20. Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst-
_Handlungen, sowie von allen Postämtern
und Zeitu ng sexpedit io ne n angenommen.
Erscheinen wöchentlich. Snbscriptionspreis für! V[
den Band von 24 Nummern 3 fl. 36 kr. R.-W.! '
od. 2 Rthlr. Einzelne Nummern kosten 12 kr.R.-W. ob. 3 ggr.
Herzog und Koch.
(Fortsetzung.)
Hatten die Küchenjungen an ihrem Herrn eine gänzliche
Umwandlung bemerkt, so hätte ein Freund des Canzlisten. wenn
er einen solchen gehabt hätte, eine eben solche, folgenden Tags
an diesem respektabeln Herrn wahrnchmen können; während
dieselbe aber dem Mundkoch selbst weniger bewußt war, fühlte
Herr Agricola vollkommen das Entsetzliche dieses Ereignisses
und seines Zustandes. Er wußte selbst nicht, wie er sich vor-
kam. Auf dem Wege zu seinem Bureau war ihm das Uner-
hörte begegnet, daß er den Obersteuercontrolleur Rechenkopp.
mit welchem er an der Straßenecke zusammenrannte, in der tief-
sten Zerstreuung weder demüthigst um Entschuldigung bat, noch
überhaupt grüßte. Der böse Blick, mit welchem ihn derselbe
aus seinem Traume schreckte, stach ihn noch einige Stunden nach-
her ins Herz. Als er in sein Bureau kam. bemerkte er, was
ihm ebenfalls noch nicht pasiirt war. seitdem er ein Diener
seines allergnädigsten Herrn zu sein sich rühmte, daß er die un-
rechten Akten mit sich genommen und die nöthigen zu Hause
liegen gelasien hatte Bei der Arbeit selbst verrechnete er sich
bei den leichtesten Exempeln zehnmal, und die Schnörkel hatten
heute alle Ecken. Er schüttelte oft über sich selbst den Kops.
Ja, es konnte nicht anders sein, unser würdiger Freund war
nicht in seinem Normalzustände, er war krank; die Geschichte
mit seiner Schwester „lag ihm im Kragen." wie er sich selbst
entschuldigte. Die diesesmal mit Sehnsucht herbeigcwünschte
Stunde der Befreiung schlug endlich und der Canzlist ging,
seines Amtes und der früher angenommenen Würde ganz un- ;
eingedenk, sehr hastig nach Hause. Zum frohen Erstaunen -
seiner Aufwärterin fertigte er das Mittagsmahl sehr kurz ab
und ließ ihr den größern Theil übrig, was sonst nie ge-
schah. Dann setzte er sich ohne die Hauspfeife anzustecken an
die Arbeit, welche durch seine Zerstreutheit von heute Bormit-
tag in Rückstand gekommen war. Er raffte sich gewaltsam zu-
sammen. Nach zweistündiger Anstrengung packte er die Akten
wieder ein und rüstete sich mit ungewohnter Leichtfertigkeit und
Hast zum Ausgehen. Es trieb ihn mit fieberhafter Ungeduld
ins Haus seiner Schwester, er mußte sehen, wie es mit der
„Beste" stand, daß sie nicht etwa schon „überrumpelt" worden
sei. wie er nach den Erfahrungen von gestern Abend zu glau-
ben geneigt war. indem man sie „ohne Bertheidiger befunden."
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Herzog und Koch.
(Fortsetzung.)
Hatten die Küchenjungen an ihrem Herrn eine gänzliche
Umwandlung bemerkt, so hätte ein Freund des Canzlisten. wenn
er einen solchen gehabt hätte, eine eben solche, folgenden Tags
an diesem respektabeln Herrn wahrnchmen können; während
dieselbe aber dem Mundkoch selbst weniger bewußt war, fühlte
Herr Agricola vollkommen das Entsetzliche dieses Ereignisses
und seines Zustandes. Er wußte selbst nicht, wie er sich vor-
kam. Auf dem Wege zu seinem Bureau war ihm das Uner-
hörte begegnet, daß er den Obersteuercontrolleur Rechenkopp.
mit welchem er an der Straßenecke zusammenrannte, in der tief-
sten Zerstreuung weder demüthigst um Entschuldigung bat, noch
überhaupt grüßte. Der böse Blick, mit welchem ihn derselbe
aus seinem Traume schreckte, stach ihn noch einige Stunden nach-
her ins Herz. Als er in sein Bureau kam. bemerkte er, was
ihm ebenfalls noch nicht pasiirt war. seitdem er ein Diener
seines allergnädigsten Herrn zu sein sich rühmte, daß er die un-
rechten Akten mit sich genommen und die nöthigen zu Hause
liegen gelasien hatte Bei der Arbeit selbst verrechnete er sich
bei den leichtesten Exempeln zehnmal, und die Schnörkel hatten
heute alle Ecken. Er schüttelte oft über sich selbst den Kops.
Ja, es konnte nicht anders sein, unser würdiger Freund war
nicht in seinem Normalzustände, er war krank; die Geschichte
mit seiner Schwester „lag ihm im Kragen." wie er sich selbst
entschuldigte. Die diesesmal mit Sehnsucht herbeigcwünschte
Stunde der Befreiung schlug endlich und der Canzlist ging,
seines Amtes und der früher angenommenen Würde ganz un- ;
eingedenk, sehr hastig nach Hause. Zum frohen Erstaunen -
seiner Aufwärterin fertigte er das Mittagsmahl sehr kurz ab
und ließ ihr den größern Theil übrig, was sonst nie ge-
schah. Dann setzte er sich ohne die Hauspfeife anzustecken an
die Arbeit, welche durch seine Zerstreutheit von heute Bormit-
tag in Rückstand gekommen war. Er raffte sich gewaltsam zu-
sammen. Nach zweistündiger Anstrengung packte er die Akten
wieder ein und rüstete sich mit ungewohnter Leichtfertigkeit und
Hast zum Ausgehen. Es trieb ihn mit fieberhafter Ungeduld
ins Haus seiner Schwester, er mußte sehen, wie es mit der
„Beste" stand, daß sie nicht etwa schon „überrumpelt" worden
sei. wie er nach den Erfahrungen von gestern Abend zu glau-
ben geneigt war. indem man sie „ohne Bertheidiger befunden."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Herzog und Koch"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 11.1850, Nr. 260, S. 153
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg