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126

Zwei

Ein nichtsnutziges Individuum, ein Dieb und Räuber,
hatte die Polizei schon lange genarrt und war trotz der eifrigsten
Nachforschungen ihren Argusaugen immer entgangen. Das
ärgerte den Polizeirath .1. in M., und als ihm seine Späher
einst berichteten, daß sich in den Grenzdörfern, in der Gegend,
wo das Fürstenthum an das Königreich grenzt, zuweilen ein
verdächtiges Individuum blicken lasse, das aber den Schlingen
der Polizei bis jetzt immer zu entschlüpfen gewußt habe, so
hielt sich der Polizeirath auf der Stelle überzeugt, dort seinen
Mann zu finden, und entschloß sich, um diesem Spiel ein Ende
zu machen, in selbsteigener Person dort verkleidet dem Verbrecher
nachznspüren. Gedacht, gethan, und im Bnnernhabit streifte er
nun in den Grenzdörfern umher. Eines Tages kam er in eine
Schenke, ließ sich ebenfalls einen Krug Bier bringen, setzte
sich mit an den Tisch und mischte sich dreist in das Gespräch
der Bauern. Bald zog einer derselben, der sich durch etwas
Pfiffiges und Lauerndes in seinem Benehmen vor allen

Uebrigen auszeichnete seine Wfmerksamkeit auf sich. Der Polizei-
rnth rückte sofort an den Bauer heran, zog ihn in ein Gespräch
und ließ hin und wieder ein Wort aus der Gaunersprache
fallen, das der Angeredete auch mit ähnlichen beantwortete. Jetzt
war der Polizeirath seiner Sache gewiß. „Höre," sagte er
heimlich, „Du scheinst mir ein resoluter Kerl zu sein: willst
Du heute Abend einen Fang mit mir ausführen, wobei nicht
viel Gefahr und ein hübsches Sümmchen zu verdienen wäre?"
—• „Hm, wenn das wäre," erwiderte der Andere; „aber sag'
mir doch erst, was Du eigentlich meinst?" — Nun setzte der
Polizeirath einen erdichteten Plan auseinander, schilderte ihm
das Gelingen desselben als höchst wahrscheinlich, und als er ihn
durch seine Rede endlich vollkommen in's Garn gelockt hatte,
bestimmte er ihm Ort und Stunde. Der Bauer versprach, sich
pünktlich einzustellen. — Inzwischen war dem Wirth das heimliche
Flüstern der beiden Fremden ausgefallen und, Verdacht schöpfend,
sandte er zum Gendarme, der auch bald ganz unerwartet
in die Stube trat, sich zu den Bauern setzte und wie von un-
gefähr den Polizeirath nach Namen, Stand und Wohnort fragte.

a u n c r.

Der Polizeirath beantwortete die Frage dreist mit einer schon
im Voraus für solche Fülle ersonnenen Lüge. — „Kann Er
sich denn legitimiren," fragte nun der Gendarme wieder den
Polizeirath. Da erhob sich der Angeredete, griff langsam in
die Seitentasche und sagte mit Würde: „Hier ist mein Paß,
ich bin Polizeirath Ai. aus M.; aber der da ist ein Schurke
(auf den zweiten Bauer deutend), bemächtigen Sie sich seiner!"
— Der aber schlug ein lautes Gelächter ans und konnte vor
Lustigkeit kein Wort Hervorbringen. Der Gendarme sprang
erbost auf und faßte ihn am Kragen. „Gemach, gemach!"
rief dieser unter Lachen, suchte ebenfalls seinen Paß heraus und
ihn dem Polizeirath präsentirend, sprach er: „ Mein Herr
College, cs freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen. Ich bin

der Polizei rath Z. aus S." — Beide Räthe waren in
gleicher Absicht unter gleicher Verkleidung ausgezogen, und e i n
Polizeirath hatte auf diese Weise den andern erwischt.

E. F.

Die Frauen.

Eine Frau vereinigt in sich alle Fakultäten: Die theolog-
ische, denn die Frauen halten gern Gardinenpredigten;
die juristische, denn sie wahren strenge ihre Rechte und führen
den Proceß des ehelichen Lebens mit List und Schlauheit;
als ächte Anwälte ihrer Sache wollen sie immer das letzte
Wort haben. Im Finanzfach sind sie meistens sehr geübt,
nur wirthschasten sic gerne nach eigenen Heften, und
sind leider oft die Ausgaben größer, als die Einnahmen.
Eine Medicineri-n ist fast jede Frau, sie wissen nicht nur
allerlei Hausmittelchen, sie kochen und pantschen auch allerlei
gute Bissen und Trünklein zusammen und fertigen als Hans-
Apothekerinen gleich ihre eigenen Receptc an. Jede Frau
ist aber vor Allem eine Philosophin. Ihre Aesthetik ist
die Mode, ihre Logik der Eigensinn, ihre Encyklopädic
der Kaffeeklatsch, und wer die Geschichte des Weibes schreiben
wollte, der müßte eine Weltgeschichte schreiben.
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Zwei Gauner"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Spitzer, Emanuel
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Gendarmerie
Bierkrug
Polizeibeamter
Gaststätte <Motiv>
Pickelhaube
Verkleidung <Motiv>
Händedruck <Motiv>
Tisch <Motiv>
Karikatur
Bauer <Motiv>
Handgeste
Gastwirt <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 68.1878, Nr. 1708, S. 126
 
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