m7o7rr-r-■—m,,* „„s ©uni't» — wöchentl. einMal. Preis des Bandes (26 Nrn.)
17. ^stcllu"gon werden m alle Buch- u d Kun m r«. | K||| 3 fl.54kr.Südd. od.2Thlr.5Sgr., excl.Porto M.
h a n d l un ge n, sowie von allen P 0st a m tern uno 1 ™ Einzelne Nrn. 9 kr. od. 2'/, Sgr.
Lotung sexpeditionen angenommen. Er, che ulen__ Bei oirectem -oeauge. -
B 0 V 0.
Im Jahre 1540 war cs dem kunstsinnigen Cardinal von
Äerrara, nach manchen missglückten Versuchen, endlich gelungen,
berühmten Bildner in Er.; und edelu Metallen, Benvenuto
Cellini, aus seiner italienischen Heimath an den §>of des Königs
OO'anz I. von Frankreich zu entführen, wo er für den galanten
Monarchen eine Reihe schöner Arbeiten ausführen sollte. Zu-
nächst Wünschte der König, daß Cellini zwölf Modelle zu silbernen
Statuen, in voller Lebensgröße, anfertige, welche seinen Tisch
nls Leuchter umgeben sollten, und zwar sechs Götter und sechs
Göttinnen. Ein altes Castell, das sich im Dreieck erbaut an die
Mauer von Paris lehnte, wurde dem großen Künstler als
Wohnung und Werkstatt angewiesen. Er nahm mit seinen Leuten
sofort Besitz von demselben, richtete sich ein und begann, von
stinen Schülern unterstützt, zu arbeiten. Die Letzteren, meist
Italiener, waren ihm in treuer Anhänglichkeit aus ihrer Heimath
Nach Frankreich gefolgt und bildeten in jener gewaltthätigeu
Seit, wo der Degen noch von dem Griffel und der Palette
unzertrennlich war, zugleich das bewaffnete Gefolge des Kuust-
sursteu. Unter ihnen zeichneten sich ein Neapolitaner Ascanio
und ein Römer Paul Macherani durch Geschicklichkeit in ihrer
Kunst sowie durch körperliche Kraft und Schönheit ganz be-
sonders aus.
Cellini begann damit, daß er kleine Modelle von vier
der bestellten Götterbilder anscrtigte, Jupiter, Juno, Apollo und
Vulkan. Als er sie Franz I. brachte, zeigte sich derselbe von.
Men gleich entzückt, verlangte aber, der Künstler möge mit dem
Jupiter den Anfang machen, zu welcheni Zwecke er ihm von
seinem Schatzmeister 300 Pfund Silber geben ließ. Die Marquise
"°n Estampes, welche bekanntlich ans Franz I. einen so großen
Cinflnß übte, daß sogar ein Karl V. sich herbeiließ, ihr während
Eine heitere Geistergeschichte
von Sachc»M«soch.
seines Aufenthaltes an dem französischen Hofe zu huldigen, sah
sich dadurch, daß Cellini seine Modelle nur dem Könige, nicht
aber ihr zur Prüfung vorwies, zurückgesetzt und beleidigt und
war von dem Tage an die erklärte Feindin des italienischen
Meisters.
Dies hinderte jedoch Benvenuto nicht, sorglos sein großes
Werk fortzusetzen. Er stellte große Modelle des Jupiter und
Vulkan in Thon her und begann zugleich eine Colossalstatue des
Mars. Dann ging er daran, wie cs sein königlicher Wirth
befohlen, den Jupiter in Silber auszuführen. Die Arbeit des
Tages wurde in der Regel nur durch die Mahlzeiten unter-
brochen, welche Meister und Schüler gemeinschaftlich cinuahmeu
und bei denen es nie au Fröhlichkeit fehlte, da der vierzigjährige
Meister mit den Jünglingen, welche ihn umgaben, an Witz und
lustigen Einfällen wetteiferte.
Der Castcllan des Schlosses, ein munterer Alter, Pcpi»
genannt, nahm so gut es ging an den Beschäftigungen und
Unterhaltungen der Künstler Thcil. Er hatte ihnen den seit vielen
Jahren unbenützten Ballspiclsaal geöffnet, wo sie sich nun an
der damals bei allen Ständen beliebten Bewegung ergötzten.
Einmal, als die lustige Bande sich wieder in dem weiten Saale
mit lautem Lärm und Lachen Herumtrieb, während die farbigen
Bälle ans und ab schwebten, begann der alte Franzose Plötzlich
gehcimnißvoll zu Cellini gewendet: „Eines nur begreife ich nicht,
daß nämlich der eigentliche Herr dieser Räume, welcher hier
seit vielen Jahren ungestört gehaust hat, sich Euere Einquartirnng
und Euer Treiben so ruhig gefallen läßt."
„Der Herr dieses Castells", erwiderte Benvenuto, „ist,
so denke ich, unser großmüthiger König, und da er uns dasselbe
eingeräumt hat, wird uns wohl Niemand zu beunruhige» wagen ?"
