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_handl ungen. sowie von allen Po stäni tern und^M für den Band von 24Nummer» 3 fl. 36 kr. R.-W.!_...
Zeit» ngöexpe ditionen angenommen. od. 2Rthlr. Einzelne Nnminern kosten 12 kr.R.-W. od. 3ggr.
Herzog und Koch.
(Fortsetzung.)
Während des Berichtes nahm der Schwager die Pfeift aus
dem Munde und legte sie weg; dann als er Alles angehört
hatte, stand er nachdenkend auf und maß schweigend das
Zimmer mit seinen Schritten, verfolgt von den ängstlichen Blicken
seines „Herrn Bruders." Ein Meer von Empfindungen wogte
in I seinem weisen Haupte. — Es war ein kitzelnder Ge-
danke. daß die Strahlen der fürstlichen Huld sich auf seine
Famllie senkten; aber warum nicht auf ihn. dem geschätzten,
tüchtigen und wie er sich mit innerem Wohlbehagen gestehen
konnte — verdienten Mann — der Jahre lang nach einem
einzigen solchen Gnadenblick immer vergebens geschmach tet und
gebuhlt. Nein, seine Schwester, die. wie er wußte, gar nichts
gethan. um die fürstliche Huld für sich zu gewinnen, mußte
das Glück im Schlafe überraschen. — Aber zum Gukuk, es
war doch eine sonderbare Geschichte. Er konnte trotz aller An-
strengung nicht über den einen Punkt wegkommen. Warum
mußte denn gerade seine hübsche, junge Schwester das Glück
haben, und nicht er? Weßhalb warnte denn der Oberhofmar-
schall so ängstlich und aus welchem Grunde fühlte sich sein
Schwager so unglücklich bei der „angedrohten" Gnade? — War
das nicht die herrlichste Gelegenheit, um ihn selbst weit über
alle Erwartung und allen Wunsch emporzuheben? Aber ein
Gedanke, der sich zum kleinen Funken in dieser niedern Be-
dientenseele entzündet hatte, wuchs und wuchs, wie von gött-
lichem Hauche angefacht. Er verzehrte und tilgte alles Unreine
neben sich und stammte endlich riesengroß in seiner Seele: es
ist die entsetzlichste Schande, die der Herzog Dir und Deiner
Familie anthun will! — Der Canzlist schüttelte sich und schau-
derte. wie um den bösen Gast los zu werden, aber der Gedanke
stand fest und arbeitete und wirkte. Er ließ sich weder bannen
noch tödten.
„Nun," fragte der Koch nach langer Pause, „was sagt Ihr
denn zu der Geschichte, Herr Schwager? Ihr seid ja so M
und stumm, daß mir noch viel bänger wird."
„Hört, Herr Bruder," antwortete der Angesprochene und
unterbrach seinen Lauf. „Das ist eine Sache von Ueberlegung
und ich habe sie überlegt, ja reiflich erwogen. Das Erste, das
IS
_handl ungen. sowie von allen Po stäni tern und^M für den Band von 24Nummer» 3 fl. 36 kr. R.-W.!_...
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Herzog und Koch.
(Fortsetzung.)
Während des Berichtes nahm der Schwager die Pfeift aus
dem Munde und legte sie weg; dann als er Alles angehört
hatte, stand er nachdenkend auf und maß schweigend das
Zimmer mit seinen Schritten, verfolgt von den ängstlichen Blicken
seines „Herrn Bruders." Ein Meer von Empfindungen wogte
in I seinem weisen Haupte. — Es war ein kitzelnder Ge-
danke. daß die Strahlen der fürstlichen Huld sich auf seine
Famllie senkten; aber warum nicht auf ihn. dem geschätzten,
tüchtigen und wie er sich mit innerem Wohlbehagen gestehen
konnte — verdienten Mann — der Jahre lang nach einem
einzigen solchen Gnadenblick immer vergebens geschmach tet und
gebuhlt. Nein, seine Schwester, die. wie er wußte, gar nichts
gethan. um die fürstliche Huld für sich zu gewinnen, mußte
das Glück im Schlafe überraschen. — Aber zum Gukuk, es
war doch eine sonderbare Geschichte. Er konnte trotz aller An-
strengung nicht über den einen Punkt wegkommen. Warum
mußte denn gerade seine hübsche, junge Schwester das Glück
haben, und nicht er? Weßhalb warnte denn der Oberhofmar-
schall so ängstlich und aus welchem Grunde fühlte sich sein
Schwager so unglücklich bei der „angedrohten" Gnade? — War
das nicht die herrlichste Gelegenheit, um ihn selbst weit über
alle Erwartung und allen Wunsch emporzuheben? Aber ein
Gedanke, der sich zum kleinen Funken in dieser niedern Be-
dientenseele entzündet hatte, wuchs und wuchs, wie von gött-
lichem Hauche angefacht. Er verzehrte und tilgte alles Unreine
neben sich und stammte endlich riesengroß in seiner Seele: es
ist die entsetzlichste Schande, die der Herzog Dir und Deiner
Familie anthun will! — Der Canzlist schüttelte sich und schau-
derte. wie um den bösen Gast los zu werden, aber der Gedanke
stand fest und arbeitete und wirkte. Er ließ sich weder bannen
noch tödten.
„Nun," fragte der Koch nach langer Pause, „was sagt Ihr
denn zu der Geschichte, Herr Schwager? Ihr seid ja so M
und stumm, daß mir noch viel bänger wird."
„Hört, Herr Bruder," antwortete der Angesprochene und
unterbrach seinen Lauf. „Das ist eine Sache von Ueberlegung
und ich habe sie überlegt, ja reiflich erwogen. Das Erste, das
IS
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Herzog und Koch"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 11.1850, Nr. 259, S. 145
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg