Fliegende Blätter (68.1878 (Nr. 1693-1718))

Eine Roßkur.

Musiklchrer: „Also nur einem Militär wollen Sie
die Hand Ihrer herrlichen Tochter geben? — wohlan — auch
Ich bin Militär und habe meinem Kriegsherrn so treu gedient
wie Ew. Excellenz' — die Residenz ist meine Garnison — ich
bin Trainsoldnt." — General: „Lassen Sie mich seht allein;
morgen früh erhalten Sie meinen Bescheid — verlassen Sic
sich daraus!"

General: „Herr Adjutant, Sie commandiren sofort von
morgen ab den Trainsoldat Arthur Meyer zur specicllen
Dienstleistung bei mir —

Die Ergebung der Wittwe. 71

Also ist der Schluß geschrieben:

Einer muß der Letzte sein,

Auf die Gräber seiner Lieben
Leise weinend Blumen streu'».

Theurer, Du hast mich verlassen.

Und ich blieb zurück allein —

Nur darin kann ich mich fassen:

Einer muß der Letzte sein.

Eines muß den Kelch ja leeren
Bis zum herbsten Bodensatz,

Trug der Tod nach mir Begehren,

Stündest du an meinem Platz.

Ach, wie würdest du da weinen! —

Nein, ich trag's, so hart's auch drückt,

Möglich, daß der Himmel Einen,

Der mir tragen hilft, doch schickt.

__J Crassus.

Ein Freund in der Noth.

In einer Gesellschaft behauptet ein Herr, daß er mit Hilfe j
eines guten Freundes ein ganzes Tönnchen Austern essen könne. :
Da dieß von allen Seiten bezweifelt wird, so schlägt derselbe
eine bedeutende Wette vor, die von den Anwesenden lachend an- i
genommen wird. Noch denselben Nachmittag soll der Streit
ausgcfochten werden. Sämmtlichc Herren sitzen erwartungsvoll
da und werfen neugierige Blicke bald auf das Austertönnchen in
ihrer Mitte, bald nach der Thürc, zu welcher der Erwartete mit
! seinem „guten Freunde" jeden Augenblick hereinkommen mußte,
j Wer beschreibt aber das verblüffte Erstaunen, als derselbe —-