Der Fremde und das Münchener Wetter.
Jänner. Fremder. „Aber mein Vortrefflichster, es schneit
und regnet doch sehr viel dahier."
Münchener. „Bedenken Sie, daß erst das Solsti-
tium vorüber ist."
Februar. Fr. „Es macht abermals sehr kalt und naß."
M. „Wir stehen auch im Kothmonat."
März. Fr. „Abscheulich, es regnet beständig."
M. „Vergessen Sie nicht, daß wir der Tag- und
Nachtgleiche entgegen schreiten."
April. Fr. „Mein Gott, es ist vor Sturm und Regen-
güssen nicht mehr zum aushalten!"
M. „Verlangen Sie doch vom April keine Som-
mertage. Das schlimme Wetter muß heraus, aber der
Wonnemonat steht vor der Thüre."
Mai. Fr. „Ein schöner Wonnemonat, es schüttet wie nach
einem Donnerwetter. Gräßliches Klima!"
M. „Das muß sein, ein kühler Mai vertilgt das
Ungeziefer."
Juni. Fr. „Ich halt' es nicht mehr aus, die Luft zersetzt
sich in Wasser."
M. „Geduld, Sie kennen ja den feuchten Medardus."
Juli. Fr. „Es regnet fast den ganzen Monat durch. Ich
verzweifle."
M. „Das kommt allein vom 2. Juli. Wie die
Mutter Gottes über's Gebirg geht, so kommt sie wie-
der zurück."
Fr. „Wie lange soll's aber währen?"
M. „Beruhigen Sie sich, sechs Wöchelchen sind
bald vorüber."
Fr. „Ewige Barmherzigkeit, es ist aus mit mir."
August. Fr. „Haben Sie für das gräuliche Wetter noch
eine Enschuldigung?"
M. „Gräulich? Ei, das ist ja kein eigentlicher Re-
gen. Versprengte Gewitterwolken, mein Lieber, sonst
hätten wir den holdesten Sonnenschein."
Fr. „Es fiebert durch meinen ganzen Leib."
M. „Vertrösten Sie Sich auf den September, das
ist unsere köstlichste Zeit."
September. Fr. (Mit den, Regenschirm anstoßend) „Par-
don! Ah, Sie sind es, schrecklicher Wassermann? Nein
ich verzeih Ihnen nicht. O, Ihr September!"
M. „Kleine Uebergänge, wir nähern uns dem
Aequinoctium. Passen Sie nur auf, der October wird
mich rechtfertigen."
October. Fr. „Nun reißt mir die Geduld vollends. Ich
leide an einem Stockschnupfen! O häßliche Regenstadt!"
M. „Ueberlegen Sie doch! Das ist ja kein Regen, son-
dern uur ein Nebelniederschlag."
November. Fr. „Halten Sie mich nicht auf, ich zittre
vor Frost. Ist auch das kein eigentlicher Regen? Hor-
chen Sie doch!"
M. „Sie beurtheilen die Sache falsch. Der West-
wind ist schuld an diesem feuchten Wetter. Ohne West-
wind —“
Fr. „Gehen Sie zum —"
Dezember. Fr. (int Eilwagen). „Sie werden ganz erweicht,
gehen Sie nach Haufe."
M. „Wären Sie nur geblieben, ohne Solstitium—"
Fr. „Nein! Nein! (Posthorn) Leben Sie wohl!"
M. „Und doch hätten wir ohne Solstitium ein
Prachtwetter!"
Jänner. Fremder. „Aber mein Vortrefflichster, es schneit
und regnet doch sehr viel dahier."
Münchener. „Bedenken Sie, daß erst das Solsti-
tium vorüber ist."
Februar. Fr. „Es macht abermals sehr kalt und naß."
M. „Wir stehen auch im Kothmonat."
März. Fr. „Abscheulich, es regnet beständig."
M. „Vergessen Sie nicht, daß wir der Tag- und
Nachtgleiche entgegen schreiten."
April. Fr. „Mein Gott, es ist vor Sturm und Regen-
güssen nicht mehr zum aushalten!"
M. „Verlangen Sie doch vom April keine Som-
mertage. Das schlimme Wetter muß heraus, aber der
Wonnemonat steht vor der Thüre."
Mai. Fr. „Ein schöner Wonnemonat, es schüttet wie nach
einem Donnerwetter. Gräßliches Klima!"
M. „Das muß sein, ein kühler Mai vertilgt das
Ungeziefer."
Juni. Fr. „Ich halt' es nicht mehr aus, die Luft zersetzt
sich in Wasser."
M. „Geduld, Sie kennen ja den feuchten Medardus."
Juli. Fr. „Es regnet fast den ganzen Monat durch. Ich
verzweifle."
M. „Das kommt allein vom 2. Juli. Wie die
Mutter Gottes über's Gebirg geht, so kommt sie wie-
der zurück."
Fr. „Wie lange soll's aber währen?"
M. „Beruhigen Sie sich, sechs Wöchelchen sind
bald vorüber."
Fr. „Ewige Barmherzigkeit, es ist aus mit mir."
August. Fr. „Haben Sie für das gräuliche Wetter noch
eine Enschuldigung?"
M. „Gräulich? Ei, das ist ja kein eigentlicher Re-
gen. Versprengte Gewitterwolken, mein Lieber, sonst
hätten wir den holdesten Sonnenschein."
Fr. „Es fiebert durch meinen ganzen Leib."
M. „Vertrösten Sie Sich auf den September, das
ist unsere köstlichste Zeit."
September. Fr. (Mit den, Regenschirm anstoßend) „Par-
don! Ah, Sie sind es, schrecklicher Wassermann? Nein
ich verzeih Ihnen nicht. O, Ihr September!"
M. „Kleine Uebergänge, wir nähern uns dem
Aequinoctium. Passen Sie nur auf, der October wird
mich rechtfertigen."
October. Fr. „Nun reißt mir die Geduld vollends. Ich
leide an einem Stockschnupfen! O häßliche Regenstadt!"
M. „Ueberlegen Sie doch! Das ist ja kein Regen, son-
dern uur ein Nebelniederschlag."
November. Fr. „Halten Sie mich nicht auf, ich zittre
vor Frost. Ist auch das kein eigentlicher Regen? Hor-
chen Sie doch!"
M. „Sie beurtheilen die Sache falsch. Der West-
wind ist schuld an diesem feuchten Wetter. Ohne West-
wind —“
Fr. „Gehen Sie zum —"
Dezember. Fr. (int Eilwagen). „Sie werden ganz erweicht,
gehen Sie nach Haufe."
M. „Wären Sie nur geblieben, ohne Solstitium—"
Fr. „Nein! Nein! (Posthorn) Leben Sie wohl!"
M. „Und doch hätten wir ohne Solstitium ein
Prachtwetter!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Fremde und das Münchener Wetter"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 11.1850, Nr. 245, S. 36
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg