Die Zahnlücke.
Dem alten Schnitzlein trug er auf, andern Tags zu
ihm in's Bureau zu kommen, damit er ihm den Betrag
für die neuen Zähne mitgebe; dann ging er nach Hause,
so vergnügt heute, wie lange nicht mehr.
Rode war an diesem Abende, als er an der Seite
seiner Gattin saß, ganz verändert; er war wieder einmal ganz
der Alte. Dieser plötzliche Wechsel der Dinge war so un-
erwartet für die junge Frau und so unerklärbar, daß sie
nicht wußte, was sie davon denken sollte. Sie war über-
rascht davon; sie war froh und doch war ihr zugleich so
eigenthümlich dabei zu Muthc.
Und als jetzt beim Schluß des Abendessens der letzte
Visien an die Reihe kam und Rode denselben in altgewohnter
Weise theilte, da wurde ihr so, als könne sie ein überwäl-
tigendes Gefühl des Glücks nicht unterdrücken; ihr war,
als wenn sie weinen müsse. Sie zögerte, den letzten Bissen
zu nehmen, da nahm ihr Mann aber das Stück und schob
cs ihr lachend in den Mund. „Nimm doch!" sprach er
heiter, „Du brauchst Dich nicht zu fürchten; wenn Du Dir
dießmal auch die Zähne daran ausbeißen solltest, so thut
das nichts: Ich Hab' ja hier schon die neuen für Dich!"
Mil diesen Worten legte er das mitgebrachte Päckchen auf
den Tisch. Die junge Frau errieth sogleich ganz richtig, von
wo cs her kam; sie wurde auch diesmal roth — ganz roth
bis hinter die Ohrläppchen. Rode umfaßte sic lachend und
zog sie an sich. „Du bist ja doch meine Emma," rief er, „meine
liebe Emma! — habe Du nur immer Deine Zahnlücke,
Deine versteckte, das thut nichts! — ich will gern unserm
Freund Stollberg, wenn er kommt, die Wette bezahlen —
nur, Emma, laß uns kein Geheimniß mehr vor einander
haben!" — „Gewiß nicht!" sprach die junge Frau, und
Rede küßte ihr freudig dieses Versprechen von ihren Lippen
hinweg.
ö Lud. Müller.
Modern. 203
Er: „Wie gcht's Ihnen?" Sie: „Danke, gut."
Er: „Mir geht's auch gut!" Sie: „Das freut mich."
Er: „Das dacht ich mir, deßhalb sagt' ich's gleich."
Macht des Gesangs.
Major: „Wie können Sie sich unterstehen, Herr
Lieutenant, mit einem so ordonnanzwidrig krummen Säbel
zum Ererzircn zu kommen!" Lieutenant v. Pustowitz:
„Jcstcrn im Concert jcwesen — Herr Major! — Noch Pallasch
schabt — vor der Vorstellung! — Patti himmlisch jesungen
— janz hinjerissen — bejeisterten Applaus kundjcjcben —
Säbel nach der Vorstellung krumm jewesen!"
26*
Dem alten Schnitzlein trug er auf, andern Tags zu
ihm in's Bureau zu kommen, damit er ihm den Betrag
für die neuen Zähne mitgebe; dann ging er nach Hause,
so vergnügt heute, wie lange nicht mehr.
Rode war an diesem Abende, als er an der Seite
seiner Gattin saß, ganz verändert; er war wieder einmal ganz
der Alte. Dieser plötzliche Wechsel der Dinge war so un-
erwartet für die junge Frau und so unerklärbar, daß sie
nicht wußte, was sie davon denken sollte. Sie war über-
rascht davon; sie war froh und doch war ihr zugleich so
eigenthümlich dabei zu Muthc.
Und als jetzt beim Schluß des Abendessens der letzte
Visien an die Reihe kam und Rode denselben in altgewohnter
Weise theilte, da wurde ihr so, als könne sie ein überwäl-
tigendes Gefühl des Glücks nicht unterdrücken; ihr war,
als wenn sie weinen müsse. Sie zögerte, den letzten Bissen
zu nehmen, da nahm ihr Mann aber das Stück und schob
cs ihr lachend in den Mund. „Nimm doch!" sprach er
heiter, „Du brauchst Dich nicht zu fürchten; wenn Du Dir
dießmal auch die Zähne daran ausbeißen solltest, so thut
das nichts: Ich Hab' ja hier schon die neuen für Dich!"
Mil diesen Worten legte er das mitgebrachte Päckchen auf
den Tisch. Die junge Frau errieth sogleich ganz richtig, von
wo cs her kam; sie wurde auch diesmal roth — ganz roth
bis hinter die Ohrläppchen. Rode umfaßte sic lachend und
zog sie an sich. „Du bist ja doch meine Emma," rief er, „meine
liebe Emma! — habe Du nur immer Deine Zahnlücke,
Deine versteckte, das thut nichts! — ich will gern unserm
Freund Stollberg, wenn er kommt, die Wette bezahlen —
nur, Emma, laß uns kein Geheimniß mehr vor einander
haben!" — „Gewiß nicht!" sprach die junge Frau, und
Rede küßte ihr freudig dieses Versprechen von ihren Lippen
hinweg.
ö Lud. Müller.
Modern. 203
Er: „Wie gcht's Ihnen?" Sie: „Danke, gut."
Er: „Mir geht's auch gut!" Sie: „Das freut mich."
Er: „Das dacht ich mir, deßhalb sagt' ich's gleich."
Macht des Gesangs.
Major: „Wie können Sie sich unterstehen, Herr
Lieutenant, mit einem so ordonnanzwidrig krummen Säbel
zum Ererzircn zu kommen!" Lieutenant v. Pustowitz:
„Jcstcrn im Concert jcwesen — Herr Major! — Noch Pallasch
schabt — vor der Vorstellung! — Patti himmlisch jesungen
— janz hinjerissen — bejeisterten Applaus kundjcjcben —
Säbel nach der Vorstellung krumm jewesen!"
26*
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Zahnlücke"
"Modern"
"Macht des Gesangs"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Kommentar
Signatur A. F.
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)