22. Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst- --j — Ä
Handlungen, sowie von alleuPostämternund ==L
Zeitungsexpeditiouen angenommen.
Erscheinen wöchentlich. Subscriptionspreissürv-iT-ss-s
den Band von24Nummern3 st. 36 kr. R.-W. *
od. 2 Rthlr. Einzelne Nummern kosten 12 R.-W. od. 3 ggr.
Prolmtum est.
Fortsetzung.)
Dadurch ließ sich aber Frau Meister Staps gar nicht hin-
dern, ihre theure Ehehälfte zu erwischen und mit ihr einen lang-
samen Walzer zu produciren. — Aber welche böse Folgen hatte
dies! — Dadurch war in Christoph ein wahrer Tanzteufel
wach geworden. Und nicht mit seiner Susanne tanzte er, son-
dern — o Schmach und Gram! — mit andern rothbäckigen
Dirnen. Tie Susanne mußte zusehen, wie ihr Christoph in
rauschenden Gallopaden mit den schmucksten Dirnen ihr vorüber-
raste. Sie konnte ihn nicht begreifen, selbst an den tollsten
Tagen seiner Bräutigamslaunen hatte sie ihn nie als einen
so ausbündigcn Tänzer kennen gelernt. Alle ihre schmollenden
Reden, ihre finstersten Mienen, vor denen Christoph sonst immer
zu Kreuze zu kriechen pflegte, sie halfen heute nichts. Weder
gute noch böse Worte ivollten heute bei ihm anschlagen; er
hörte sie lächelnd an und machte dann einer hübschen Nach-
barin ein verbindliches Compliment und forderte sie zu dem
eben beginnenden Tanze auf. — Susanne sing an, in eine
gelinde Verzweiflung zu gerathen. Aber das schlimmste
Herzeleid für sie sollte erst noch kommen.
Da war die Inste, das schmuckste Mädchen von allen,
groß und blühend, heiter und neckisch, ein verführerisches Ding.
— Und Christoph und Inste hatten vor seiner Verheirathung
einst ein Liebesverhältniß gehabt, das nur an dem Widerspruch
ihrer Eltern gegen eine Verbindung gescheitert war. — „Hat
man die Liebe ansgeliebt, fängt man die Freundschaft an,"
sagt zwar Heine; aber manchmal fängt man auch dieselbe Liebe
wieder an. Und bei Christoph und Inste schien dies letztere
einzutreffen. Kaum hatten sich beide nach jahrelanger Trenn-
ung hier zum ersten Mal loiedcr getroffen, als sich auch wieder
das alte herzliche Berständniß einstellte. Sie nahten sich auf
das freundlichste und verkehrten um so wärmer mit einander,
als sie sich beide ohne Schuld wußten und nur die Macht äu-
ßerer Verhältnisse das alte Band gelöst hatte. — Der Christoph
war ganz Freude und Lust, er wich jetzt nicht mehr von der
Seite Justens und tanzte Reigen um Reigen mit ihr. Sie
waren so selig und ausgelassen, als wollten sie sich wieder in
den verlornenLiebesfrühling hineintanzen.—Susanne, die immer j
schon um die Sache gewußt, sie aber für gänzlich gefahrlos ge-
halten, seitdem sie den Christoph in ihr Joch gebeugt hatte — !
Susanne fühlte eine gallige Eifersucht und einen bald meiner- >
lichen bald trotzigen Groll auf Beide, und zwar um so mehr,
als sie keine Gelegenheit hatte, sich dagegen zu revangiren,
etwa dadurch, daß auch sie sich von einem Galan hofiren
ließ — denn es fand sich keiner. Sie saß verdrießlich und
übellaunig in einer Ecke; der Christoph kümmerte sich so gut
wie gar nicht um sie, und gab sich ganz dem neuen Reize
hin. Susanne hatte nur das bitt’re Zusehen — In einer
Pause trat sie zu Christoph hin, klagte über Unwohlsein und
trieb zum Fortgehen an. Der aber drehte sich lächelnd auf
dem Absätze herum, ging wieder zur Juste und begann das
lustige Schäkern mit ihr von Neuem.
