Fliegende Blätter (60.1874 (Nr. 1485-1510))

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Blondes Volk im bunten Tanz
Fliegt herum im Kreise,
Böhm'sche Musikanten geigen
Zu dem deutschen Kirmeßreigen
Finster ihre Weise.

Nach dem Hussitenkriege.

Horch dem Spiele! Schrillend klingt's
Wie beim Kampf der Lanzen,

Als des Ziska Taboriten
Mit den Kaiserlichen stritten
Auf den Prager Schanzen.

Spärlich weht ihr weißes Haar
Um die rothen Narben,

Schwarz fließt ihr Gewand in Falten,
Aber um die Gramgestalten
Fliegt's in bunten Farben.

Ziska, Ziska ist nicht mehr,
Das Panier zerspalten.

Nimmer kehren früh're Tage,
Wimmernd tönt die Völkerklage
Durch das Spiel der Alten.

Als noch Locken jugendlich
Ihre Stirn umflogen,

Kamen mit Prokop dem Starken
In desselben Dorfes Marken
Plündernd sie gezogen.

G'rade hierher ritt Prokop
Unter diese Linde,

Uebersah von ihrem Stamme,

Wie zum Kirchthurm schlug die Flamme,
Fortgewälzt vom Winde.

Und der alte Boden ist
Immer jung geblieben,

Hat verwischt die früher'» Spuren,
Hat getreulich auf den Fluren
Frucht um Frucht getrieben.

Stattlich steh'n die Häuser da.

Tragen Erntekränze,

Freundlich blickt der Kirchthurm nieder.
Und die Linde schmückt sich wieder
Neu mit jedem Lenze.

Männer lagen ringsum tobt.
Hingestreckt vom Beile,

Jungfrau'« stürzten hin zum Brande,
Sich zu retten vor der Schande,
Kinder floh'n in Eile.

Nene Zeit bringt neue Lust.

Nach dem Ernteschweiße
Fliegt beim Klang der böhm'sche» Geigen
Heut' im bunten Kirmeßreigen
Blondes Volk im Kreise.

Jener Kinder Enkel sind
Aufgeblüht indessen.

Haben sie, wie sie sich schwingen,
Ihrer Ahnen blnt'ges Ringen,
Alles Leid vergessen?

Und geendet war der Tanz,

Alle Wangen brannten,

Alle Herzen schlugen heiter —

Heimathlos des Weges weiter

Zieh'n die Musikanten. M. Beithack. |