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18. ! Bestellungen werden in alle» Buch- und Kunst- M

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den Baud von 24Nummenl 3 fl. 36 kr. R.-W

od. 2 Rthlr. EinzelneNuinmem kosten 12 kr. oder 4 Sgr.

Moden über die Welt.

Skizze .von Friede. Gerstäcker.


as Wort Mode
hat einen sehr
weiten Begriff
— es erstreckt
sich auch auf den
Stoff, ja quält,
peinigt, verun-
staltet und miß-
handelt nicht al-
lein unsere Kör-
per, sondern
auch unsere See-
len. Nun ist es
allerdings ein
ziemlich gleich-
gültig Ding, ob
ich einen spitzen
oder breiten Hut,
ob ich einen kur-
zen oder langen
Rock trage — es hat sogar nicht
viel zu bedeuten, wenn ich von Wolle
nach Seide, und von Seide wieder
nach einem anderen Stoffe überwech-
sele ; die Sache wird aber schon lveit
bedenklicher, wenn es daraus hinaus-
läuft, mir Füße oder Rippen zu zer-
pressen, wie fte’ä in den Zopfländern machen, gewisse Zähne
auszubrechen, wie in Afrika, die Haut aufzureißen, wie in
Australien, oder sich gar den Schädel als kleines Kind schon
nach einer gewissen modernen Form einbiegen zu lassen, wie

bei Oregonstämmen. — Noch viel tollere Sachen gehören
alle mit zur Mode.

Aber selbst die Seele lebt nicht frei und unabhängig in
unserer Brust — auch sie ist der Mode unterworfen, denn in
dem einen Lande ist es Mode Katholik, in dem andern Pro-
testant zu sein, in dem dritten Schiwa- und Brama-Anbeter —
da Wischnu, da Muhamedaner und Gott weiß, was sonst noch,
und will man sich da ansschließen, rümpfen die Leute eben I
so die Nase, als wenn ich mich hier dem Frack und Civil-
Czako widersetze, und Alles kann man ja doch nicht sein.

Auch die Art sogar, wie sie ihre Religionen ansdrücken,
ist der Mode unterworfen; die Einen singen, die Andern tan-
zen — die Einen werfen sich auf die Kniee nieder und kreu-
zen die Hände auf der Brust, wie die Muhamedaner, die An-
deren legen sich auf den Rücken und strampeln mit den Beinen,
wie die Methodisten in den Vereinigten Staaten; die Einen
halten es für eine Grobheit, den Hut aufzubehalten, wie die
Christen, die Anderen für dasselbe ihn abzunehmen, wie die Ju- .
den — es ist rein zum Verzweifeln, und der liebe Gott da
oben muß wahrhaftig manchmal ganz confus werden, wenn er
so an einem recht stillen, freundlichen Sonntagmorgen auf den
ganzen Wirrwar hier unten herunterblickt. — Doch das ist
nicht das, worüber ich heute mit Ihnen sprechen wollte, die
Moden der Seele liegen uns auch für das alltägliche Leben
zu tief, mit einem Blick da hinein auch gleich ein Urtheil fällen
zu können, oder selbst nur einen Ueberblick zu gewinnen, die
Nüancen sind zu fein. — Und nebenbei ist es auch bei der
frommen Richtung, die unsere Regierungen gegenwärtig ge- j
nommen haben, eine viel zu kitzlichc Sache, sehr genau auf die
Mode der Religionen einzugehen, man kommt da auf zu viele
Blößen, und der eine Schneider sagt, ich habe recht, während
der andere Himmel und Erde zum Zeugen ausruft, daß er
die richtige Form gefunden habe — die en gros Handlung
selber hat sich aber noch gar nicht darüber ausgesprochen.

18
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Moden über die Welt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mode <Motiv>
Figur
Person of Color <Motiv>
Herrenmode
Initiale
Karikatur
Kleidung <Motiv>
Spiegel <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 18.1853, Nr. 426, S. 137
 
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