Fliegende Blätter (18.1853 (Nr. 409-432))

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„Und deine Philologie und Alterthumswissenschaft," fuhr
! ich fort zu grübeln, „ist zuletzt auch nur eine alte, abgelebte
Schöne, die nur noch mittelst Schminke und Schönpflästerchen
aus der Ferne bestechen kann, aber unfähig ist, ein warmes
Menschenherz auf die Dauer zu fesseln. Nein! ein Herz! ein
Herz!" rief ich aufspringend und streckte unwillkürlich die bei-
den Arme aus, als wollt' ich die Teufelsmauer umfassen, „ein
Menschenherz müßtest du besitzen, das dein wäre, das für dich
schlüge, mit dir empfände, für dich fühlte, ein Herz, wie es

just das junge Mädchen." Siehst Du, lieber Leser, da

war ich schon wieder bei dem Lenchen auf dem Stuffenberge
angelangt; denn ich bildete mir ein, daß sie gerade ein solches
Herz besitze, als mir nöthig sei. Das mochte ja auch wahr

genug sein, aber ich langer, unansehnlicher Kerl, der ich mehr
als einmal des Tags über meine eigenen Beine fiel, wie sollte,
durfte ich daran denken, je in meinem Leben mir ein solches
Herz zu erringen. Just zu recht gelegner Zeit hatte ich jetzt
einen recht glücklichen Gedanken, Mir fiel's nämlich plötzlich
ein (o! wie gut war's doch, daß ich als Philologe mit der My-
thologie der alten Griechen vertraut war) daß ja auch die mit
dem Zaubergürtel unvergänglicher Schönheit umgürtete Aphro-
dite der Griechen, dieses Urbild weiblicher, selbst Götter bezäh-
menden Anmuth — einen ganz absonderlichen Geschmack gehabt
und sich dem alten lahmen, rußigen Hephaistos in Liebe zugesellt
hatte, und mit dem konnte ich's doch ohne thörichte Anmasiung
wohl aufnehmcn. Und übcrdem, wie freundlich war sie gegen

Bier und zwanzig Stunden auf dem Stuffenberge.

(Fortsetzung.)

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