„Könnt' ich die Ehre haben, ein Bischen an Ihrem Tische zu sitzen?"
„Thut uns sehr leid, aber Sie sind nns noch nicht vorgestellt!"
Bittschrift
der w iirtenibergischen Schreiber an die hohe Bun-
dcsv ersammlung zu Frankfurt a/M.
Hochcdelgcborcnc Bundesversammlung!
Es mag 8. H. bedenklich erscheinen, daß auch wir uns
mit einer Bitte an Sie wagen, welche nach Einheitsbestrebung
schmeckt. Wenn der wiirtembergische Schreiber wankt, werden
E. H, vielleicht sagen, wo ist dann noch etwas Solides, Uner-
schütterliches zu finden? Beruhigen sich E, H.! Der würtem-
bergische Schreiber wankt nie! Nie wollen wir etwas Anderes
sein und heißen als würtembergische Schreiber. Eine ruhm-
volle Geschichte liegt hinter uns, eine ruhmvollere liegt vor
uns, denn ganz Europa ist zum Schreiber geworden und
huldigt unserem Prinzip. Ein deutscher Schreiber? Vager,
elender Begriff ohne Vergangenheit und vorderhand ohne
Zukunft. Nein, E. H., so lange die Gänse Federn tragen,
werden wir bleiben, was wir sind. —
Aber einen wunden Fleck gibt es in unseren Kanzleien,
ein Bild der Ungesetzlichkeit, der Empörung, das uns seit
langen Jahren schmerzt und dessen Beseitigung nur E. H.
gelingen könnte. Wenn uns nicht Alles trügt, so theilen E. H.
dieses bittere Gefühl, und werden deshalb um so geneigter
sein, unfern gerechten Wünschen Rechnung zu tragen. Viel-
leicht haben E. H. schon errathen, was wir meinen. Ach,
es wird uns so schwer, vor aller Welt diese unsere Blöße auf-
zudecken, damit die bösen Buben sagen können: Seht, auch sie
sind nicht sauber! Doch es muß sein, so schwer es uns auch
wird, es muß heraus, und mit dem Schrei der Verzweif-
lung schreien nun mehr als 50,000 würtembergische Schreiber:
Es ist kein gleiches Kanzlciformat im heiligen römischen
Reiche!!
Es ist heraus! Ja, & H., verhehlen wir es uns nicht
länger, dieß ist Deutschlands größte Wunde. Dieses lebendige
Llsmento der Ungesetzlichkeit, das uns bei Tag in die Augen
brennt, Nachts in unseren Träumen wiedcrkehrt, ist es, was
unsere Thatkraft schon oft zu lähmen drohte. Wenn wir unsere
Fascikel ansehen — zum Unglück haben wir das kleinste Kanz- i
leiformat; — wo hier an der Breitseite ein k. k. österreichischer
Erlaß mit frecher Selbstüberhebung heraushängt, dort an der |
„Thut uns sehr leid, aber Sie sind nns noch nicht vorgestellt!"
Bittschrift
der w iirtenibergischen Schreiber an die hohe Bun-
dcsv ersammlung zu Frankfurt a/M.
Hochcdelgcborcnc Bundesversammlung!
Es mag 8. H. bedenklich erscheinen, daß auch wir uns
mit einer Bitte an Sie wagen, welche nach Einheitsbestrebung
schmeckt. Wenn der wiirtembergische Schreiber wankt, werden
E. H, vielleicht sagen, wo ist dann noch etwas Solides, Uner-
schütterliches zu finden? Beruhigen sich E, H.! Der würtem-
bergische Schreiber wankt nie! Nie wollen wir etwas Anderes
sein und heißen als würtembergische Schreiber. Eine ruhm-
volle Geschichte liegt hinter uns, eine ruhmvollere liegt vor
uns, denn ganz Europa ist zum Schreiber geworden und
huldigt unserem Prinzip. Ein deutscher Schreiber? Vager,
elender Begriff ohne Vergangenheit und vorderhand ohne
Zukunft. Nein, E. H., so lange die Gänse Federn tragen,
werden wir bleiben, was wir sind. —
Aber einen wunden Fleck gibt es in unseren Kanzleien,
ein Bild der Ungesetzlichkeit, der Empörung, das uns seit
langen Jahren schmerzt und dessen Beseitigung nur E. H.
gelingen könnte. Wenn uns nicht Alles trügt, so theilen E. H.
dieses bittere Gefühl, und werden deshalb um so geneigter
sein, unfern gerechten Wünschen Rechnung zu tragen. Viel-
leicht haben E. H. schon errathen, was wir meinen. Ach,
es wird uns so schwer, vor aller Welt diese unsere Blöße auf-
zudecken, damit die bösen Buben sagen können: Seht, auch sie
sind nicht sauber! Doch es muß sein, so schwer es uns auch
wird, es muß heraus, und mit dem Schrei der Verzweif-
lung schreien nun mehr als 50,000 würtembergische Schreiber:
Es ist kein gleiches Kanzlciformat im heiligen römischen
Reiche!!
Es ist heraus! Ja, & H., verhehlen wir es uns nicht
länger, dieß ist Deutschlands größte Wunde. Dieses lebendige
Llsmento der Ungesetzlichkeit, das uns bei Tag in die Augen
brennt, Nachts in unseren Träumen wiedcrkehrt, ist es, was
unsere Thatkraft schon oft zu lähmen drohte. Wenn wir unsere
Fascikel ansehen — zum Unglück haben wir das kleinste Kanz- i
leiformat; — wo hier an der Breitseite ein k. k. österreichischer
Erlaß mit frecher Selbstüberhebung heraushängt, dort an der |
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Strenge Etiquette"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 18.1853, Nr. 410, S. 15
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg