Der glückliche Ehemann
77 ;
„Also das sind die Antiken? Sagen Sie mal, was ver- !
steht man denn unter Antiken?"
„Was Antiken sind wollen Sie wissen?"
„Ja wohl!"
„Nu sehn Sie, Antiken das is — seh n Se — wenn
mer alt und nackendig is, un eenen e Arm oder e Bein fehlt!"
Tabletten
Tack Mädchen mit den weißen Haaren.
Ich hatte sie geliebt, meine Lieder rührten tausend Frauen-
herzen, das ihrige nicht; umsonst rief ich Mond und Sterne
an, beide sind alt geworden und kümmern sich nicht mehr um
Liebesschmerz; ich hängte meinen Doktortitel an mein Herz,
um sie zu ködern, umsonst, sie streckte ihre Arme nach einem Ideal
aus, welches nur in Romanen lebt. Ich >var 26 Jahre alt
und kurzsichtig, nach dem neuesten Geschmack gekleidet, hatte
den Dumas und die Georges Sand gelesen und wurde doch
gehaßt. Mein Stolz erwachte, ich zog mich zurück; dies half,
denn im nächsten Conzert kam es mir vor, als ob sie mich
belorgnettire, — nun spannte ich alle Segel auf, ich wurde
melancholisch wie ein Pudel im Sommer, ging blos auf abge-
legenen Orten spazieren und schaffte den Barbier ab. Sie er-
fuhr Alles, erkundigte sich oft »ach mir, und deklamirte mein
letztes Gedicht in der Soiröe der Butterhändlerin Stiasni. Sie
liebt Dich, flüsterten mir tausend Z-chhire zu, sie wird
dein, lispelten die Blumen und ich war überglücklich. Da
kam eine Ordre, ich mußte mich in den Postwagen setzen, nach
Italien fahren und Wunden heilen. Unter tausend Leichen
dachte ich nur an sie, ich war überzeugt, sie liebte mich, und
mein Herz schlug, als wollte es aus der Brust dcrsertiren.
„Na, das muß ich schon sagen, über mein Weiberl geht halt
nix; jetzt Hab' ich alle Tag a Gansl, seit mer vcrheirathet sind,"
sind Antiken's
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„Also das sind die Antiken? Sagen Sie mal, was ver- !
steht man denn unter Antiken?"
„Was Antiken sind wollen Sie wissen?"
„Ja wohl!"
„Nu sehn Sie, Antiken das is — seh n Se — wenn
mer alt und nackendig is, un eenen e Arm oder e Bein fehlt!"
Tabletten
Tack Mädchen mit den weißen Haaren.
Ich hatte sie geliebt, meine Lieder rührten tausend Frauen-
herzen, das ihrige nicht; umsonst rief ich Mond und Sterne
an, beide sind alt geworden und kümmern sich nicht mehr um
Liebesschmerz; ich hängte meinen Doktortitel an mein Herz,
um sie zu ködern, umsonst, sie streckte ihre Arme nach einem Ideal
aus, welches nur in Romanen lebt. Ich >var 26 Jahre alt
und kurzsichtig, nach dem neuesten Geschmack gekleidet, hatte
den Dumas und die Georges Sand gelesen und wurde doch
gehaßt. Mein Stolz erwachte, ich zog mich zurück; dies half,
denn im nächsten Conzert kam es mir vor, als ob sie mich
belorgnettire, — nun spannte ich alle Segel auf, ich wurde
melancholisch wie ein Pudel im Sommer, ging blos auf abge-
legenen Orten spazieren und schaffte den Barbier ab. Sie er-
fuhr Alles, erkundigte sich oft »ach mir, und deklamirte mein
letztes Gedicht in der Soiröe der Butterhändlerin Stiasni. Sie
liebt Dich, flüsterten mir tausend Z-chhire zu, sie wird
dein, lispelten die Blumen und ich war überglücklich. Da
kam eine Ordre, ich mußte mich in den Postwagen setzen, nach
Italien fahren und Wunden heilen. Unter tausend Leichen
dachte ich nur an sie, ich war überzeugt, sie liebte mich, und
mein Herz schlug, als wollte es aus der Brust dcrsertiren.
„Na, das muß ich schon sagen, über mein Weiberl geht halt
nix; jetzt Hab' ich alle Tag a Gansl, seit mer vcrheirathet sind,"
sind Antiken's
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der glückliche Ehemann" "Tabletten" "Was sind Antiken?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 18.1853, Nr. 418, S. 77
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg