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<a Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst- wöchentl. ein Mal. Preis des Bandes (26 SZnt.) , y

' Handlungen, sowie von allen Postämtern und m 3fl. 54 kr.Südd.od. 2Thlr. 5Sgr., excl. Porto '

Zeitungscxpeditionen angenommen. Erscheinen bei directem Bezüge. Einzelne Rrn. 9 kr. od. 2'/^. Sgr.

Ein verfehltes Gemälde.

(Schluß.)

Seine Augen blitzten voll Zorn, indem er die fatale Kuh Wer konnte denn ahnen, daß ihr Plan einen solchen Ausgang

anblickte. „Es hat mir's noch Niemand nachsagen können", j nehmen würde? Jetzt war es schlimmer als zuvor,

fuhr er fort, „daß ich die Leute zu hintergehen suche. Was in j Der Vater lag auf dem Sopha ausgestreckt und schien
Meinem Laden als Ochsenfleisch verkauft wird, stammt auch von seinen Aerger zu verschlafen. Aber sobald sie leise die Stube ver-

Ochsen her, und ich will auf jedes einzelne Stück die Hand ließ, war er wieder auf den Beinen und stellte sich vorsichtig hinter

legen und einen Eid ablcisten. Mein Geld wird ehrlich verdient. j das geöffnete Fenster. Kreiling näherte sich dem Hanse. Röschen
Soll ich mich von dem jungen Lump beschimpfen lassen?" j machte ihm schon von ferne ein nbwehrendcs Zeichen, aber er
Er faßte wieder mit beiden Händen nach der Wand, als ' verstand cs nicht. Er war heute sehr fröhlich gestimmt, eine große

ob er die Kuh vom Gemälde herunterziehen könne. „Da steht Siegeszuversicht erfüllte ihn. Mit wenigen Worten vernichtete

es nun!" — Er lachte in größter Verzweiflung. — „Wenn | sie dieselbe.

Jemand in den Laden kommt, sieht er das Thier vor sich und ' „Daß Du eine Kuh malen mußtest!" stöhnte sie.

>vird mich ausspottcn. Die Mägde werden's in der Stadt „Aber was ist denn dabei?" antwortete er. „Wenn Du

herumbringen, daß ich mit einer Kuh gemalt bin. Es ist gerade ! Dir die Bilder der niederländischen Maler betrachtest, so findest
so, als ob ich ein Schild heraushinge, auf dem die Worte stehen: Du gewöhnlich auf denselben Kühe, und keine Ochsen. Es

Hier betrügt der Metzger!" wird wohl als unkünstlerisch gelten, Ochsen zu malen. Und

Röschen seufzte tief ans. Sie hatte hin und her gesonnen, i die Kuh ist wirklich nicht schlecht ausgefallen."
über sie fand keine Entschuldigung für den Maler. „Du hast den Vater gar sehr aufgebracht."

„Ich will's nicht länger anschauen", sprach er weiter und , „Er ist —"
wendete sich ab. - „Macht die Stellage wieder herum! Das Herr Kreiling hielt bestürzt innc; der Vater stand neben

sage ich Euch: kein Mensch darf's zu Gesicht bekommen! Ich ihm. In seiner Verwirrung dachte der Maler nicht einmal daran,

schlag Euch windelweich, wenn Ihr Jemand dahinter gucken ! den Hut abzunehmen. Röschen umschlang mit einem heftigen Schrei
j laßt. Ich will dafür sorgen, daß cs sobald als möglich vcr- | den Hals ihres Geliebten. Sie glaubte nicht anders, als daß
löscht oder wcggekratzt wird!" i ihr erzürnter Vater denselben umznbringcn gedenke. Jedoch der

Mit vieler Anstrengung zerrten Mutter und Tochter das Metzger glich dem sauftmüthigsten seiner Schlachtopfer. „Guten

Gestell vor das Bild. Er sah mit Befriedigung, daß es dadurch Abend, Herr Kreiling", sagte er freundlich und reichte ihm die

gänzlich den neugierigen Blicken entzogen war. Er entfernte die ; Hand. „Kommen Sie mit uns herein in die Wohnstube!"
Beiden aus dem Laden, schloß dann die Thüre sorgfältig zu und „Geh' nicht hinein!" warnte sie.

steckte den Schlüssel in die Tasche. Die Leute, die des Nach- > Er zauderte einen Augenblick, aber er dachte daran, daß
Wittags kamen, um ihren Flcischbcdarf zu holen, fertigte er kurz ab. I er wegen der Wahl des Thicres sich zu rechtfertigen habe, und
Röschen erwartete mit banger Sorge den Abend. Sie > folgte dem Vater nach,
hatte mit dem Maler verabredet, vor dem Hause sich zu treffen. ' Mutter und Tochter zogen höchst trübselige Gesichter, während


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