Susanne fühlte nun eine große Bangigkeit und machte
sich im Stillen die heftigsten Borwürfe, daß sie heut selbst die
Veranlassung gegeben und ihren guten Mann in die Löwen-
grube, wo sie seine Treue einbüßen konnte, geführt habe. Sie
war klug genug, einzusehen, wie gefährlich dies Ding für ihr
eheliches Glück werden könne; sie wußte, daß es immer folgen-
reich ist, dem Gegenstand einer alten Leidenschaft wieder nahe
gerückt zu sein. — Wie inan beim zufälligen Anblick eines ab-
gelegten Kleidungsstückes, in dem man sich einst wohl gefühlt
und süße Dinge erlebt hat, oft in Versuchung kommt, wieder
einmal hinein zu schlüpfen, gleichsam zur Probe, wie man sich
jetzt darin ausnehme und um sich in die alte gute Zeit wieder
einmal recht lebhaft zurück zu versetzen; — so reizt auch oft
der Gegenstand einer alten Neigung, ihn sich wieder von Neuem
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Dadurch ließ sich aber Frau Meister Staps gar nicht hin-
dern, ihre theure Ehehälfte zu erwischen und mit ihr einen lang-
samen Walzer zu produciren. — Aber welche böse Folgen hatte
dies! — Dadurch war in Christoph ein wahrer Tanzteufel
wach geworden. Und nicht mit seiner Susanne tanzte er, son-
dern — o Schmach und Gram! — mit andern rothbäckigen
Dirnen. Tie Susanne mußte zusehen, wie ihr Christoph in
rauschenden Gallopaden mit den schmucksten Dirnen ihr vorüber-
raste. Sie konnte ihn nicht begreifen, selbst an den tollsten
Tagen seiner Bräutigamslaunen hatte sie ihn nie als einen
so ausbündigcn Tänzer kennen gelernt. Alle ihre schmollenden
Reden, ihre finstersten Mienen, vor denen Christoph sonst immer
zu Kreuze zu kriechen pflegte, sie halfen heute nichts. Weder
gute noch böse Worte ivollten heute bei ihm anschlagen; er
hörte sie lächelnd an und machte dann einer hübschen Nach-
barin ein verbindliches Compliment und forderte sie zu dem
eben beginnenden Tanze auf. — Susanne sing an, in eine
gelinde Verzweiflung zu gerathen. Aber das schlimmste
Herzeleid für sie sollte erst noch kommen.
Da war die Inste, das schmuckste Mädchen von allen,
groß und blühend, heiter und neckisch, ein verführerisches Ding.
— Und Christoph und Inste hatten vor seiner Verheirathung
einst ein Liebesverhältniß gehabt, das nur an dem Widerspruch
ihrer Eltern gegen eine Verbindung gescheitert war. — „Hat
man die Liebe ansgeliebt, fängt man die Freundschaft an,"
sagt zwar Heine; aber manchmal fängt man auch dieselbe Liebe
wieder an. Und bei Christoph und Inste schien dies letztere
einzutreffen. Kaum hatten sich beide nach jahrelanger Trenn-
ung hier zum ersten Mal loiedcr getroffen, als sich auch wieder
das alte herzliche Berständniß einstellte. Sie nahten sich auf
das freundlichste und verkehrten um so wärmer mit einander,
als sie sich beide ohne Schuld wußten und nur die Macht äu-
ßerer Verhältnisse das alte Band gelöst hatte. — Der Christoph
war ganz Freude und Lust, er wich jetzt nicht mehr von der
Seite Justens und tanzte Reigen um Reigen mit ihr. Sie
waren so selig und ausgelassen, als wollten sie sich wieder in
den verlornenLiebesfrühling hineintanzen.—Susanne, die immer j
schon um die Sache gewußt, sie aber für gänzlich gefahrlos ge-
halten, seitdem sie den Christoph in ihr Joch gebeugt hatte — !
Susanne fühlte eine gallige Eifersucht und einen bald meiner- >
lichen bald trotzigen Groll auf Beide, und zwar um so mehr,
als sie keine Gelegenheit hatte, sich dagegen zu revangiren,
etwa dadurch, daß auch sie sich von einem Galan hofiren
ließ — denn es fand sich keiner. Sie saß verdrießlich und
übellaunig in einer Ecke; der Christoph kümmerte sich so gut
wie gar nicht um sie, und gab sich ganz dem neuen Reize
hin. Susanne hatte nur das bitt’re Zusehen — In einer
Pause trat sie zu Christoph hin, klagte über Unwohlsein und
trieb zum Fortgehen an. Der aber drehte sich lächelnd auf
dem Absätze herum, ging wieder zur Juste und begann das
lustige Schäkern mit ihr von Neuem.
Susanne fühlte nun eine große Bangigkeit und machte
sich im Stillen die heftigsten Borwürfe, daß sie heut selbst die
Veranlassung gegeben und ihren guten Mann in die Löwen-
grube, wo sie seine Treue einbüßen konnte, geführt habe. Sie
war klug genug, einzusehen, wie gefährlich dies Ding für ihr
eheliches Glück werden könne; sie wußte, daß es immer folgen-
reich ist, dem Gegenstand einer alten Leidenschaft wieder nahe
gerückt zu sein. — Wie inan beim zufälligen Anblick eines ab-
gelegten Kleidungsstückes, in dem man sich einst wohl gefühlt
und süße Dinge erlebt hat, oft in Versuchung kommt, wieder
einmal hinein zu schlüpfen, gleichsam zur Probe, wie man sich
jetzt darin ausnehme und um sich in die alte gute Zeit wieder
einmal recht lebhaft zurück zu versetzen; — so reizt auch oft
der Gegenstand einer alten Neigung, ihn sich wieder von Neuem