), ein Bild, das alle Stileigentümlichkeiten
des Künstlers aufs vollkommenste vereinigt
zeigt: die dekorative Auffassung verrät sich
vor allem in dem Motiv des Putto, der über
der Madonna kniend einen schirmartigen Bal-
dachin hält. Bemerkenswert ist auch die pre-
243. Cavazzola. Männliches Bildnis. Dresden, Galerie.
(Phot. Alinari)