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17. ^stcllu"gon werden m alle Buch- u d Kun m r«. | K||| 3 fl.54kr.Südd. od.2Thlr.5Sgr., excl.Porto M.
h a n d l un ge n, sowie von allen P 0st a m tern uno 1 ™ Einzelne Nrn. 9 kr. od. 2'/, Sgr.
Lotung sexpeditionen angenommen. Er, che ulen__ Bei oirectem -oeauge. -
B 0 V 0.
Im Jahre 1540 war cs dem kunstsinnigen Cardinal von
Äerrara, nach manchen missglückten Versuchen, endlich gelungen,
berühmten Bildner in Er.; und edelu Metallen, Benvenuto
Cellini, aus seiner italienischen Heimath an den §>of des Königs
OO'anz I. von Frankreich zu entführen, wo er für den galanten
Monarchen eine Reihe schöner Arbeiten ausführen sollte. Zu-
nächst Wünschte der König, daß Cellini zwölf Modelle zu silbernen
Statuen, in voller Lebensgröße, anfertige, welche seinen Tisch
nls Leuchter umgeben sollten, und zwar sechs Götter und sechs
Göttinnen. Ein altes Castell, das sich im Dreieck erbaut an die
Mauer von Paris lehnte, wurde dem großen Künstler als
Wohnung und Werkstatt angewiesen. Er nahm mit seinen Leuten
sofort Besitz von demselben, richtete sich ein und begann, von
stinen Schülern unterstützt, zu arbeiten. Die Letzteren, meist
Italiener, waren ihm in treuer Anhänglichkeit aus ihrer Heimath
Nach Frankreich gefolgt und bildeten in jener gewaltthätigeu
Seit, wo der Degen noch von dem Griffel und der Palette
unzertrennlich war, zugleich das bewaffnete Gefolge des Kuust-
sursteu. Unter ihnen zeichneten sich ein Neapolitaner Ascanio
und ein Römer Paul Macherani durch Geschicklichkeit in ihrer
Kunst sowie durch körperliche Kraft und Schönheit ganz be-
sonders aus.
Cellini begann damit, daß er kleine Modelle von vier
der bestellten Götterbilder anscrtigte, Jupiter, Juno, Apollo und
Vulkan. Als er sie Franz I. brachte, zeigte sich derselbe von.
Men gleich entzückt, verlangte aber, der Künstler möge mit dem
Jupiter den Anfang machen, zu welcheni Zwecke er ihm von
seinem Schatzmeister 300 Pfund Silber geben ließ. Die Marquise
"°n Estampes, welche bekanntlich ans Franz I. einen so großen
Cinflnß übte, daß sogar ein Karl V. sich herbeiließ, ihr während
Eine heitere Geistergeschichte
von Sachc»M«soch.
seines Aufenthaltes an dem französischen Hofe zu huldigen, sah
sich dadurch, daß Cellini seine Modelle nur dem Könige, nicht
aber ihr zur Prüfung vorwies, zurückgesetzt und beleidigt und
war von dem Tage an die erklärte Feindin des italienischen
Meisters.
Dies hinderte jedoch Benvenuto nicht, sorglos sein großes
Werk fortzusetzen. Er stellte große Modelle des Jupiter und
Vulkan in Thon her und begann zugleich eine Colossalstatue des
Mars. Dann ging er daran, wie cs sein königlicher Wirth
befohlen, den Jupiter in Silber auszuführen. Die Arbeit des
Tages wurde in der Regel nur durch die Mahlzeiten unter-
brochen, welche Meister und Schüler gemeinschaftlich cinuahmeu
und bei denen es nie au Fröhlichkeit fehlte, da der vierzigjährige
Meister mit den Jünglingen, welche ihn umgaben, an Witz und
lustigen Einfällen wetteiferte.
Der Castcllan des Schlosses, ein munterer Alter, Pcpi»
genannt, nahm so gut es ging an den Beschäftigungen und
Unterhaltungen der Künstler Thcil. Er hatte ihnen den seit vielen
Jahren unbenützten Ballspiclsaal geöffnet, wo sie sich nun an
der damals bei allen Ständen beliebten Bewegung ergötzten.
Einmal, als die lustige Bande sich wieder in dem weiten Saale
mit lautem Lärm und Lachen Herumtrieb, während die farbigen
Bälle ans und ab schwebten, begann der alte Franzose Plötzlich
gehcimnißvoll zu Cellini gewendet: „Eines nur begreife ich nicht,
daß nämlich der eigentliche Herr dieser Räume, welcher hier
seit vielen Jahren ungestört gehaust hat, sich Euere Einquartirnng
und Euer Treiben so ruhig gefallen läßt."
„Der Herr dieses Castells", erwiderte Benvenuto, „ist,
so denke ich, unser großmüthiger König, und da er uns dasselbe
eingeräumt hat, wird uns wohl Niemand zu beunruhige» wagen ?"
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